Ich bin iM EINsatz

Als Offizier des Heeres an Bord

Als Offizier des Heeres an Bord

Datum:
Ort:
in See
Lesedauer:
3 MIN

Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Ein Soldat sitzt an einem Steuerrad auf der Brücke

Leutnant Jannik A. als Rudergänger während seiner Seewache

Bundeswehr/Norman Förster

Ich bin Leutnant Jannik A., 22 Jahre, und befinde mich derzeit auf dem Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“ im Bordpraktikum. Das ist für mich sehr besonders, da ich als Heeresoffizier in Ausbildung normalerweise keine Berührungspunkte mit der Marine habe. Als Offizieranwärter habe ich meine militärische Ausbildung in den Panzergrenadierbataillonen 212 in Augustdorf und 411 in Viereck sowie in der Panzertruppenschule Munster absolviert, bevor ich mein Studium der Luft- und Raumfahrttechnik an der Universität der Bundeswehr München im Oktober 2021 begann. Jetzt, in der vorlesungsfreien Zeit, habe ich mir zwischen Prüfungen und wissenschaftlichen Arbeiten die Zeit für ein Truppenpraktikum nehmen können. Da ich wenig von der Arbeit und dem Auftrag der Marine wusste, wollte ich diese Teilstreitkraft einmal kennenlernen. Und so bin ich auf den Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“ gekommen, welcher momentan als Flaggschiff der NATO-Mission Aegean Sea Activity zur Bewältigung der Flüchtlings- und Migrationskrise in der Ägäis beiträgt.

Das ist meine Aufgabe im Einsatz

Als Praktikant ohne Erfahrung in der Marine habe ich natürlich keinen festen Dienstposten. Mein Auftrag ist es, das Schiff und die verschiedenen Hauptabschnitte kennenzulernen. Deswegen durchlaufe ich alle Bereiche für jeweils einige Tage. Ich stehe mit meiner Seewache auf der Brücke, wo ich als Ausguck und als Rudergänger eingesetzt werde. Als Rudergänger ein 174 Meter langes Schiff zu steuern ist schon ein sehr besonderes Erlebnis. Bei meinem Einblick in die Schiffstechnik bin ich mit den Schiffstechnikern, den sogenannten „Heizern“, auf Ronde durch das Schiff gegangen, um alle Anlagen zu überprüfen. „Auf Ronde gehen“ ist einer von vielen Begriffen, die mir am Anfang neu waren. Es bedeutet nichts anderes, als einen Kontrollgang zu machen.

Das macht meine Tätigkeit hier besonders

Ein Soldat steht an einem Maschinengewehr MG 5. Im Hintergrund ist Wasser.

Leutnant Jannik A. bei der MG 5-Ausbildung auf der Schanz. Während des Praktikums durchläuft Jannik A. alle Bereiche für jeweils einige Tage durch.

Bundeswehr/Gloria Buhl

Ich freue mich sehr, dass ich bei vielen Tätigkeiten an Bord unterstützen darf, gerade dann, wenn es auf Manöver- oder auf Gefechtsstationen geht. Besonders gefreut habe ich mich, dass ich einige meiner im Heer erworbenen Qualifikationen einbringen konnte. So habe ich für die Bordwaffengruppe eine Ausbildung am Maschinengewehr MG 5 gehalten. Dafür wurde ich an Bord zum Bediener des schweren Maschinengewehrs ausgebildet und konnte damit auch schießen. Ich bin überrascht, dass es keinen großen Unterschied macht, ob man von einem schwankenden Schiff oder von einem durchs Gelände fahrenden Panzer schießt. Mich hat als Heeressoldat besonders überrascht, dass wir in den verschiedenen Teilstreitkräften einen unterschiedlichen Sprachgebrauch haben. So waren mir viele Begriffe und Abkürzungen unbekannt, zum Beispiel die Abkürzungen der Dienstposten an Bord.

Das vermisse ich hier am meisten

Auch wenn das Essen an Bord sehr gut ist, freue ich mich darauf, in der Uni mit meinen Kameraden wieder gemeinsam zu kochen. 
Zudem ist das Arbeiten am Computer aufgrund der geringen Bandbreite an Bord sehr gewöhnungsbedürftig. Ich kenne von Truppenübungsplatzaufenthalten eingeschränkte Kommunikationsmöglichkeiten, aber auf See ist es teilweise unmöglich, sogar eine vermeintlich kleine Datei von 4 Megabyte herunterzuladen.

Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße

Ich werde jetzt wieder zurück an die Uni gehen, um mein Studium fortzusetzen. Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit, eine andere Teilstreitkraft kennenzulernen, und würde jedem, der die Chance hat, empfehlen, das auch mal auszuprobieren. Ich möchte mich herzlichst bei der gesamten Besatzung der „Frankfurt am Main“ für die Zeit an Bord bedanken und wünsche euch allen allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!

von Jannik A.

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