Ich bin iM EINsatz: Für die Camp-Sicherung zuständig

Ich bin iM EINsatz: Für die Camp-Sicherung zuständig

Datum:
Ort:
Al-Asrak
Lesedauer:
5 MIN

Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
 

Ein Soldat mit schwarzer Sonnenbrille und Schutzweste steht in der Sperrzone vor dem mobilen Gefechtsstand der Luftwaffe

Im Camp Sonic trägt Tobias W. gemeinsam mit anderen Soldaten aus der Force Protection zur militärischen Sicherheit bei

Bundeswehr/Stefan Thomas

Mein Name ist Tobias W., ich bin 24 Jahre alt und wohne in Garbsen in der Nähe der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover. Ich habe meine Bundeswehrzeit in der Laufbahn der Mannschaften im Jahr 2016 begonnen. Heute bin ich Soldat auf Zeit für sechs Jahre und habe zur Teilstreitkraft der Luftwaffe gewechselt. Damit verbunden war auch ein Standortwechsel in das heimatnahe Wunstorf, wo ich meinen Dienst in der 2. Fliegenden Staffel des Lufttransportgeschwaders 62, kurz LTGLufttransportgeschwader 62, leiste. Hier bin ich eingesetzt im Bereich Personal / Arbeitszeitbearbeitung und manchmal auch im Geschäftszimmer.
Ich befinde mich momentan in meinem sechsten Dienstjahr und würde mich freuen, wenn ich meine Verpflichtungszeit auf zwölf Jahre verlängern dürfte. Dies ist nun mein zweiter Einsatz bei Counter Daesh in Jordanien. Bereits im vergangenen Jahr leistete ich meinen Auslandsdienst als Wach- und Sicherungssoldat in Al-Asrak und trug zur Sicherheit des Camps bei.

Das ist meine Aufgabe im Einsatz.

Ein Soldat sitzt in einem Container an einem Tisch mit Blick auf das Haupttor. Vor ihm steht ein Computer

Tobias W. sitzt im Videocontainer bei der Personenzugangskontrolle am Eingang des Camps

Bundeswehr/Stefan Thomas

Meine Aufgaben hier im Einsatz bei Counter Daesh unterscheiden sich in Gänze zu denen im Inland. In meiner Verwendung als Wach- und Sicherungssoldat habe ich grundsätzlich zwei unterschiedliche Einsatzbereiche. Zum einen das Haupttor, das sogenannte „Maingate“, und zum anderen die „Sperrzone“. Im Schichtbetrieb rotieren wir im Wechsel zwischen den beiden Einsatzbereichen. Der Bereich „Maingate“ unterteilt sich dabei nochmals in drei Aufgabengebiete:
Der Postenbereich des Haupttores – hier werden die militärischen Identifikationskarten überprüft und somit die Zutrittsberechtigung der jeweiligen Soldatinnen und Soldaten, die das Camp mit einem Fahrzeug befahren oder verlassen wollen.
Weiterhin gibt es den Bereich der Personenkontrolle oder auch Schleuse genannt. Diese wird mit zwei Soldaten betrieben – dem Durchsucher und dem Sicherer. Alle nicht militärischen Besucherinnen und Besucher müssen diesen Bereich durchlaufen. Wir kontrollieren die Personen auf mögliche Waffen, gefährliche Gegenstände, aber auch auf jegliche ITInformationstechnik-Hardware, denn diese sind innerhalb des Camps nicht erlaubt.
Schließlich noch der dritte, aber keineswegs unwichtige Bereich – der Videocontainer und gleichzeitig die Personenanmeldung. Neben der Überprüfung der notwendigen Papiere für die Zutrittsberechtigung der Personen führt die Bundeswehr die auf der Air Base notwendige Videoüberwachung durch. Wenn diese Technik ausfällt, müssen die etwa 30 Soldatinnen und Soldaten der Force Protection zusätzlich die Wachtürme besetzen, um die äußere Sicherheit weiterhin gewährleisten zu können.

Das macht meine Tätigkeit hier besonders.

