Erster Friendly Approach mit Bordhubschrauber
Erster Friendly Approach mit Bordhubschrauber
- Datum:
- Ort:
- in See
- Lesedauer:
- 3 MIN
Wenn im Herbst die kalten Luftmassen aus dem Norden über das noch warme Mittelmeer ziehen, entstehen Tiefdruckgebiete. Das unbeständige Wetter bringt stärkere Winde, höhere Wellen, Regen und Gewitter mit sich. Das erschwert den Einsatz des Speedbootes nicht nur maßgeblich, sondern macht ihn auch gefährlich – und teilweise sogar unmöglich.
Verbringen via Schlauchboot
Bisher hat die Fregatte „Hamburg“ zum Verbringen des Boardingteams auf einen anzufahrenden Kontakt das Speedboot genutzt. In diesem sitzen bei einem Einsatz bis zu neun Personen. Mit steigendem Seegang wird die Fahrt mit dem Boot gefährlicher, da das Auf und Ab der Wellen selbst an der windabgewandten Seite der Schiffe spürbar wird. Das verhältnismäßig kleine Speedboot tanzt auf den Wellen und wird schnell zum Spielball zwischen diesen. Das Aufentern auf das Schiff stellt mit steigendem Seegang eine zunehmende Gefahr für das Personal dar.
Ist der Hubschrauber eine Alternative?
Wenn das Wetter einen Friendly Approach – auch „freundliche Annährung“ genannt – mittels Speedboot nicht zulässt, kommt als einziges weiteres Verbringungsmittel der Bordhubschrauber infrage. Doch kann man diesen für einen freundlichen Besuch auf einem anderen Schiff nutzen? Ist das praktikabel? Stimmt der Kapitän eines anderen Schiffes dieser Variante zu? Während die Kapitäne das Ausbringen der Lotsenleiter auch durch das Anbordnehmen von beispielsweise Lotsen kennen, stellt der Hubschrauber eine neue Dimension für sie dar. Ein auf das Schiff zufliegender Hubschrauber mit einem Boardingteam an Bord, das sich auf das eigene Schiff abseilt, um ein persönliches Gespräch zu führen, stellt für einen Handelsschiffer mit Sicherheit ein absolutes Highlight dar. Einem anderen zivilen Kapitän ist es eventuell jedoch suspekt.
Die Möglichkeit, „Nein“ zu sagen
Unabhängig davon, ob das Boardingteam mit dem Boot oder dem Hubschrauber verbracht wird, entscheidet bei einem Friendly Approach der Kapitän des betreffenden Schiffes darüber, ob die Soldatinnen und Soldaten an Bord kommen dürfen. Dazu wird vor Beginn des Friendly Approaches über Funk ein Gespräch mit dem Kapitän des Schiffes geführt, um offene Fragen zu beantworten. Es wird ihm die Zielsetzung der Mission verdeutlicht und darum gebeten, alle weiteren Details im persönlichen Gespräch an Bord zu klären. Dem Kapitän wird zugesichert, dass Verspätungen oder ungewollte Durchsuchungen des Schiffes ausgeschlossen sind. Erst mit der expliziten Zustimmung des Kapitäns rüsten sich die Kameradinnen und Kameraden des Boardingteams aus und machen sich auf den Weg. Ohne grünes Licht kein Approach.
Heute mit dem Hubschrauber
Nach der Erlaubnis des Kapitäns, die Besatzung an Bord des Tankschiffs „Front Coral“ zu besuchen, rüstet sich das Boardingteam aus, es wird eingewiesen und geht an Bord eines Bordhubschraubers der Fregatte „Hamburg“. Dieser startet zeitnah vom Flugdeck und fliegt zum Tankschiff. Über diesem wird ein besonderes Seil zum Abseilen ausgebracht und sicher positioniert, sodass die Kameraden des Boardingteams nach und nach über dieses Seil an Bord des Frachters gelangen können. Dort werden sie von der Besatzung des Frachters in Empfang genommen und zum Kapitän auf die Brücke begleitet.
Das zweckmäßige Mittel
Auf der Brücke findet ein persönliches Gespräch zwischen dem Boardingteam und der Besatzung des Frachters statt. Hierbei kommen Seewege, Hafenplanungen und Eindrücke der verschiedenen Häfen zur Sprache. Anschließend werden kleine Gastgeschenke ausgetauscht und Fotos zur Erinnerung geschossen, bevor das Boardingteam vom Bordhubschrauber wieder abgeholt wird. Hierzu werden die Kameraden einzeln mit der Zugwinde hochgezogen und in das Innere des Hubschraubers verbracht. Nachdem alle an Bord des Hubschraubers sind, erfolgt der sichere Rückflug zur „Hamburg“. Alles in allem dauert der Besuch auf dem anderen Schiff circa eine halbe Stunde.