Ich bin iM EINsatz: Für den sicheren Schuss

Ich bin iM EINsatz: Für den sicheren Schuss

Datum:
Ort:
Al-Asrak
Lesedauer:
5 MIN

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Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Ein Soldat steht an einer Werkbank. Vor ihm sind Patronen für das Gewehr aufgereiht

Auch Bundeswehr-Munition im Einsatz unterliegt regelmäßigen Kontrollen

Bundeswehr/Stefan Thomas

Ich bin Oberstabsfeldwebel Michael K. und wurde vor 49 Jahren in Herten geboren. Mein beruflicher Werdegang ließ mich in den letzten Jahren die ganze Welt sehen. Auch die USA durfte ich für einige Jahre meine Heimat nennen. Momentan wohne ich im Rheinland und in unmittelbarer Nähe zu meinem Wohnort befindet sich auch meine Dienststelle – das Luftwaffentruppenkommando. Hier bin ich als Munitionssystemtechnischer und Kampfmittelabwehr Feldwebel eingesetzt. Bis dahin war es ein langer Weg, den ich 1992 als Wehrpflichtiger begonnen habe. Viele Jahre Ausbildung waren erforderlich, bis ich letztendlich im Jahr 2001 zum Berufssoldaten ernannt wurde.

Meine bisherigen Einsatzerfahrungen kann ich zusammen mit dem aktuellen hier in Jordanien aus fünf Einsätzen ziehen. Momentan bin ich zum zweiten Mal hier und aktuell als Feuerwerker eingesetzt. Damit bin ich für alles rund um das Thema Munition im deutschen Einsatzkontingent Counter Daesh/Capacity Building Iraq zuständig.


Das ist meine Aufgabe im Einsatz.

Ein Soldat steht neben dem Airbus A400M und kontrolliert den zuvor erfolgten Einbau der Scheinzielmunition im Flugzeug

Die Beladung der Scheinzielmunition am A400M wird unter der Aufsicht von Oberstabsfeldwebel Michael K. getätigt

Bundeswehr/Stefan Thomas

Meine Aufgaben als Feuerwerker sowie als Munitionssystemtechnischer Feldwebel sind sehr vielfältig und umfangreich. Beginnend bei der Munitionsbewirtschaftung über Munitionskontrollen bis hin zum Ein- und Ausbau der Scheinzielmunition am Airbus A400M erfülle ich ein breites Aufgabenspektrum. Letzteres geschieht natürlich zusammen mit dem Personal der Technik des Luftfahrzeugs A400M. Unter Munitionsbewirtschaftung fällt auch das Einlagern und Aufbewahren von Munition für die hier eingesetzten deutschen Soldatinnen und Soldaten. Das Sicherstellen der munitionstechnischen Sicherheit wird ebenfalls durch mich gewährleistet.

Darüber hinaus kontrolliere und untersuche ich regelmäßig Munition, ausgegebene Munition muss in festgelegten Abständen ausgetauscht werden. Bei Schießvorhaben des Kontingentes bin ich bei der Vor- und Nachbereitung fest eingebunden. Das umfasst die Ausgabe, das Zählen, aber auch die Rücknahme der Munition. Ich bin für all diese Tätigkeiten im gesamten deutschen Einsatzkontingent verantwortlich. Das heißt, dass auch die Standorte Erbil und Al-Asad im Irak in meinen Verantwortungsbereich fallen.

Die Wichtigkeit meiner Tätigkeit ist mir bewusst. Bei jeder Landung des A400M, muss ich eine visuelle Prüfung von außen durchführen, um die Sicherheit der Scheinzielmunition zu kontrollieren. Zusätzlich überprüft die Crew im Inneren des Flugzeugs die Sicherheit mit elektronischen Mitteln wie Computersystemen und Displays. Erst wenn ich die Sicherheit melde, können weitere Tätigkeiten rund um das Flugzeug stattfinden. Diese Verantwortung ist mir täglich bewusst und es erfüllt mich, in dieser Form meinen Beitrag zur gesamten Mission beitragen zu können.


Das macht meine Tätigkeit hier besonders.

Ein Soldat steht auf einem Sprengplatz in der Wüste. Vor ihm stehen einige Munitionskisten der US-Streitkräfte

Als Fachmann für Munition arbeitet Michael K. auch bei Bedarf mit der amerikanischen Kampfmittelabwehr zusammen

Bundeswehr/Stefan Thomas

Das Besondere an meiner Tätigkeit ist die alleinige Zuständigkeit im Bereich Munition. Weiterhin finde ich die multinationale Zusammenarbeit mit den Jordaniern, aber auch mit den Amerikanern sehr interessant. Die gemeinsame Arbeit mit den amerikanischen Kräften ist mir nicht fremd, da ich im Rahmen meiner Tätigkeit einige Jahre in New Mexiko in den Vereinigten Staaten verbringen durfte. Diese Erfahrung macht mir den Umgang sehr leicht und angenehm, da ich aufgrund meines langen Aufenthaltes in den USA die Sprache sehr gut beherrsche.
Abgesehen davon stellt jeder Einsatz für sich betrachtet eine Herausforderung dar, egal ob es um die unterschiedlichen Menschen und ihre Charaktere oder um die sich verändernden Dinge und Abläufe geht, die in jedem Einsatz anders gehandhabt werden. Dazu zählt beispielsweise die Nutzung von internationalen Flügen im Einsatzgebiet durch andere Streitkräfte. Letztendlich ist jeder Einsatz anders und birgt neue Herausforderungen, aber auch immer wieder neue Chancen, sich einzubringen, etwas zu verändern oder den persönlichen Horizont zu erweitern.