Ein Soldat kniet am Fenster eines Wachturms. Das Gewehr G36 im Anschlag liegt auf dem Rahmen eines Fensters auf

Im Ernstfall müsste Oberstabsgefreiter Tobias W. diesen Posten am Wachturm direkt am Maingate beziehen

Bundeswehr/Stefan Thomas

Besonders für mich ist der Einsatz in der militärischen Sicherung des Camps. In dieser Position leiste ich meinen Beitrag zur Gesamtmission. Es ist für alle gut zu wissen, dass wir von der Force Protection 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche für die Sicherheit aller Angehörigen des deutschen Einsatzkontingents sorgen dürfen. Die Schichten teilen wir uns mit unseren niederländischen Partnern.
Der Einsatz gibt mir die Chance, durch die internationale Zusammenarbeit meinen Horizont zu erweitern und an den Erfahrungen des hiesigen Dienstalltags zu wachsen. Denn nicht nur die klimatischen Bedingungen des Landes sind gewöhnungsbedürftig – nein, auch die Einsatzzeiten. Sieben Tage die Woche im ständigen Wechsel zwischen Einsatzzeit, Bereitschaftszeit und Ruhephase unterscheiden sich sehr stark vom geregelten Routinedienst in Deutschland. Aber das ist eine spannende Erfahrung und stellenweise eine Herausforderung, der ich mich gerne täglich erneut stelle.

Das vermisse ich hier am meisten.

Ein Soldat geht durch die Personenkontrolle. Er trägt eine Schutzweste und sein Gewehr G36

Wer das Camp Sonic betreten oder verlassen will, muss zur Kontrolle an den Soldaten der Force Protection vorbei

Bundeswehr/Stefan Thomas

Die zeitintensiven Arbeitszeiten aufgrund des hier herrschenden Schichtdienstmodells lassen die Zeit unglaublich schnell vergehen und geben mir oft gar nicht die Möglichkeit, um gewisse Dinge wirklich zu vermissen. Manchmal gibt es trotzdem Momente, an denen die Familie für gute und vertraute Gespräche fehlen. Ja – und meinen Hund vermisse ich sehr. Meine Privatsphäre und damit mein eigenes Bett vermisse ich ebenfalls. Einfach mal wieder richtig ausschlafen können ohne auf Abruf zu sein.
Auch die Farbe „grün“ fehlt mir so langsam – denn hier in der Wüste Jordaniens gibt es kaum natürlich grüne Farbtöne. Da ich sehr naturverbunden bin und gerne wandere, freue ich mich sehr darauf, endlich wieder unbeschwert durch die Wälder spazieren zu können. Außerdem bin ich sehr sportbegeistert.  Hier gibt es glücklicherweise gute sportliche Einrichtungen, trotzdem kann ich in Deutschland natürlich besser und vor allem spontaner Sport treiben.

Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.

Aus sportlicher Sicht würde ich mich gerne erneut der „Murph Challenge“ stellen. Vor einigen Wochen habe ich die Disziplinen der besagten Challenge absolviert. Dabei trägt man eine 10 Kilogramm schwere Schutzweste und beginnt mit einem Lauf über eine Meile, gefolgt von 100 Klimmzügen, 200 Liegestützen und 300 Kniebeugen, um dann mit einer weiteren Meile die Challenge abzuschließen. Ich trainiere hier weiterhin regelmäßig und würde gerne meine eigene Zeit unterbieten wollen.
Meine geplante Rückreise nach Deutschland endet nachts in Wunstorf und höchstwahrscheinlich werde ich mich unmittelbar nach meiner Ankunft mit einigen meiner Freunde treffen und bis zum Tagesanbruch etwas mit ihnen unternehmen. Meine Freunde sind fast ausschließlich Studierende und ich hoffe, dass sie sich für diesen besonderen Anlass die Zeit für eine Willkommensparty nehmen werden.
Da ich ebenfalls parallel zu meinem Dienst ein Fernstudium in Ernährungswissenschaften begonnen habe, plane ich dieses in etwa fünf Jahren erfolgreich abzuschließen. Langfristig beabsichtige ich nach Abschluss meines Studiums einen Wiedereinstieg in die Laufbahn der Offiziere.
Zu guter Letzt möchte ich an dieser Stelle meinen Spieß im Lufttransportgeschwader 62 grüßen und ihm gleichzeitig danken. Er war immer für mich da und stand mir hilfreich zur Seite. Auch meine Kameraden aus dem Geschäftszimmer möchte ich abschließend grüßen. Bis bald Kameraden!

von Tobias W.

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