Ich bin iM EINsatz: Der Hausmeister im Gefechtsstand
Ich bin iM EINsatz: Der Hausmeister im Gefechtsstand
- Datum:
- Ort:
- Al-Asrak
- Lesedauer:
- 3 MIN
Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Ich bin Hauptfeldwebel Benjamin T., 37 Jahre jung und seit 2005 bei der Bundeswehr. Seit Beginn meiner Dienstzeit vor 15 Jahren bin ich im Flugabwehrdienst am Waffensystem PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target tätig und arbeite als Fernmeldemeister in der Flugabwehrraketengruppe 26 in Husum. Dabei stelle ich Verbindungen zu unterschiedlichen Einheiten her, damit diese miteinander kommunizieren können. Einfach gesagt: Inmitten von Feldern und Wäldern schaffe ich gemeinsam mit meinem Team ein Kommunikationsnetz für die Flugabwehrraketenstellungen zum Datenaustausch und für die Telefonie.
Als beheimateter Norddeutscher ist es für mich ein besonderes Glück, fast meine gesamte Dienstzeit im hohen Norden der Republik verbringen zu dürfen. Weit weg von zu Hause ging es im Jahr 2014 und über den Jahreswechsel von 2015 auf 2016. In dieser Zeit war ich mit der Flugabwehrraketengruppe bei der Operation Active Fence in der Türkei.
Aktuell befinde ich mich in meinem dritten Auslandeinsatz. Dieses Mal bin ich offiziell der stellvertretende Leiter des Gefechtsstandes in Jordanien.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz.
Als stellvertretender Leiter des Gefechtsstandes bin ich sozusagen Hausmeister dieser Einrichtung. Weil ich aber auch stellvertretender Zugführer der ITInformationstechnik-Unterstützung bin, ist meine Arbeit äußerst vielseitig. Wir sind die Schnittstelle der Datenübertragung für die deutschen Anteile der Mission Counter Daesh/Capacity Building Iraq. In unserem Gefechtsstand selbst laufen alle Datenstränge aus Deutschland und dem Einsatz zusammen.
Vorrangig bin ich aber für das Material im Gefechtsstand verantwortlich. Dabei plane ich unter anderem die Wartungen der Lüftungsanlagen. Der Gefechtsstand ist ein in sich geschlossenes System von Containern ohne Fenster. Daher ist eine funktionierende Lüftung nicht nur Luxus, sondern überlebenswichtig.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders.
Das Besondere an meiner Tätigkeit ist, dass ich bei all dem wie ein Hausmeister auch mal den Hammer in die Hand nehmen darf. Um den Gefechtsstand befindet sich eine Sperrzone mit begrenztem Zutritt. Bei Ausbesserungsarbeiten kann ich also nicht einfach einen jordanischen Handwerksbetrieb anrufen. In diesen Momenten bin ich gefragt, die Instandsetzungen in der sensiblen Einrichtung des Gefechtsstandes durchzuführen. Dabei muss ich auch vermeintlich einfache Reparaturen mit den Verantwortlichen für die militärische Sicherheit absprechen und planen. Bei spezifischen Herausforderungen zur Informationstechnik beispielsweise gebe ich diese auch an die Expertinnen und Experten weiter.
Obwohl meine Tätigkeit im Einsatz anders ist als meine eigentliche Aufgabe in der Heimat, haben beide doch vieles gemeinsam. Ich sorge jeweils dafür, dass alle miteinander kommunizieren und Daten transferieren können. Und natürlich muss der Datenaustausch sicher sein, ohne dass Unbefugte darauf zugreifen können.
Das vermisse ich hier am meisten.
Gerade wenn man nicht die Möglichkeit hat, zu Hause zu sein, merkt man, was einem wirklich fehlt. Natürlich vermisse ich die Nähe zu meiner Lebensgefährtin, ihre fantastische und wunderbare Art sehr. Derzeit halte ich den Kontakt zu ihr, zur Familie und zu Freunden nur über das Telefon.
Auch ein Platz der Ruhe, ohne die Geräusche von Klimaanlagen, Generatoren oder von startenden Jets, fehlt mir sehr. Gerade im Gefechtsstand surren die Belüftungsanlagen oder die Server dauerhaft. Da wünscht man sich einfach, mal wieder die Ruhe der Natur in der mitteleuropäischen Flora und Fauna genießen zu können.
Einsätze sind eine besondere Herausforderung. Man muss mit Abstrichen rechnen. Dafür ist die Freude, bald wieder zu Hause zu sein, umso schöner.
Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.
Mein größter Plan und Wunsch ist, dass meine Lebensgefährtin und ich dieses Jahr endlich heiraten. Bislang konnten wir das aufgrund der COVID-19Coronavirus Disease 2019-Pandemie leider nicht verwirklichen. Ich grüße sie an dieser Stelle aus der Ferne und glaube fest daran, dass wir baldmöglichst nach meiner Rückkehr den Bund fürs Leben schließen können.
Auch grüße ich meine Eltern, Geschwister und Freunde, die immer für mich da waren und mich auch im Einsatz durch ihre Anrufe fortwährend unterstützen. Ich wünsche mir, dass alle, die ich kenne, gesund bleiben, gerade in der aktuellen Zeit.
Grüße gehen auch an alle Kameradinnen und Kameraden meines Fernmeldezuges, an meine Einheit und alle, die sich aktuell im Einsatz befinden. Ich wünsche euch allen eine gesunde und pünktliche Heimkehr.