Interessant ist es, wenn man Kameradinnen oder Kameraden aus früheren Verwendungen oder Lehrgängen in der Ferne trifft. Das erfreut mich immer wieder und gibt mir ein gutes Gefühl. Dass ich einige Zeit die Wettermeldung für Radio Andernach live aus Jordanien sprechen durfte, hat mir auch unglaublich viel Spaß gemacht. Insgesamt macht es mich an jedem Abend zufrieden, wenn die Rückkehr des A400M erfolgreich stattgefunden hat und ich die Sicherheit der Munition melden kann.

Das vermisse ich hier am meisten.

Zwei Soldaten spielen Tischkicker in einer Betreuungseinrichtung im Camp

Die wenige freie Zeit verbringt Michael K. gern mit anderen Kameradinnen und Kameraden in der Betreuungseinrichtung im Camp

Bundeswehr/Stefan Thomas

Die Einsatzzeit macht einem oft deutlich, wen oder was man am meisten vermisst. Meine Lebensgefährtin und natürlich mein Sohn sind mir das Wichtigste. Auch wenn man im Einsatz von vielen Kameradinnen und Kameraden umgeben ist, bemerkt man sehr schnell, dass die Lieben zu Hause durch nichts zu ersetzen sind. Da sind natürlich die Freunde eingeschlossen. Einfach mal spontan ein Treffen im Freundeskreis ist für viele nichts Besonderes, aber nach einer langen Zeit in der Ferne erscheinen einem solche Dinge plötzlich ganz anders und wichtiger. Auch die reichhaltige Essensauswahl aus der Heimat fehlt mir sehr. Besonders Sushi fehlt mir und daher wird es wohl auch eine meiner ersten Unternehmungen sein, ein entsprechendes Restaurant zu besuchen.

Die Einschränkungen und Maßnahmen aufgrund von Corona sind hier im Einsatz wie auch zu Hause auf Dauer spürbar und drücken aufs Gemüt. Normalerweise wollte ich nach meiner Rückkehr zum Wacken Open Air 2021, aber die Karten habe ich vorsorglich bereits wieder abgegeben. Zu guter Letzt fehlen mir auch die daheimgebliebenen Kameradinnen und Kameraden meiner Dienststelle. Wir haben einen sehr familiären Umgang und pflegen eine hervorragende Zusammenarbeit. Ohne Corona planen wir oft gemeinsame Unternehmungen, die hoffentlich nach meiner Rückkehr schnellstmöglich wieder realisierbar werden.

Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.

Ein Soldat sitzt an einem Schreibtisch vor einem Computer. Er bearbeitet seine Munitionsmaßnahmen mittels einer Software

Alle Maßnahmen der Munitionsbewirtschaftung müssen in einem Materialbewirtschaftungsprogramm nachgehalten werden

Bundeswehr/Stefan Thomas

Bevor mein Einsatz jedoch zu Ende geht, liegt mir der Abschluss der Munitionsuntersuchung in Erbil noch am Herzen. Hierbei muss der Rückversand der nicht mehr verwendbaren Munition nach Deutschland vorbereitet werden. Für mich zählt das Beenden eines laufenden Projektes zur Basis einer guten Übergabe an meinen Nachfolger hier in Jordanien. Nach meiner Rückkehr werde ich erst mal etwas mit meiner Lebensgefährtin unternehmen und viel Zeit mit ihr und meinem Sohn verbringen. Ich freue mich schon sehr auf das Grün, die Bäume und Wiesen sowie das Wasser der Seen und Flüsse. Wir hoffen natürlich, dass auch ein Urlaub in diesem Jahr wieder möglich sein wird. Dann werden wir eine Zugfahrt nach Paris realisieren und vielleicht mit einem Wohnmobil nach Norwegen fahren.

An dieser Stelle möchte ich ganz besonders die guten Bekannten meiner Freundin grüßen. Sie sind leider beide schwer am SARSSchweres Akutes Respiratorisches Syndrom-CoV-2-Virus erkrankt und befinden sich im Krankenhaus. Daher sende ich die besten Genesungswünsche nach Berlin. Grüße will ich aber auch ins Luftwaffentruppenkommando nach Köln-Wahn schicken. Ich freue mich sehr auf die Rückkehr nach Deutschland und darauf, euch alle bald gesund wiederzusehen. Ich hoffe, dass wir alle die schwierige Zeit mit Corona gut überstehen werden. Abschließend möchte ich von ganzem Herzen natürlich meine Lebensgefährtin und meinen Sohn grüßen.

von Michael  K.

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