Ich bin iM EINsatz: Verantwortlich für Geld und Verträge
Ich bin iM EINsatz: Verantwortlich für Geld und Verträge
- Datum:
- Ort:
- Erbil
- Lesedauer:
- 3 MIN
Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Ich heiße Kapitänleutnant Sylvana B. und bin 47 Jahre alt. Meinen Dienst leiste ich beim Bundeswehrdienstleistungszentrum Husum in Schleswig-Holstein. Mein tatsächlicher Arbeitsplatz befindet sich jedoch in Flensburg. Dort bin ich bis vor Kurzem als Objektmanagerin für die Marineschule Mürwik zuständig gewesen. Da ich mich beruflich weiterentwickeln wollte, habe ich auf einen Kontingentdienstposten als Beauftragte für den Haushalt gewechselt, auf dem ich für die Hälfte meiner Dienstzeit für Auslandseinsätze vorgesehen bin. Bevor ich als Beamtin 1994 in die Bundeswehr eingetreten bin, habe ich eine Ausbildung zur Zahnarzthelferin absolviert. Nach der Fachhochschulreife auf dem zweiten Bildungsweg absolvierte ich ein Verwaltungsstudium an der Fachhochschule des Bundes in Mannheim.
Der Einsatz im Nordirak ist bereits mein fünfter Auslandseinsatz. Einsatzerfahrung konnte ich bereits in Kosovo, Djibouti, Jordanien und schon einmal in Erbil sammeln.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz
Die gewonnenen Erfahrungen helfen mir hier im Nordirak, meinen Auftrag zu erfüllen. 2019 konnte ich mir bereits ein Bild von der Lage vor Ort machen. Vieles hat sich seitdem verändert. Beispielsweise hat sich die Infrastruktur im Camp Erbil stark verbessert, allerdings hat sich die Kontingentstärke, bedingt durch die Coronapandemie, deutlich reduziert.
In der Verwendung als Leiterin des Standortservice Erbil gehört es zu meinen Aufgaben, sämtliche anfallenden Zahlungen zu überprüfen und entsprechend zu genehmigen. Darüber hinaus müssen Verträge mit lokalen Firmen neu abgeschlossen, verlängert oder auch gekündigt werden. Zu meinem Team gehören ein Bürosachbearbeiter, der für den Haushalt zuständig ist und im Vier-Augen-Prinzip alle Zahlungen zunächst prüft und erfasst, ein Zahlstellenverwalter, der für die Bargeldbestände verantwortlich ist, und ein Qualitätsmanager, der sich um die Belange der Infrastruktur des Camps kümmert.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders.
Wenn unser Team nicht vor Ort wäre, könnte die Bundeswehr im Einsatz keine Rechnungen begleichen. Auch das Auszahlen von Bargeld wird durch mich final freigegeben. Das Errichten neuer baulicher Schutzmaßnahmen für die Soldatinnen und Soldaten des Einsatzkontingentes muss fachlich begleitet und abgenommen werden. Somit schaffen mein Team und ich die administrative Grundlage für die Zusammenarbeit mit lokalen Firmen.
Das vermisse ich hier am meisten.
Neben meiner Familie und meinen Freunden in Deutschland vermisse ich besonders die professionelle Umgebung zur Vorbereitung meiner Highland Games-Wettkämpfe im In- und Ausland sowie meine Mitsportler und Fans, die bei den Veranstaltungen dabei sind. Im Camp Erbil gibt es ein Fitnessstudio, das ich ersatzweise für das Training nutzen kann. Hier liegt mein sportlicher Fokus auf Grundkraft und Kraftausdauer. Leider ist das Techniktraining hier nicht möglich, da das spezielle Equipment – ein Baumstamm, ein schottischer Hammer und Gewichte speziell zum Hoch- und Weitwerfen – nicht vorhanden ist. Das Werfen des „leichten schottischen Hammers“ mit einem Gewicht von 5,4 Kilogramm auf eine Distanz von 30,06 Metern zählt zu meinen größten Erfolgen. Auch die Temperaturspitzen von bis zu 52 Grad Celsius sind weit entfernt von den mir bekannten schottischen Wetterlagen und erschweren hier die optimalen Trainingsbedingungen. Dennoch werde ich gemäß meiner Natur nicht aufgeben, sondern weiter trainieren, um nach meinem Einsatz wieder an den Wettkämpfen teilnehmen zu können.
Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.
An dieser Stelle möchte ich besonders „meine Männer“ zu Hause grüßen: meinen Ehemann, der mir stets den Rücken für meine und während meiner Einsätze freihält, und meinen Sohn, der gerade auf Studienplatzsuche ist und dem ich dabei ein glückliches Händchen wünsche. Nach der Rückkehr in die Heimat ist es mein sportliches Ziel, die Titelverteidigung als deutsche Meisterin der Masters-Klassen sowie das erneute Erlangen des Weltmeistertitels in der Master-Klasse in Angriff zu nehmen. Auch meine Wettkampf-Community sowie den Clan MacKenzie Society of Germany möchte ich hier mit einem kräftigen „Tulach Àrd“ aus der Ferne grüßen!