Ich bin iM EINsatz: Bis die letzte Maschine abhebt
Ich bin iM EINsatz: Bis die letzte Maschine abhebt
- Datum:
- Ort:
- Masar-i Scharif
- Lesedauer:
- 3 MIN
Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Ich bin Oberstleutnant Michel S. und 41 Jahre alt. In Deutschland bin ich im Zentrum Luftoperationen am Luftwaffen-Standort in Köln-Wahn stationiert. Dort bin ich Referent für ein multinationales Rüstungsprojekt der NATONorth Atlantic Treaty Organization. Der Einsatz im 20. Einsatzkontingent von Resolute Support in Masar-i Scharif ist bereits mein zweiter Auslandseinsatz in Afghanistan. Von Februar bis Juni 2008 war ich als Forward Air Controller, also als Fliegerleitoffizier Angehöriger des 15. Einsatzkontingents ISAFInternational Security Assistance Force und im damaligen Feldlager in Kundus stationiert.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz.
Ich bin in diesem Einsatz der stellvertretende Kommodore des Air Wing im Camp Marmal. Das Air Wing in Masar-i Scharif führt den Flugbetrieb vom Hubschrauber NH90 und der Aufklärungsdrohne Heron durch. Die Kameradinnen und Kameraden im Air Wing kommen aus der Heeresflieger- und der Fallschirmjägertruppe sowie der Luftwaffe. Nach der Auflösung des Air Wing werde ich der Staffelchef der neu aufzustellenden Airfield Operations Squadron sein. Die Aufgabe meines zukünftigen Teams und mir wird es sein, den militärischen Teil des Flugplatzes in Masar- Scharif zu betreiben und damit einen Großteil der Rückverlegung von Personal und Material nach Deutschland abzuwickeln.
Freude macht mir, dass ich den Eindruck habe, hier etwas bewegen zu können. Darüber hinaus lerne ich durch meine Tätigkeit sehr viele interessante Menschen kennen. Außerdem bin ich hier der Flugplatzkommandant und werde nach Beendigung der Mission diese Funktion ganz zum Schluss an einen Vertreter der afghanischen Behörden übergeben.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders.
Es macht mich stolz zu sehen, wie in Masar-i Scharif ein moderner, ziviler Flughafen entstanden ist, auf dem beispielsweise afghanische Fluglotsen im Tower sitzen und den Luftverkehr steuern. Genauso sind deutsche Brandschützer daran beteiligt, afghanische Feuerwehrleute auszubilden. Das Ziel war es, einen eigenständig funktionierenden Flughafen zu hinterlassen. Ob uns das nachhaltig gelungen ist, wird sich in der Zukunft zeigen. Mit der Auflösung des Flugplatzes am Ende der Mission werde ich zusammen mit einigen anderen Personen eine in der Bundeswehr einzigartige Aufgabe übernehmen. Wir werden den Flugplatz hier in Masar-i Scharif bis zur letzten NATONorth Atlantic Treaty Organization-Maschine betreiben. Wir werden dafür sorgen, dass die letzte Maschine landen kann, sie sicher mit Personal und Material beladen wird und eine Startfreigabe erhält. Unsere Vorgänger haben sich viele Gedanken über das Ende der Mission gemacht und sehr gute Pläne entwickelt, sodass wir nicht bei null anfangen. Aus der Erfahrung der letzten Wochen glaube ich jedoch, dass wir noch einige gute Ideen auf der Zielgeraden beitragen können.
Das vermisse ich hier am meisten.
Ich vermisse besonders meine Kinder und freue mich schon jetzt darauf, sie wiederzusehen. Außerdem fehlen mir ausgedehnte Läufe und Fahrradtouren bei mir zu Hause im Siebengebirge. Abgesehen davon schwimme ich sehr gern, was hier ja leider nicht möglich ist. Obwohl ich gestehen muss, dass ich das Schwimmen schon vor dem Einsatz vermisst habe, da durch die Coronapandemie bereits vor meinem Abflug alle Schwimmbäder geschlossen waren. Ich hoffe sehr, dass sich die Situation zum Zeitpunkt meiner Rückkehr wieder etwas normalisiert hat.
Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.
Ich wünsche mir ein erfolgreiches und vor allem sicheres Ende dieser Mission. Außerdem möchte ich alle mir anvertrauten Soldatinnen und Soldaten wohlbehalten zu ihren Familien und Freunden zurück nach Hause bringen. Nach dem Einsatz wünsche ich mir, auf eine ruhige Insel zu fliegen, ohne Telefon und Computer, und den halben Tag im Wasser verbringen zu können.