Ich bin iM EINsatz: Das medizinische Back-up
Ich bin iM EINsatz: Das medizinische Back-up
- Datum:
- Ort:
- Gao
- Lesedauer:
- 3 MIN
Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Servus, ich bin Stabsunteroffizier Ingrid P., oder einfach nur Inge, und bin 30 Jahre jung. Bei der Bundeswehr angefangen habe ich 2014 mit meinem siebenmonatigen Freiwilligen Wehrdienst in der schönen Gäubodenkaserne in Feldkirchen. Dort habe ich auch meine Passion für die schweren Fahrzeuge entdeckt und mich zunächst als Unteroffizier weiterverpflichtet.
Als Einsatzsanitäterin konnte ich die notwendigen Führerscheine der machen und bin inzwischen sogar Ausbilderin für die mittelschwer geschützten Fahrzeuge des Sanitätsdienstes. Dazu muss ich die Fahrzeuge im In- und Ausland selbst fahren können. Deshalb freue ich mich auf meinen ersten Einsatz als Kraftfahrerin in der Sanitätseinsatzstaffel hier im 15. Deutschen Einsatzkontingent MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali in Gao ganz besonders.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz.
Hier im Camp Castor bin ich als Kraftfahrerin meines Transportpanzers Fuchs für das Fahrzeug mit seinen über 25 Tonnen und 320 PS verantwortlich. Das umfasst die gesamte technische Arbeit am Fahrzeug, sowohl vor, während als auch nach Benutzung. Wenn Patrouillen aus dem Lager fahren, sind wir meistens dabei. Das heißt für mich, früh aufstehen und das Fahrzeug vorbereiten. Von der Funkausstattung bis hin zu den Betriebsstoffen muss ich alles überprüfen.
“Neben mir als Notfallsanitäterin und Fahrerin besteht unser Team, der Bewegliche Arzttrupp, aus zwei weiteren Personen: dem Kommandanten sowie einem Arzt, der für die Notfallversorgung zuständig ist. Jeder hat seine Aufgabe und wenn wir das Camp verlassen, bin ich für die Sicherheit meiner Besatzung verantwortlich. Diese Verantwortung trage ich sehr gern, meine Aufgabe erfüllt mich.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders.
Das, was ich machen darf, machen nicht viele. Ich bin stolz darauf, dass ich als Stabsunteroffizier so viel Verantwortung tragen darf. Die Zusammenarbeit mit den Kameradinnen und Kameraden, welche die Patrouillen verantworten, macht viel Spaß und ich werde für meine Arbeit im Team wertgeschätzt. Unsere Soldatinnen und Soldaten können sich darauf verlassen, dass wir als Beweglicher Arzttrupp für die Erstversorgung immer bereitstehen – wir sind der verlässliche Back-up für den Notfall. Zum Glück hatte ich hier in Gao noch keinen derartigen Notfall.
Das Wichtigste hier im Einsatz ist die Kameradschaft. Ich habe hier großartige Personen und Charaktere kennengelernt. Dabei ist es egal, welcher „Waffenrock“ getragen wird.
Das vermisse ich hier am meisten.
Ich vermisse hier die bayrische Küche. Und natürlich meine Familie, meine Eltern, meine lieben sieben Schwestern und zwei Brüder. Da musste ich mir sogar einen Wochenplan machen, damit keiner in der Kommunikation zu kurz kommt. Außerdem fehlen mir die vertraute Umgebung und ein Rückzugsort. Das merkt man schon mit der Zeit, dass man auch einen Raum für sich benötigt.
Mit meiner Stubenkameradin habe ich ein schönes wöchentliches Ritual: zehn Minuten lang tanzen zu lauter 90er-Jahre-Musik. Als Mitglied im Ostbayrischen Faschingsverein leide ich zudem mit meinen Vereinskameradinnen und Vereinskameraden zu Hause aufgrund der ganzen Corona-Einschränkungen mit. Ich hoffe, dass wir irgendwann wieder zur Normalität zurückkehren können.
Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.
Zunächst hoffe ich, dass wir hier alle gesund und munter die Einsatzzeit überstehen. Mir macht die Arbeit mit meinem Fuchs viel Spaß, weil ich weiß, dass sich die Kameradinnen und Kameraden der Patrouillen auf uns verlassen können. Ich freue mich aber schon auf das zuweilen unberechenbare, kühlere Wetter in meiner Heimat und den Schnee. Vielleicht liegt ja auch dann noch welcher, wenn wir als Familie das Weihnachtsfest von 2020 im Februar 2021 nachfeiern werden. Grüßen möchte ich besonders meine alten Kameradinnen und Kameraden der zweiten Kompanie des Sanitätslehrregimentes in Feldkirchen und Grüße gehen natürlich auch an meine neue dienstliche Heimat nach Weiden.