Ich bin iM EINsatz: Als „Versorgerin“ in Afghanistan
Ich bin iM EINsatz: Als „Versorgerin“ in Afghanistan
- Datum:
- Ort:
- Masar-i Scharif
- Lesedauer:
- 3 MIN
Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Ich bin Hauptmann Isabella H. und bin 30 Jahre alt. Nach meiner Zeit in Afghanistan bin ich als Einsatzoffizier einer Kompanie des Logistikbataillons 467 tätig. Zur Bundeswehr bin ich direkt nach dem Abitur 2009 gegangen. Nach den ersten 1,5 Jahren habe ich Wirtschafts- und Organisationswissenschaften an der Bundeswehr-Universität in München studiert. Nach meiner militärischen Ausbildung zum Nachschuboffizier habe ich meine erste Verwendung als Truppenversorgungsoffizier im Jägerbataillon 1 begonnen. Zusammen mit diesem Verband bin ich auch hier im Einsatz. Dass mein erster Einsatz unter solch besonderen Umständen wie COVID-19Coronavirus Disease 2019 stattfinden würde, konnte niemand vorherahnen. Aber auch diese Herausforderung gehe ich an, schließlich bringt einen jede Erfahrung weiter.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz.
Ich bin als Truppenversorgungsoffizier des Bataillons für die Eigenversorgung des Verbandes verantwortlich. Dies ist in einem multinationalen Verband mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten sehr komplex. Angefangen bei Kräften der Infanterie und Feldnachrichtenkräften über die elektronische Kampfführung und Aufklärung bis hin zur Absicherung des Camps. Darüber hinaus sind wir örtlich auf mehrere Camps verteilt: eine sehr vielfältige und anspruchsvolle Arbeit.
Mein Team besteht aus vier Soldaten: dem technischen Offizier, dem Truppenversorgungsbearbeiter, einem Materialdisponenten-Feldwebel und mir. Im Vergleich zur Arbeit als Truppenversorgungsoffizier in Deutschland sind die Versorgungswege hier komplizierter, die Arten von Versorgungsgütern umfangreicher sowie die Ansprechstellen multinational. Auch steht weniger Personal im logistischen Bereich zur Verfügung als im Grundbetrieb.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders.
Meine persönliche Motivation ist es, Einsatzerfahrung in einem Verband zu sammeln, den ich kenne. Wir arbeiten alle an einem gemeinsamen Ziel: die bestmögliche logistische Unterstützung für das Bataillon sicherzustellen. Auch das multinationale Arbeiten ist etwas ganz Besonderes. Es ist toll zu sehen, wie die verschiedenen Fähigkeiten und Nationen für einen gemeinsamen Auftrag im Einsatz zusammenarbeiten und dass letztendlich alle Logistiker mit den gleichen Herausforderungen in ihrem Bereich zu tun haben. Besondere Herausforderungen in dieser Zeit sind natürlich auch die Maßnahmen im Camp, die verhindern sollen, dass sich das COVID-19Coronavirus Disease 2019 weiter ausbreitet.
Das vermisse ich hier am meisten.
Ich vermisse den Rückzug in den Teil meines Lebens außerhalb der Bundeswehr – mit Menschen zusammen zu sein, die ich gut kenne und die mich gut kennen. Außerdem vermisse ich eine grüne Landschaft und klare, saubere Luft. Ich freue mich darauf, in luftiger Kleidung barfuß mit meinen Lieben und einem Glas Wein im Garten zu sitzen und das Leben zu genießen.
Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.
Ich möchte in der restlichen Zeit meines Einsatzes möglichst viel über die Aufgaben und Vorstellungen der anderen Nationen und Organisationsbereiche erfahren. Nach meiner Rückkehr möchte ich meine Erfahrungen zum einen in meine zukünftigen Verwendungen einbringen, um meine Kameradinnen und Kameraden besser verstehen und unterstützen zu können. Zum anderen möchte ich die neuen Erfahrungen in mein Privatleben einfließen lassen, da man im Einsatz jeden Tag erfährt, was wirklich wichtig im Leben ist: Man lernt sich selbst besser kennen. Ich danke all meinen Kameradinnen und Kameraden, Freunden und meiner Familie für die Unterstützung – insbesondere dafür, ein offenes Ohr zu haben und auch mal meine Launen auszuhalten.