Bauprojekt im UNUnited Nations-Camp
Bauprojekt im UNUnited Nations-Camp
- Datum:
- Ort:
- Naqoura
- Lesedauer:
- 3 MIN
Wer einen Hausbau durchgeführt oder begleitet hat, kennt es: Bevor es richtig losgehen kann und der erste Spatenstich erfolgt, gibt es viele Vorbereitungen zu treffen. Für den Neubau eines Unterbringungsbereiches für das deutsche Einsatzkontingent bei UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon in Naqoura führte das Zentrum für Geoinformationswesen eine Baugrunduntersuchung sowie die Erfassung des biologischen Zustands durch.
Bisher ist ein Teil des deutschen Einsatzkontingentes bei UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon in Limassol auf Zypern stationiert. Auch wenn der Hafen von Limassol weiterhin Anlaufpunkt für die Schiffe der Maritime Task Force bleiben wird, zentralisiert die Bundeswehr den Anteil der Unterstützung im libanesischen Naqoura. Neben mehreren Materialtransporten gilt es, das einhergehende Bauprojekt zu verwirklichen. Am Standort in Naqoura wurde eine Baufläche durch die Vereinten Nationen (VN) zur Verfügung gestellt. Diese ist groß genug, um neben Büroanteilen auch neue Unterkünfte für die deutschen Soldatinnen und Soldaten zu errichten.
Geo- und biologisches Erkundungsteam im Einsatz
Neben der Planung der benötigten Gebäude sind auf dem Grundstück einige Vorbereitungen zu treffen. Die Fläche ist bisher nicht bebaut oder gar erschlossen. Entsprechend den Vorgaben ist zunächst eine sogenannte Umweltbestandsaufnahme anzufertigen. Dies gehört auch in Deutschland immer dazu, wenn ein Grundstück erschlossen werden soll. Die Aufnahme beinhaltet im Allgemeinen geologische und biologische Erkundungen. Einerseits geht es um die Beschaffenheit des zu bebauenden Bodens, andererseits um den aktuellen Bewuchs sowie das vorkommende Tierreich. Weitere zu betrachtende Aspekte liegen im Bereich des Umweltschutzes. Ziel ist es, das Projekt zu realisieren und dabei alle Umweltfaktoren für eine künftige Nutzung zu betrachten.
Drei Wochen Arbeit
Ein Team bestehend aus fünf Soldatinnen und Soldaten reist an. Darunter befinden sich eine Biologin, drei Geologen sowie ein Umweltschutzbeauftragter der Bundeswehr. Insgesamt hat das Team drei Wochen Zeit für die Bestandsaufnahme. Als Endprodukt entsteht ein ausführlicher Bericht über den geologischen und biologischen Zustand des Grundstücks. Der Großteil des Teams kommt aus Euskirchen, südlich von Köln. Dort ist das Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr beheimatet. Die Einheit verfügt über weitere Standorte, an denen der Dienst tätig ist. Hier sind alle Fachdisziplinen der Geowissenschaft vertreten. Neben der Beratung entstehen viele weitere Produkte. Dazu gehören bspw. topografische oder thematische Karten, die Niederschlag oder Temperaturen zeigen. Ebenso gehören Vorträge über Länder und geopolitische Berichte zu den Veröffentlichungen des Zentrums. Der Wetterdienst der Bundeswehr ist ebenfalls Bestandteil, auch weitere meteorologische Fachrichtungen mit entsprechenden Veröffentlichungen. Bei dem Bauprojekt in Naqoura wird schnell damit begonnen, Bodenproben an verschiedenen Stellen zu entnehmen.
Die Entnahme von Bodenproben
Die entnommenen Bodenproben sind entscheidend in der Bauplanung. Sie werden in Gläsern verpackt, kühl gelagert und später mit nach Deutschland genommen. Dort werden sie im Labor weiter untersucht. Die Zusammensetzung des Bodens wird bestimmt, aber auch auf Verunreinigungen untersucht. Insgesamt sind es zehn Einzelproben, die von verschiedenen Stellen des Geländes mitgenommen werden. Zusätzlich wird von einer anderen Stelle im VN-Camp eine Vergleichsprobe erfasst. Diese dient dazu, Unterschiede zur Baufläche deutlich zu machen und Rückschlüsse auf das Umfeld zu erhalten.
Die „Nudel“ kommt zum Einsatz
Nachdem die Entnahme von Bodenproben erfolgreich beendet wurde, kommt es zum Einsatz der liebevoll „Nudel“ genannten Messapparatur. Nachdem die Einheit zusammengebaut wurde, geht ein Soldat mehrmals die gesamte Baufläche ab und erfasst die Daten. Mithilfe dieses Geräts wird ein elektromagnetisches Feld erzeugt. Die Feldstrahlung tritt in den Boden ein. Sobald sie auf Widerstand trifft, wird sie zurückgeworfen. Im Gerät wird dies gemessen. Anhand einer Datenbank können die Bodenbeschaffenheit, die Wasserdurchlässigkeit und letztendlich auch die Steinarten im Boden bestimmt werden. Um den genauen Ort der Messung zu bestimmen, trägt der Soldat einen Rucksack mit GPSGlobal Positioning System-Antenne. Dieser ist direkt mit der Messvorrichtung verbunden.
Bestimmung der Tier- und Pflanzenwelt
Neben dem geologischen Team sind eine Biologin und ein Umweltschutzbeauftragter tätig. Die Biologin untersucht das Baufeld hinsichtlich der Tier- und Pflanzenwelt. Zur genaueren Bestimmung werden ebenfalls Proben genommen, die mit nach Deutschland zur weiteren Untersuchung verbracht werden. Ebenso werden zwei Wildtierkameras aufgestellt. Der Umweltschutzbeauftragte untersucht das Baufeld mit Blick auf eine schädliche Belastung. Dies könnte zum Beispiel der Fall sein, wenn der Bauplatz vermüllt wäre. Er ist insgesamt auch verantwortlich für die Gesamtberichterstattung. Dazu werden die einzelnen Arbeitsergebnisse zusammengefasst und in einem Produkt zur Verfügung gestellt. Die drei Wochen vergingen schnell, das Team hat alles geschafft und kann wieder nach Deutschland zurückreisen.