Ich bin iM EINsatz: Als Militärpfarrer bei UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon

Ich bin iM EINsatz: Als Militärpfarrer bei UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon

Datum:
Ort:
Limassol
Lesedauer:
3 MIN

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Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.


Ein Militärpfarrer predigt auf dem Flugdeck der deutschen UNIFIL-Korvette, links auf einer Bank sitzt ein Soldat

Militärpfarrer sind keine Soldaten, die Uniform dient im Einsatz als Schutzkleidung – bei Gottesdiensten mit Brustkreuz

Bundeswehr/PAO UNIFIL

Mein Name ist Christian M., ich bin 46 Jahre alt und arbeite seit Juni 2018 als Militärseelsorger im Evangelischen Militärpfarramt Warnemünde. Zuvor habe ich als Gemeindepfarrer in Nordhessen und Südthüringen gearbeitet. Mein jetziger Arbeitsschwerpunkt liegt beim 1. Korvettengeschwader im Marinestützpunkt Hohe Düne. An diesem operativen Standort der Deutschen Marine spielt die Einsatzbegleitung natürlich eine herausragende Rolle. So bin ich bereits im Sommer 2019 zu meinem ersten UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon-Einsatz gekommen. Das aktuelle Kontingent begleite ich seit Februar 2020.


Das ist meine Aufgabe im Einsatz.

Ein Militärpfarrer presst Orangensaft, auf dem Tisch stehen einige Kannen, auf einer Sitzbank eine Kiste Orangen

Einmal pro Woche presst der Militärpfarrer frischen Orangensaft: eine gute Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen

Bundeswehr/PAO UNIFIL

Militärseelsorge bedeutet Kirche in der Arbeitswelt von Soldatinnen und Soldaten. Gottesdienst, lebenskundlicher Unterricht sowie Seelsorge zählen im Auslandseinsatz genauso wie am Heimatstandort zu meinen Hauptaufgaben. Die besondere Aufgabe im Einsatz ist das Planen und Durchführen von Betreuungsmaßnahmen sowie die Führungsberatung. Ich bin nicht in die militärische Hierarchie eingebunden und unterliege auch keinerlei Berichts- oder Meldepflicht: Alles, was mir im Gespräch unter vier Augen anvertraut wird, bleibt durch das Beichtgeheimnis geschützt.

Anvertrauen wird man sich natürlich nur jemandem, dem man vertraut. Darum arbeite ich eng mit den gewählten Vertrauenspersonen und dem Sanitätsdienst zusammen. Kleine Geschenke wie Feuerzeuge oder Kugelschreiber aus dem Fundus der Militärseelsorge, aber auch Aktionen wie ein gemeinsames Grillen oder das Austeilen von frisch gepresstem Orangensaft helfen, in Kontakt zu kommen und im Einsatzkontingent ein Netzwerk des Vertrauens aufzubauen. Dazu gehört für mich auch die Kontaktpflege zu meinen Kolleginnen und Kollegen in Rostock und an den anderen Marinestandorten. Auch zu den Angehörigen des psychosozialen Netzwerkes an den Heimatstandorten der Soldatinnen und Soldaten, die sich hier mit mir im Einsatz befinden, halte ich Kontakt. Nur so können wir im Ernstfall gemeinsam für die Kameradinnen und Kameraden und deren Familien ein tragfähiges „Netzwerk der Hilfe“ aufspannen.


Das macht meine Tätigkeit hier besonders.

Ein Militärpfarrer predigt auf dem Flugdeck der deutschen UNIFIL-Korvette, mehrere Soldaten auf Bänken hören zu

Der Gottesdienst bei UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon kann auch auf dem Flugdeck der Korvette gehalten werden

Bundeswehr/PAO UNIFIL

Die Arbeit des Militärseelsorgers ist deutlich mehr als das gelegentliche Abhalten von Gottesdiensten. Aber gerade über Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten kommt dem Gottesdienst eine besondere Bedeutung zu. Auch wenn der Kreis der Teilnehmenden oft überschaubar bleibt, bin ich doch immer wieder von der Intensität dieser Versammlungen beeindruckt. Das habe ich so in meinem bisherigen Wirkungskreis nur selten erlebt. Dabei spielt es für mich keine Rolle, ob jemand evangelisch oder katholisch ist oder keiner Kirche angehört.

Als Militärpfarrer komme ich mit Menschen in Kontakt, die sonst nur selten den Weg in eine Kirche oder zu einer Gemeindeveranstaltung finden. Dabei macht mir vor allem die Arbeit mit jungen Erwachsenen Freude, die in etwa im Alter meiner eigenen Kinder sind. Das ist sehr spannend, bedeutet für einen „altgedienten“ Gemeindepfarrer aber auch, dass er sich vieles noch einmal ganz neu erarbeiten muss.


Das vermisse ich hier am meisten.

Ein Militärseelsorger sitzt an einem Schreibtisch und bereitet seine Predigt vor

Büroarbeit gehört auch dazu: Die Predigt für den Gottesdienst wird am Schreibtisch vorbereitet

Bundeswehr/PAO UNIFIL

Selbstverständlich vermisse ich meine Kinder und meine Liebste. Und die Bewegung in der freien Natur: Wäre ich in Deutschland, so hätte ich bestimmt schon, wie in den vergangenen Jahren, in meinem Jagdrevier einen Mai-Bock erlegt. Aber wie es aussieht, muss das bis zum nächsten Jahr warten. Was ich in diesem Jahr leider auch noch nicht gemacht habe, ist eine Fahrradtour von Warnemünde entlang der Ostseeküste bis zum Darß. Zwar hat Zypern als Insel auch eine lange Küstenlinie, aber die Ostseeküste ist schon etwas Besonderes.

Auch würde ich gerne wieder einmal mit einem Eis in der Hand in Warnemünde am Alten Strom entlang bis zu den Molenköpfen gehen und den großen Kreuzfahrtschiffen beim Ein- und Auslaufen zuschauen.



Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.

Ein Militärpfarrer begrüßt zwei Soldaten vor dem Kirchenzelt

Alle, die am Gottesdienst teilnehmen, werden vom Militärpfarrer persönlich vor dem Kirchenzelt begrüßt

Bundeswehr/PAO UNIFIL

Nach über vier Monaten Einsatz wird die Sehnsucht groß, einfach mal wieder in den eigenen vier Wänden zu sein und die Freunde zu besuchen, die ich lange nicht gesehen habe. Wenn die Wetterbedingungen es zulassen, möchte ich auch endlich einmal wieder mit meinem Gleitschirm fliegen. Außer an meine Familie und Freunde geht mein besonderer Gruß an Christoph und Carsten, meine beiden Militärpfarrer-Kollegen aus Rostock und Stralsund: Möge, bis wir uns wiedersehen, Gott seine schützende Hand über uns halten.

von Christian M.

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