Den Soldatinnen und Soldaten zur Seite stehen

Jens Augustin: Ein Militärpfarrer im Libanon

Jens Augustin: Ein Militärpfarrer im Libanon

Datum:
Ort:
Naqoura
Lesedauer:
3 MIN

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Die Militärseelsorge der Bundeswehr umfasst etwa 200 Stellen für evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer, katholische Pfarrer und Militärrabbiner sowie etwa gleich viele Pfarrhelfer. Sie sind nicht nur an den Standorten in Deutschland tätig, sondern auch Teil der Auslandseinsätze weltweit.

Flecktarnuniform mit einem Kreuz auf der Schulter und dem Motto der evangelischen Militärseelsorge.

Die Schlaufen mit dem Motto „Domini sumus – Wir gehören dem Herrn“

Bundeswehr/Volker Muth

„Wir begleiten die Soldatinnen und Soldaten in ihrem Leben“, so der evangelische Militärpfarrer Jens Augustin. Er spricht mit ruhiger, fester Stimme. Zurzeit beim deutschen UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon Kontingent im Südlibanon stationiert, begleitet er das dortige 50. Einsatzkontingent. Deutschland führt dort die Maritime Task Force der UNUnited Nations. Sie ist verantwortlich für die Seeraumüberwachung und die Ausbildung der libanesischen Marine. An der Stelle, an der bei Soldatinnen und Soldaten der Dienstgrad zu finden ist, prangt bei ihm ein goldenes Kreuz. Darunter befindet sich das Motto „Domini sumus – Wir gehören dem Herrn“. 

Mit seinem norddeutschen Naturell strahlt Jens Augustin Ruhe aus. Er sitzt auf der Terrasse des Deutschen Hauses im Camp Martin, nahe der Grenze zu Israel. Es ist August, eine brennende Schwüle liegt über der Levante. Durch den Stacheldraht des Camps geht der Blick auf die Weite des Mittelmeeres. Ein Wegweiser zeigt an, dass es 1.469 Seemeilen, mehr als 2.720 Kilometer, bis nach Berlin sind. Es ist nicht sein erster Auslandseinsatz. Vor einigen Monaten war er in der Slowakei – umgeben von Schnee. 

„Da zu sein für die Soldatinnen und Soldaten. Ihnen zur Seite zu stehen. Einfach mitzubekommen, was ihnen auf dem Herzen liegt. Mit ihnen den Weg in ihrem Dienst zu gehen“, zählt Pfarrer Augustin auf, was ihn motiviert. Bevor er sich auf die Stelle als evangelischer Militärpfarrer beworben hat, war er 26 Jahre lang Dorfpfarrer in Nordfriesland. Schon damals gab es Soldatenfamilien in seiner Gemeinde. Die Belastungen, die sich durch die langen Abwesenheiten von der Familie ergeben, sind ihm deshalb schon lange bekannt. Manches Mal wurde er vertraulich um Rat gefragt. Als Seelsorger hat er dann versucht, gemeinsam mit dem Betroffenen Auswege herauszuarbeiten.

Die Soldatinnen und Soldaten wertschätzen

Ein Mann mit einer Gitarre steht vor verschiedenen Flaggen.
Bundeswehr/Volker Muth

Als Militärpfarrer wertschätzt er die Soldatinnen und Soldaten und möchte teilen, was sie sehen und hören. Es gehe ihm dabei nicht darum, Spannungen aufzulösen, sondern sie auszuhalten. Dass dies alles andere als einfach ist, wird deutlich, als er verschiedene Begebenheiten schildert. Sie liegen schon einige Zeit zurück, aber man merkt ihm an, dass sie ihn nach wie vor beschäftigen. Soldatinnen und Soldaten sehen Dinge, von denen Zivilisten sich keine Vorstellung machen.

Seine tägliche Arbeit wird von der Lage vor Ort bestimmt. Wenn es besondere Vorkommnisse gibt, stelle er sich „ganz und gar darauf ein, was passiert“. Ansonsten will er bei den Soldatinnen und Soldaten sein, indem er mit ihnen unterwegs ist oder eine gemeinsame Tischgemeinschaft pflegt. Auf diese Weise kommt er ins Gespräch, wodurch Vertrauen entsteht. Dass seine Arbeit Früchte trägt, habe er schon einige Male erlebt. Das sei nicht immer sofort erkennbar, sondern mache sich häufig erst viel später bemerkbar.

Gottesdienst unter freiem Himmel

Ein Pfarrer steht in Uniform am Altar, hinter ihm ein Mauerelement mit der Aufschrift „Friede“ in verschiedenen Sprachen.

Gemeinsam mit dem österreichischen Kontingent wird die sonntägliche Messe unter freiem Himmel gefeiert

Bundeswehr/Volker Muth

Neben dem persönlichen Kontakt zu den Soldatinnen und Soldaten in der Dienstzeit ist der sonntägliche Gottesdienst ein wichtiger Bestandteil seiner Arbeit als Militärpfarrer. Im UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon Headquarter Naqoura wird dieser auch mal gemeinsam mit dem österreichischen Kontingent abgehalten. Vor dem Marterl, einem Bildstock mit einer Marienfigur mit Christuskind, wird dann im Freien der Altar aufgebaut. Dahinter steht ein meterhohes Teil jener Betonmauer, die das Camp zur Sicherheit umgibt. Auf der Spitze ist eine kleine Glocke angebracht, die zur Messe ruft. Auf dem Mauerstück steht das Wort „Friede“ in einer Vielzahl von Sprachen geschrieben. Die Soldatinnen und Soldaten der UNUnited Nations im Südlibanon wissen nur zu gut, dass der Frieden im Heiligen Land zerbrechlich ist.

Heft mit dem Ablauf des Gottesdienstes. Im Hintergrund ein Kreuz und das Mittelmeer.
Bundeswehr/Volker Muth
Ein Kelch mit Wein und Fladenbrot wird gereicht.

Das Abendmahl wird geteilt. Als Hostie dient das landestypische Fladenbrot.

Bundeswehr/Volker Muth
von Volker Muth

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