Ich bin iM EINsatz: Hüter der digitalen Schlüssel

Ich bin iM EINsatz: Hüter der digitalen Schlüssel

Datum:
Ort:
Erbil
Lesedauer:
3 MIN

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Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Mehrere Soldaten stehen hintereinander mit Blick nach vorne

Im Einsatz freut sich Ingo L. über die Zusammenarbeit mit Kameraden aus unterschiedlichsten Einheiten

Bundeswehr/Maximilian Euler

Ich bin Stabsfeldwebel Ingo L., 47 Jahre jung und seit 1993 bei der Bundeswehr. Den Großteil meiner Dienstzeit habe ich in Norddeutschland verbracht. Dort habe ich auch meine Wurzeln. Als ausgebildeter Fernmeldesoldat im Fernmelderegiment 1 hielten wir während der Übungen die Telekommunikation zwischen den Soldatinnen und Soldaten und der Führung aufrecht. Mein Spezialgebiet sind Funkverbindungen.

In der Heimat bin ich mittlerweile als Fuhrparkbeauftragter im Jägerbataillon 91 in Rotenburg eingesetzt. Hier bin ich für Dutzende Fahrzeuge, vom Pkw bis zum Lkw, verantwortlich. Dabei müssen beispielsweise Fahraufträge, Schadensmeldungen oder Vermietungen koordiniert werden. Die Highlights während meiner Zeit bei der Bundeswehr sind bisher die Einsätze im Kosovo 2004 sowie 2008 gewesen.

Das ist meine Aufgabe im Einsatz.

Ein Soldat arbeitet in einem Büro am Computer

Die Verwaltung der Kryptomittel im Einsatz erledigt Ingo L. vom Schreibtisch aus

Bundeswehr/Maximilian Euler

Im multinationalen Camp Erbil bin ich für die Verwaltung der Kryptomittel des Deutschen Einsatzkontingentes Capacity Building Iraq verantwortlich. Dabei handelt es sich um digitale Schlüssel, die es ermöglichen, sicher zu funken und zu telefonieren. Für diesen Job muss ich gewissenhaft und ordentlich arbeiten, da die Schlüssel für eine abhörsichere Kommunikation sehr wichtig sind – innerhalb des Camps, aber auch nach Deutschland. Die Vergabe der digitalen Schlüssel wird von mir lückenlos dokumentiert.

Grundsätzlich sind wir hier alle 24 Stunden am Tag im Dienst. Nach einer morgendlichen Besprechung starten wir in den normalen Dienstalltag. Unser Team in der ITInformationstechnik-Abteilung besteht aus Soldaten    unterschiedlichster Einheiten. In der Fernmeldezentrale (FMZ) arbeite ich mit Kameraden aus meiner Heimatdienststelle dem Jägerbataillon 91 in Rotenburg oder vom Kommando Cyber- und Informationsraum in Bonn zusammen. Zum Ausgleich gehe ich nachmittags gern zum Sport in unseren Kraftraum.

Das macht meine Tätigkeit hier besonders.

Ich bin froh, noch einmal Einsatzerfahrungen zu sammeln und ein Teil vom großen Ganzen zu sein, auch wenn die Aufgaben hauptsächlich am Schreibtisch durchgeführt werden. Eine sichere Kommunikation ist schließlich wichtig für einen Einsatz. Hier begegne ich stets Kameradinnen und Kameraden mit den unterschiedlichsten Funktionen aus jedem Winkel Deutschlands. Die Zusammenarbeit ist spannend und professionell. Jeder Einsatz ist anders und eine besondere Herausforderung. Hier herrscht kein Alltag wie in Deutschland und ich kann mich voll auf meinen Auftrag konzentrieren. Man verzichtet aber auch auf viel. Dabei hat Corona die Situation nicht einfacher gemacht.

Hier im Camp arbeite ich außerdem an meiner Fitness und gehe jeden Tag trainieren. Die Arbeit rund um Haus und Garten, die mich sonst täglich beschäftigt, muss in der Zwischenzeit leider meine Frau übernehmen.

Das vermisse ich hier am meisten.

Ein Mann liegt auf einer Hantelbank und hält mit ausgestreckten Händen eine Kurzhantel über seiner Brust

Als Ausgleich zum Dienstalltag nimmt Stabsfeldwebel Ingo L. jeden Tag die Hanteln in die Hand

Bundeswehr/Maximilian Euler

Am meisten vermisse ich die Nähe zu meiner Familie. Ich freue mich, sie endlich wieder in den Arm nehmen zu können, anstatt jeden Abend auf den Bildschirm meines Smartphones zu starren. Und dann bin ich froh, endlich die Ruhe zu genießen. Einfach mal keinen Helikopter nachts landen zu hören oder die hallenden Schritte im Gang des Containers mitzubekommen. Ich werde einfach mit meiner Frau auf der Terrasse einen Kaffee trinken und die Stille genießen. Zwar ist es prinzipiell für mich kein Problem, in den Einsatz zu gehen. Aber sieben Monate sind schon meine persönliche Grenze. Ich glaube, regelmäßigere Einsätze mit einer kürzeren Dauer im Einsatzland würden eine geringere Belastung darstellen.

Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.

Ein Soldat bekommt bei Fackelschein eine Medaille verliehen

Während eines feierlichen Appells werden die Soldatinnen und Soldaten für ihren Einsatz mit der Einsatzmedaille ausgezeichnet

Bundeswehr/Maximilian Euler

Aktuell bereite ich mich auf meine Rückreise vor, dazu gehört unter anderem, meinen Nachfolger einzuarbeiten und meine Sachen zu packen. Ich freue mich darauf, meiner Frau daheim wieder Arbeit abnehmen zu können.
Mein Training geht zu Hause natürlich weiter. In Deutschland werde ich wieder in meinen Krav Maga-Kampfsportverein gehen und mit anderen zusammen trainieren, sobald es die Corona-Krise zulässt. Die nächsten Urlaube verbringe ich dort, wo es am schönsten ist: daheim.

von Ingo L.

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