Ich bin iM EINsatz: Das Gedächtnis des Kontingentes

Ich bin iM EINsatz: Das Gedächtnis des Kontingentes

Datum:
Ort:
Gao
Lesedauer:
3 MIN

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Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Ein Soldat schreibt Notizen in ein Buch während er auf einen Computer Bildschirm schaut.

Als Historiker kann Sebastian T. seine im Studium erworbenen Fähigkeiten zum Beispiel der Archivwissenschaften in der Praxis anwenden

Bundeswehr/Marc Vigansky

Ich bin Hauptmann Sebastian T., 31 Jahre und stamme aus dem schönen Westerwald. Im Juli 2010 bin in die Bundeswehr eingetreten und habe die Regelausbildung der Offiziere absolviert. Nach dem Abschluss meines Studiums der Geschichtswissenschaften an der Universität der Bundeswehr in Hamburg wurde ich in der Artillerietruppe zum Beobachtungsoffizier ausgebildet. Aktuell bin ich als Einsatzplaner Streitkräfte in der 5. Batterie des Artillerielehrbataillons 345 in Idar-Oberstein eingesetzt. Das ist mein erster Einsatz.

Das ist meine Aufgabe im Einsatz.

Ein Aktenordner mit Trennblätter liegt aufgeschlagen auf einem Schreibtisch.

Alle Herausforderungen, Ereignisse und Entscheidungen aus dem Einsatzalltag werden im Einsatztagebuch festgehalten

Bundeswehr/PAO MINUSMA

Bei MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali bin ich für die Einsatzdokumentation zuständig. Als Einsatztagebuchführer bin ich ein Spezialberater des Kontingentführers und arbeite eng mit dem Chef des Stabes zusammen. Mein Hauptauftrag ist das Erstellen des Einsatztagebuches. In diesem Dokument werden alle relevanten Herausforderungen, Ereignisse und Entscheidungen für die Nachwelt festgehalten. Das Einsatztagebuch hat daher nicht nur den Zweck, die Kontinuität des Einsatzes sicherzustellen oder einen reinen Nachweis über getroffene Entscheidungen zu führen, sondern dient vielmehr als eine wesentliche Quelle zur historischen Aufarbeitung des Einsatzes und ist quasi das Gedächtnis des Einsatzes. Daher wird es nach Abschluss des jeweiligen Kontingentes auch im Bundesarchiv verwahrt.
Mein Tagesablauf orientiert sich am aktuellen Einsatzgeschehen und einer Vielzahl von Lagen. Diese gilt es zu begleiten, Dokumente zu sichten und auszuwerten. Wichtige persönliche Gespräche, die zur Einordnung der Ereignisse absolut notwendig sind, sind hingegen aktuell aufgrund der COVID-19Coronavirus Disease 2019 Situation leider nur eingeschränkt möglich.

Das macht meine Tätigkeit hier besonders.

Ein Mann im gelben Shirt macht Liegestütze.

Beim Sport findet der Einsatztagebuchführer einen guten Ausgleich zur seiner überwiegend sitzenden Tätigkeit

Bundeswehr/Marc Vigansky

Neben der tagesfüllenden Büroarbeit bleibt dennoch genügend Zeit für ein Stündchen Sport. Da Kontaktsport aufgrund von COVID-19Coronavirus Disease 2019 leider nicht mehr möglich ist, kann ich dies aber durch eine Runde Laufen oder Eisenbiegen in den Sportbereichen kompensieren.
Das Studium der Geschichts- oder der Archivwissenschaften bringt bei der umfangreichen Aufgabe des Einsatztagebuchführers einige Vorteile mit sich. So sind wir unter anderem durch unser Studium mit dem Vorgehen des Archivierens vertraut. Daher ist die Tätigkeit eine der wenigen Ausnahmen in der Bundeswehr, bei der ich meine erworbenen Fähigkeiten aus dem Studium unmittelbar verwenden kann, ohne der Verwendungsreihe der Historikeroffiziere anzugehören. Weiterhin sammle ich jeden Tag wichtige Erfahrungen über die Zusammenhänge und die Zusammenarbeit der verschiedenen Abteilungen sowie der verschiedenen Akteure im Einsatzland, was mir auf meinem weiteren Werdegang in der Bundeswehr nur von Nutzen sein kann.

Das vermisse ich hier am meisten.

Ein Keramikengel und eine Keramikfrau stehen auf einem Regal, an der Wand ein Wappen der 5./ Artillerielehrbataillon 345

Die heilige Barbara ist die Schutzpatronin der Artillerietruppe. Bei Hauptmann Sebastian T. hat sie einen festen Platz am Schreibtisch

Bundeswehr/Marc Vigansky

Am meisten vermisse ich meine Frau, meine Familie und Freunde. Das tägliche Telefonieren ist zwar schön, aber kann die Zeit gemeinsam nicht ersetzen. Genauso fehlt mir in der Wüste Malis ein ruhiger Tag beim Angeln auf dem Laacher See, das gemütliche Versenken von ein paar Pfeilen auf dem Schießstand im Grubenfeld oder das actiongeladene Sparring beim Kickboxen im Sportverein.

Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.

Ein Mann schießt mit einem Bogen einen Pfeil auf eine Zielscheibe.

Beim Bogenschießen ist volle Konzentration gefordert. Die Leidenschaft für das Hobby teilt Sebastian T. mit seiner Frau

Privat

Für die restliche Zeit im Einsatz hoffe ich, dass sich die COVID-19Coronavirus Disease 2019 Situation entspannt und die nachfolgenden Kontingente wieder zu einem geregelten Alltag übergehen können, sodass wir unseren Auftrag ohne die zusätzliche Herausforderung COVID-19Coronavirus Disease 2019 unverändert professionell erfüllen können. Wenn ich wieder zu Hause bin, freue ich mich besonders darauf mit meiner Frau in unserem Lieblings-Restaurant Sushi essen zu gehen und die oben genannten Tätigkeiten nach zu holen. Zum Schluss grüße ich meine Frau, Familie und Freunde, den Historikerjahrgang 2011 und die 5./ Artillerielehrbataillon 345. „Zu Gleich!“

von Sebastian T.

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