Ich bin iM EINsatz: Truppenpsychologin bei MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali

Ich bin iM EINsatz: Truppenpsychologin bei MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali

Datum:
Ort:
Gao
Lesedauer:
3 MIN

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Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Eine Soldatin steht vor einem Schild

Die Truppenpsychologie ist für alle Angehörigen des Kontingentes zu jeder Zeit da

Bundeswehr/Niklas Siekmann

Moin! Mein Name ist Jennifer L., ich bin 36 Jahre und wohne mit Mann und Hund in der grauen Stadt am Meer. Seit 2019 habe ich das Glück den Dienstposten der Truppenpsychologin in Husum zu besetzen. Das ist mein erster Dienstposten bei der Bundeswehr und nun bin ich dort schon seit über zwei Jahren Teil des Teams der Truppenpsychologie. In Husum sind wir ein Viererteam; hier im Einsatz bei MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali sind wir zu zweit unterwegs.

Das ist meine Aufgabe im Einsatz.

Zwei Soldatinnen im Gespräch in einem Raum. Beide sitzen auf einem Stuhl am Tisch

Jennifer L. ist ein gefragter Gesprächspartner für alle möglichen Themen

Bundeswehr/Gerrit Hohmann

Um direkt einmal mit den gängigen Vorurteilen aufzuräumen: Wir in der Truppenpsychologie können und wollen weder Gedanken lesen, therapieren noch Dinge einreden. Wenn ein Gespräch geführt wird, dann schauen wir uns das Thema gemeinsam an, strukturieren und überlegen, wie der nächste Schritt aussehen kann. Inhaltsexperte ist und bleibt die Soldatin oder der Soldat – unser Job ist es, Methoden und Orientierung beizusteuern.
Die Aufgaben der Truppenpsychologie sind sehr breit gefächert und reichen von Führungsberatung und Krisenintervention über Aus- und Weiterbildung bis hin zu Einzelfallberatungen. Ganz wichtig ist dabei, dass alle Gespräche der gesetzlichen Schweigepflicht unterliegen und nicht in der Gesundheitsakte dokumentiert werden – Vertraulichkeit wird bei uns großgeschrieben!
Ein typischer Tag in der Truppenpsychologie: Auch, wenn es im ersten Moment komisch klingt, aber wir sind natürlich froh über jeden, der nicht an unsere Türe klopft – dann ist nämlich soweit alles in Ordnung im Kontingent. Aus diesem Grund sind wir stets und ständig im Camp unterwegs, zeigen, dass wir entspannt ansprechbar sind und dass es gar nicht weh tut, wenn man sich mal mit einem Getränk gemeinsam hinsetzt und einfach nur quatscht.

Das macht meine Tätigkeit hier besonders.

Eine Soldatin und ein Soldat gehen nebeneinander und sprechen

Egal wo die Kameradinnen oder Kameraden der Truppenpsychologie sich im Camp befinden, für ein Gespräch stehen sie immer bereit

Bundeswehr/Gerrit Hohmann

Ich möchte einem Freund von meinem Urlaub in Holland erzählen: Auf die Frage, ob er schon einmal dort war und die Orte, das Klima oder die Menschen kennt antwortet er mit: „Nein.“. Meine darauffolgenden  Erzählungen werden also aus meiner Sicht eindimensionaler, weil er nicht weiß, von welchem Strand, welchem Café, welchem Markt ich erzähle – für ihn sind das nur Vorstellungen.
Genauso verhält es sich, wenn ich ein Beratungsgespräch führe und mein Gegenüber mir vom Einsatz erzählt. Ist die Antwort allerdings: „Ja, das kann ich sehr gut nachvollziehen, das war in meiner Zeit bei MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali in Gao ähnlich.“ haben wir eine ganz andere Gesprächsgrundlage. Neben meiner persönlichen Einschätzung, dass eine truppenpsychologische Unterstützung im Einsatzland Sicherheitsnetz und doppelter Boden für alle Kameradinnen und Kameraden sein soll, ist das der ausschlaggebende Grund, warum ich mich für den Auslandseinsatz gemeldet habe. Kurz gesagt: Weil es einfach sinnvoll ist! Wenn es Kameradinnen oder Kameraden nach einem Gespräch besser geht als vorher, ist das ein schöner Erfolg für alle Beteiligten. Die Möglichkeiten der Truppenpsychologie stehen und fallen mit der Akzeptanz der Truppe. Dass wir hier so viel unterwegs sind – sehen und gesehen werden – trägt einen Großteil dazu bei. Für mich ist es jeden Tag ein tolles Gefühl durchs Camp zu laufen und an jeder Ecke „Hallo“ zu sagen und gegrüßt zu werden.  

Das vermisse ich hier am meisten.

Natürlich denke ich häufig an meine Familie, meine Freunde und den gemeinsamen Alltag. Da mein Mann zurzeit in Jordanien im Einsatz ist, relativiert sich das glücklicherweise darüber etwas. Was fehlt sind die Kleinigkeiten: Gemeinsames Kochen, mit dem Hund am Deich spazieren, Bouldern. Aber solange es diese kleinen Dinge sind, ist alles im grünen Bereich – denn die kommen schließlich wieder, die Zeit ist ein Dieb!

Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.

Eine Soldatin steht in der Wüste

Um eine gute Zusammenarbeit mit der Truppenpsychologie zu gewährleisten, ist ein offener Umgang miteinander wichtig

Bundeswehr/ Niklas Siekmann

Im Anschluss an den Einsatz steht erst einmal zur Ruhe kommen auf dem Programm. Da braucht es nicht viel: den Ofen anmachen (wobei das hier gerade eine sehr ungewöhnliche Vorstellung ist bei 38°C), gemeinsam Zeit verbringen, ein gutes Buch lesen, im Garten werkeln, klettern gehen. Dann irgendwann den Bus packen und bei einem Deutschland-Roadtrip Familie und Freunde besuchen – die ich an dieser Stelle ganz lieb grüße und unseren Besuch hiermit schriftlich ankündige.

von Jennifer L.

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