Ich bin iM EINsatz: Leiter der Einsatzzentrale Logistik
Ich bin iM EINsatz: Leiter der Einsatzzentrale Logistik
- Datum:
- Ort:
- Erbil
- Lesedauer:
- 4 MIN
Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Ich bin Oberstleutnant Jörg S. und 42 Jahre alt. Bei der Bundeswehr habe ich mich als Seiteneinsteiger Mitte 2019 für vorerst acht Jahre verpflichtet. Nach einer verkürzten Grundausbildung im Luftwaffenausbildungsbataillon in Germersheim sowie verschiedenen Lehrgängen leiste ich heute meinen Dienst im Logistikbataillon 467 in Volkach. Dort bin ich in der Einsatzzentrale Logistik, kurz: EZLog, als Materialbewirtschafter eingesetzt und führe die Zelle Logistische Operationen.
Bis zu meinem Eintritt in die Bundeswehr war ich als Maschinenbauingenieur und MBAMaster of Business Administration in der Automobilindustrie tätig. Meine professionelle Heimat ist also die Technik, die sich als roter Faden durch meine zivile Karriere gezogen hat. Besonders großen Spaß habe ich im internationalen Umfeld und beim Bearbeiten komplexer Aufgabenstellungen. Hier in meinem ersten Einsatz kann ich meine bisherigen Erfahrungen gut einbringen, lerne viel über das System Bundeswehr im Einsatz und gewinne fast täglich neue Eindrücke.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz.
Ich bin Leiter der EZLog in Erbil, zu meinem Team gehören ein Transportfeldwebel und ein Luftunterstützungsfeldwebel. Wir sind dafür verantwortlich, dass alle Truppen- und Materialtransporte, die über nationale Dienstleister oder Koalitionspartner laufen, logistisch abgearbeitet werden. Ein weiterer Schwerpunkt von uns ist die Abfertigung des eigenen A400M aus Wunstorf, die uns in regelmäßigen Abständen mit Material versorgt und mit der unsere Kameradinnen und Kameraden aus oder nach Deutschland geflogen werden.
Kurz auf den Punkt gebracht: Wir stellen die Mobilität und den Transport der Versorgungsgüter für das Teilkontingent sicher, sowohl hier in Erbil als auch für Bagdad. Dabei arbeiten wir intensiv mit unseren Koalitionspartnern zusammen. Aufgrund unterschiedlicher Lageentwicklungen sind die Bewegungen im Raum allerdings nicht immer planbar, werden oft verschoben oder gar gestrichen.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders.
Was mich motiviert, sind die nationale und multinationale Zusammenarbeit sowie der gemeinsame Wille, unseren Auftrag bestmöglich zu erfüllen. Vor diesem Hintergrund versteht sich mein Team als Dienstleister, der einen wichtigen Beitrag zur Auftragserfüllung leistet. Dafür stehen wir rund um die Uhr bereit und kümmern uns auch nachts um die ankommenden Kameradinnen und Kameraden oder Materialtransporte, damit diese möglichst schnell und sicher an den jeweiligen Bestimmungsorten ankommen.
Generell sind von uns ein hohes Maß an Flexibilität und Teamgeist sowie ein großes und gut funktionierendes multinationales Netzwerk gefordert. Zudem müssen wir im persönlichen Umgang damit zurechtkommen, dass wir leider nicht immer alle Wünsche erfüllen können und unsere Kameradinnen und Kameraden, die nicht wie geplant fliegen können, gegebenenfalls missmutig werden.
Über das operative Geschäft hinaus ist es für unsere Zelle auch besonders wichtig, die Übergabe an unsere Nachfolger heute schon vorzudenken und zu planen, damit alle Mobilitätsaufgaben reibungslos im Kontingent weiterlaufen können. In Summe ist es ein spannendes und abwechslungsreiches Aufgabengebiet im professionellen Kreise unserer Kameradinnen und Kameraden.
Das vermisse ich hier am meisten.
Als Familienmensch ist es für mich schwierig, derzeit nicht in ihrem Kreis zu sein.
Kulinarisch kann ich mich im Einsatz eigentlich nicht beklagen, da ich hier in Erbil über die OASE, das ist eine gastronomische Betreuungseinrichtung im Einsatz, sogar mit Schwarzwälder Kirschtorte versorgt werde. Worauf ich mich sehr freue, ist ein knuspriges Holzofenbrot vom Bäcker nebenan. Ich mag es, sonntags, wenn noch alles schläft, frische Körnerbrötchen zu holen, alles vorzubereiten und dann ausgiebig zu frühstücken.
Darüber hinaus sehne ich mich nach einer ausgiebigen Fahrradtour mit meinen Freunden. Dabei müssen es mindestens 60 Kilometer sein, sodass es anschließend im LaStrada noch eine Pizza gibt. Zuletzt freue ich mich nach meiner Rückkehr auf kühleres Wetter und vor allem den bunten Herbst in Deutschland.
Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.
Ich möchte hier im Einsatz mit meinem Team weiterhin ein beständiger Partner sein, auf den sich die Kameradinnen und Kameraden jederzeit blind verlassen können.
Nach meinem Einsatz freue ich mich darauf, mich langsam neu zu orientieren, in anderen Bereichen Neues zu lernen und wieder etwas zurück zu meinen professionellen Wurzeln zu kehren, um somit meine bisherige Expertise und Erfahrung in einer Folgeverwendung einzubringen.
Ich bin dankbar für die Kameradschaft und denke an meine Familie und meine Freunde. Grüße möchte ich an die Kameradinnen und Kameraden in Volkach und nicht zuletzt an all jene senden, mit denen ich vor zwei Jahren in Germersheim und Fürstenfeldbruck meine ersten Schritte bei der Bundeswehr gegangen bin.