Ich bin iM EINsatz: Als Gruppenführer der Transportgruppe bei MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali
Ich bin iM EINsatz: Als Gruppenführer der Transportgruppe bei MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali
- Datum:
- Ort:
- Gao
- Lesedauer:
- 4 MIN
Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Ich bin Hauptfeldwebel Torsten F., 38 Jahre alt, verheiratet und habe zwei kleine Kinder. In Deutschland bin ich als Transportgruppenführer in der 4. Kompanie des Gebirgsversorgungsbataillons 8 in Mittenwald eingesetzt. Ich war von 2002 bis 2006 schon einmal bei der Bundeswehr, als Mannschaftssoldat im Jägerbataillon 371 in Marienberg. Im Januar 2014 bin ich dann als Feldwebelanwärter im Fachdienst wieder in die Bundeswehr eingestiegen und mittlerweile Berufssoldat.
Meinen ersten Einsatz hatte ich von Januar bis Juni 2017, meinen zweiten von März bis September 2019 und seit März 2022 bin ich zum dritten Mal in Mali.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz
Ich bin derzeit als Gruppenführer der Transportgruppe bei der Unterstützungskompanie des deutschen Einsatzkontingentes MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali eingesetzt. Meine Hauptaufgabe beinhaltet die Fahrzeug- und Personalplanung sowie die Bewirtschaftung der Transportaufträge, die wir als Gruppe zu leisten haben. Auch das eigene Führen von Marschgruppen sowie die damit einhergehende Planung und Vorbereitung, beispielsweise die Befehlsausgaben, machen einen wesentlichen Teil meiner Arbeit aus. Meine Transportgruppe besteht aus insgesamt 18 Soldatinnen und Soldaten. Da wir nahezu alles und jeden transportieren, auch für die verbündeten Nationen hier im Camp, sind wir beinahe in jedes Vorhaben des Kontingentes eingebunden – mal mehr und mal weniger.
Zu unseren Hauptaufgaben zählen der Transport von an- und abreisenden Kontingentangehörigen vom und zum Flughafen Gao. Weiterhin kümmern wir uns um den wöchentlichen Transport der Verpflegung für das gesamte Camp und unterstützen Schießvorhaben sowie Operationen mit Fahrzeugen und Personal. Aber auch der logistische Umschlag von Containern und Paletten mit dem Containerstapler Orion und dem Feldumschlaggerät Manitou ist ein fester Bestandteil unseres Tagesdienstes.
Darüber hinaus sind wir als Recovery Task Force in einer 24/7-Alarmbereitschaft, um – je nach Bedarf – mit unseren Berge- und Abschubmitteln schnellstmöglich ausgefallene Fahrzeuge von jedem Punkt des Einsatzraumes in unser Camp zurückführen zu können.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders
Meine persönliche Motivation ist es, mich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen, neue Erfahrungen zu sammeln und mich stets und ständig weiterzuentwickeln. Ich liebe es, mit Menschen zusammenzuarbeiten. Sei es mit den Soldatinnen und Soldaten in meiner Gruppe bei der täglichen Arbeit oder mit denen der verbündeten Nationen hier im Camp. Aber auch die Zusammenarbeit mit den an- und abreisenden Kontingentangehörigen ist etwas ganz Besonderes: Für sie bin ich der erste oder der letzte deutsche Soldat, mit dem sie auf dem Flugfeld Kontakt haben.
Richtig beeindruckt bin ich allerdings von den Menschen, die hier in Mali leben. Sie haben, verglichen mit unserem Lebensstandard in Deutschland, praktisch nichts und kämpfen täglich um ihr Überleben, aber dennoch sieht und hört man sie nie klagen. Ganz im Gegenteil: Der Großteil von ihnen lächelt und winkt, wenn wir mit unseren Fahrzeugen durch die Ortschaften fahren. Mitunter fangen sie sogar zu tanzen an.
Ein besonderes Beispiel dafür ist folgende Situation: Meine Gruppe hatte den Auftrag, das Altholz aus unserem Camp in das benachbarte FAMa Camp zu transportieren. In diesem Camp sind auch viele Kinder und einer meiner Soldaten hatte einen Sack Murmeln dabei, den er den Kindern schenkte. Die Kinder freuten sich riesig, teilten die Murmeln untereinander auf und spielten damit. Zwei Wochen später hatten die Kinder diese Murmeln immer noch und auch beim nächsten Besuch spielten sie noch damit. Hier ist ein Sack Murmeln eine Rarität und man wird immer wieder daran erinnert, wie gut es einem in Deutschland geht. Hätte ich einen „normalen Bürojob“, könnte ich all diese Erfahrungen nie, oder zumindest nicht in diesem Umfang, sammeln und mitnehmen.
Besonders stolz bin ich auf das, was die Soldatinnen und Soldaten meiner Gruppe täglich leisten: Trotz der unregelmäßigen „Arbeitszeiten“ aufgrund der Auftragslage und ständiger Lageänderungen, die eine mittelfristige Planbarkeit nahezu unmöglich machen, schaffen sie es stets, ihre gute Laune und ihre Motivation zu behalten – ohne sich zu beschweren. Das erleichtert mir natürlich auch meine Arbeit deutlich.
Das vermisse ich hier am meisten
Am meisten vermisse ich hier meine Liebsten zu Hause und die Möglichkeit, einfach mal komplett abzuschalten. Das ist mir hier bisher nur selten gelungen, auch wenn es gute Möglichkeiten der Ablenkung gibt. Auch das Bergpanorama und die Wälder in meinem Wohnort sowie der Geruch einer frisch gemähten Wiese oder das Geräusch eines rauschenden Baches fehlen mir. Und tatsächlich sehne ich mich auch nach Temperaturen unter 30 Grad – die hat man hier nämlich nur sehr selten.
Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße
Für die restliche Zeit des Einsatzes wünsche ich mir, dass niemand von unseren Soldatinnen und Soldaten zu Schaden kommt. Mein oberstes Ziel ist dabei, jeden in meiner Gruppe und mich selbst gesund an Geist und Körper wieder nach Hause zu bringen.
Dass dies gelingt, wünsche ich natürlich auch den Soldatinnen und Soldaten aller Nationen hier in Gao und weltweit. Für die Zeit nach dem Einsatz wünsche ich mir für mich persönlich, dass meinem Versetzungsantrag stattgegeben wird. Dann kann ich mit meiner Familie wieder etwas näher an unsere alte Heimat rücken, damit meine Kinder ihre Großeltern wieder häufiger sehen können.