Wir sind iM EINsatz: Geschwister in Afghanistan
Wir sind iM EINsatz: Geschwister in Afghanistan
- Datum:
- Ort:
- Masar-i Scharif
- Lesedauer:
- 3 MIN
Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Wir sind Oberstabsarzt Juliane R. und Major Alex R. Gemeinsam sind wir als Geschwister im 17. deutschen Einsatzkontingent in Nord-Afghanistan eingesetzt.
Ich, Juliane, bin als Weiterbildungsassistentin im Bundeswehrkrankenhaus Berlin tätig. Dort arbeite ich in der Unfallchirurgie und bilde mich zur Allgemeinchirurgin weiter. Nebenbei bin ich als selbstständige Notärztin in Berlin unterwegs. Ich bin im Juli 2007, direkt nach dem Abitur, in die Bundeswehr eingetreten.
Meine Inspiration hierfür war mein älterer Bruder Alex. Er diente 10 Jahre lang in verschiedenen Führungspositionen bei der leichten Infanterie, bevor er bei der Truppe für Operative Kommunikation in Mayen eingesetzt wurde. Mittlerweile ist er in Deutschland als Stabsoffizier für Planung und Organisation tätig. Für ihn ist es der zweite Einsatz, diesmal sogar als Chef. Für mich ist es bereits der vierte Einsatz.
Das sind unsere Aufgaben im Einsatz.
Ich, Alex, unterstütze mit meinem Team das Bawar Media Center (BMC) hier in Masar-i Scharif mit Rat und Tat. Dieses mit deutschen Geldern finanzierte Mediencenter unterstützt durch Veröffentlichungen und Medientrainings aller Art die afghanischen Sicherheitskräfte und ist für die Bevölkerung Afghanistans eine wichtige Informationsquelle. Die direkte Arbeit mit dem Team des BMC macht mir besonders Spaß und ist der wichtigste Auftrag. Durch den langjährigen Einsatz der Bundeswehr hier vor Ort kennt und schätzt man sich – fachlich wie menschlich. Aufgrund der COVID-19Coronavirus Disease 2019-Pandemie kann die Beratung und Hilfe für das Center momentan nur via Telefon und E-Mail durchgeführt werden. Das ist gerade in der sehr stark durch zwischenmenschliche Beziehungen geprägten afghanischen Kultur eine riesige Herausforderung.
Das macht unsere Tätigkeiten hier besonders.
Meine Schwester Juliane befindet sich in Kundus, dort ist sie als Chirurgin in einer Einrichtung zur Notfallversorgung tätig. Juliane nutzt ihre Zeit in Bereitschaft zur Aus- und Weiterbildung und hält sich fit. Gemeinsam miteinander im Auslandseinsatz zu sein, ist für uns eine Bereicherung. Wir wissen, wir sind nicht allein. Das zu wissen, ist ein schönes Gefühl, auch wenn wir uns nur selten sehen können, da wir ja an verschiedenen Orten arbeiten. Für uns zwei ist und war aber nie ein Weg zu weit. Für Afghanistan gilt das natürlich auch. Dass es für unsere Eltern schwer ist, beide Kinder im Einsatz zu wissen, ist wohl verständlich.
Das vermissen wir hier am meisten.
Uns zweien geht es da wohl wie fast allen hier im Camp: Der persönliche Kontakt zu Freunden, Eltern, Familie und Partner ist hier nur über Videotelefonie, Chats oder Briefe möglich. Natürlich muss man sich auch immer von einigen privaten Gewohnheiten verabschieden. Der Mangel an Privatsphäre ist schon ein Aspekt, genauso der Umstand, quasi immer im Dienst zu sein. Man kann hin und wieder abschalten, die Camps bieten dafür eine wirklich gute Infrastruktur, aber halt immer mit einem wachen Auge.
Das sind unsere Pläne, unsere Wünsche und Grüße.
Uns beide verbindet ganz klar derselbe Wunsch: Dass all unsere Kameradinnen und Kameraden gesund an Leib und Seele wieder nach Hause zu ihren Liebsten zurückkehren. Bei aller Wichtigkeit unseres Auftrages hierzulande sollten sie eines niemals aus den Augen verlieren: auch mal auf sich selbst zu achten.