Ich bin iM EINsatz: Anästhesist und Leiter der OP Gruppe im Irak
Ich bin iM EINsatz: Anästhesist und Leiter der OP Gruppe im Irak
- Datum:
- Ort:
- Erbil
- Lesedauer:
- 3 MIN
Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Ich bin Oberfeldarzt Dr. Clemens B., lebe und arbeite in einer, wie ich finde, der schönsten Städte Deutschlands - in Hamburg. Meine Laufbahn bei der Bundeswehr begann zunächst als Grundwehrdienstleistender bei der Luftlandesanitätskompanie 270 in Varel, bevor ich in die Laufbahn der Sanitätsoffizieranwärter gewechselt bin. Nach dem Medizinstudium in München und meiner Assistenzarztzeit im Bundeswehrkrankenhaus in Hamburg folgten eine mehrjährige Truppenarztverwendung in Munster und zahlreiche Verwendungen im Ausland, in den unterschiedlichsten Funktionen und verschiedenen Ländern. Zum Beispiel in Afghanistan, in Kosovo und im Irak. Aktuell bin ich, wenn ich in Deutschland bin, im Bundeswehrkrankenhaus Hamburg Facharzt für Anästhesie und Oberarzt in der Klinik für Anästhesie.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz
In meiner Verwendung, als Facharzt für Anästhesie und Leiter der OP-Gruppe im multinationalen Camp in Erbil, bin ich verantwortlich für die Organisation, Einsatzfähigkeit und Integration der deutschen OP-Gruppe in der USUnited States geführten multinationalen Role 2.
Neben der notfallmedizinischen Komponente verfügt die Role 2 auch über die erste notfallchirurgische Versorgungsmöglichkeit. Das bedeutet, dass verletzte Soldatinnen und Soldaten in dieser Versorgungseinrichtung die erste qualitativ hochwertige und lebensrettende chirurgische Notfallversorgung erfahren und für den Anschlusstransfer, zum Beispiel in eine Role 3 oder 4, stabilisiert werden können. Allerdings können hier auch kleinere chirurgische Notfalleingriffe, wie zum Beispiel die Entfernung des Blinddarmfortsatzes, durchgeführt werden.
Für diesen Zweck besteht die deutsche OP-Gruppe typischerweise aus zwei Chirurgen, zwei operationstechnischen Assistenten, einem Fachkrankenpfleger Anästhesie und -Intensivmedizin sowie einem Anästhesisten.
Ein typischer Tag im Einsatz beginnt für mich mit der Morgenlage in der USUnited States Role 2 und anschließenden internen medizinischen Fort- und Weiterbildungen. Teilweise erfolgen die Fallvorstellungen sogar online via Videokonferenz aus einem USUnited States-Military-Trauma-Center. Glücklicherweise beschäftigten uns aber zuletzt weniger die Verletzten, sondern vielmehr einige Erkrankte. COVID-19Coronavirus Disease 2019 macht auch vor multinationalen Auslandseinsätzen keinen Halt.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders
Personal und einen OP zu führen, kenne ich bereits von meinen Aufgaben in Deutschland. Im Einsatz ist die Erfahrung trotz der ganzen Routine manchmal jedoch noch intensiver. Kleine Probleme können plötzlich große Auswirkungen haben und zu schwierigen Belastungsproben im Team werden. MASCALMass Casualty-Szenarien aber auch der „Regel-Routine-Betrieb“ im „Stand-by-Modus“ können physisch und psychisch sehr belastend sein. Der Spagat zwischen deutschem Klinikroutinebetrieb und multinationalem Einsatzkontingent, mit teilweise andersartigen Denk- und Befehlsstrukturen, sowie Standardprozeduren, ist manchmal ebenso gewaltig, wie interessant und zugleich sehr lehrreich. Auch das Arbeiten mit ärztlichen Kameradinnen und Kameraden verschiedener Nationalitäten macht immer wieder Spaß und mit ein wenig diplomatischen Geschick, sowie einem freundlichen Lächeln im Gesicht, lässt sich so manche Sprachbarriere überwinden.
Das vermisse ich hier am meisten
Am meisten vermisse ich natürlich meine Familie und das Meer. Obwohl die Wüste auch ihre Reize hat, liebe ich es, als Kind der Küste, abends nach der Arbeit noch einmal in die kalte Ostsee zu springen und danach im Garten mit der Familie oder Freunden zu grillen. Was ich nicht vermisse, ist die Coronapandemie, die wahrscheinlich noch immer den Lebensalltag und Klinikbetrieb in Deutschland entscheidend beeinflussen wird.
Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße
Ich bin jetzt bereits seit mehr als zwei Monaten im Einsatz und habe nur noch eine kurze Resteinsatzzeit vor mir. Ich freue mich, dass dies bisher glücklicherweise einer meiner „unblutigsten Einsätze“ war. Ich bedanke mich jetzt schon ganz herzlich bei allen Mitgliedern der OP-Gruppe und der Role 2 in Erbil für die hervorragende Teamarbeit und dafür, dass ich so viele ganz vortrefflich, nette Menschen kennenlernen durfte.
Ich grüße alle Angehörigen des Bundeswehrkrankenhauses Hamburg und speziell die gesamte Klinik für Anästhesie, Notfall- und Intensivmedizin. Bleibt alle gesund!