Übung zum Schutz des Camp Sonic
Übung zum Schutz des Camp Sonic
- Datum:
- Ort:
- Al-Asrak
- Lesedauer:
- 4 MIN
„Befehlsausgabe, Kameraden. Sammeln!“ Mit diesen Worten beginnt eine infanteristische Objektschutzübung. Eine willkommene Abwechslung für die Soldaten der Force Protection des Einsatzkontingentes Counter Daesh in Jordanien. Ihre tägliche Aufgabe ist es, Camp Sonic zu schützen.
Die Force Protection ist 24 Stunden im Wechselschichtprinzip aktiv und überwacht das deutsche Lager innerhalb der Air Base im jordanischen Al-Asrak. Zu ihren Aufgaben zählt unter anderem die Kontrolle von Fahrzeugen samt Insassen sowie das Besetzen vorbereiteter Stellungen bei Alarmübungen – und die Aufgabe, im Ernstfall das Camp zu verteidigen. Die Force Protection ist deshalb infanteristisch geschult und beherrscht Grundlagen des infanteristischen Objektschutzes. An diese Grundlagen wird bei der vertiefenden Ausbildung angeknüpft. Auch wenn die Bedrohungslage in Jordanien niedrig ist und der Schutz des Camp Sonic den originären Auftrag der Force Protection darstellt, ist die Übung eine willkommene infanteristische Abwechslung für die Soldaten.
Bei der Befehlsausgabe macht Zugführer und Ausbilder Hauptfeldwebel Steve S. deutlich, was er von seinen Soldaten erwartet: die Übung ernst nehmen, Ruhe bewahren und auf Eigensicherung achten. Gemäß Lageinformation halten sich bewaffnete Personen im Übungsdorf auf. Sie wollen deutsche Kräfte ausspionieren – wie viele es tatsächlich sind? Unklar. „Meine Leistung besteht nicht nur darin, zu führen, sondern auch darin, Befehle herunterzubrechen. Ich muss jedem Einzelnen vermitteln, was sein Auftrag ist“, erklärt Steve S. Die nickenden Gesten der ihm unterstellten Soldaten beweisen, dass alle verstanden haben, was zu tun ist und was von ihnen erwartet wird. Am Geländesandkasten, eine Nachbildung des Geländes, in dem der Auftrag ausgeführt wird, veranschaulicht der Zugführer und Ausbilder den Übungsablauf. Schnell wird deutlich: Die Soldaten müssen eine weite Strecke zurücklegen, um nach der Durchquerung des Übungsdorfes wieder zum „Pick-up Point“ zu gelangen. „Auch wenn es heute anstrengend wird, ihr müsst das zügige Tempo halten, damit wir von unseren Kräften rechtzeitig aufgenommen werden können“, unterstreicht Hauptfeldwebel Steve S.
Objektschutzübung: Gebäude „feindfrei“ kämpfen
Nach der Befehlsausgabe steigen die Soldaten der Force Protection in ihre Fahrzeuge – natürlich mit Helm, Weste, G36 und P8 am Mann. Gleich muss alles schnell gehen. Die Soldaten werden von den Fahrzeugen „gedroppt“, die danach in die eigene Sicherung ins Camp Sonic zurückkehren. Auch wenn alle Beteiligten wissen, dass es sich um eine Übung handelt, agieren sie wie in einem echten Szenario. „Gerade im Einsatz, in einem fremden Land, wird man sich der potenziellen Gefahr nochmal bewusster. Zu Hause auf einem deutschen Übungsplatz fällt es schwerer, eine Übung nicht als solche zu betrachten“, berichtet ein Soldat der Force Protection.
Kaum am Übungsdorf angekommen, nehmen sie eine Rundumsicherung ein, bis der Gruppenführer eine Entscheidung zum weiteren Vorgehen getroffen hat: Zwei Sturmtrupps werden, sich überschlagend, in das Übungsdorf eindringen. Die vielen Winkel, Fenster, Türen – alles potenziell kritische Punkte – erschweren das Einsehen des Geländes. Um es in militärischen Worten auszudrücken: Die Soldaten gewinnen jetzt das Übungsdorf. Zunächst gehen sie in Sturmausgangsstellung, danach in die letzte Deckung und dann nutzen sie den Angriffsschwung, bevor die Force Protection letztlich die Gebäude stürmt.
Die Soldaten stellen fest, dass sich zwei unbekannte bewaffnete Kräfte im Dorf aufhalten. Die Sturmtrupps preschen in die Gebäude, in denen die Personen vermutet werden. Eine davon stellt sich als unbeteiligte Ortskraft heraus. Sie wird gemäß den „Rules of Engagement“ nicht weiter festgehalten. Anders sieht es bei dem zweiten Mann aus. Er wehrt sich, entzieht sich einer Durchsuchung und verletzt einen Kameraden der Force Protection mit einer Stichwaffe am Bein.
Beweglicher Arzttrupp binnen Minuten vor Ort
Erste-Hilfe-Maßnahmen werden eingeleitet, aber die vorhandenen Mittel reichen nicht aus, um den Kameraden angemessen zu versorgen. „Da führt jetzt kein Weg dran vorbei. Eilmarsch, Kameraden! Eilmarsch zum Pick-up Point“, befiehlt Hauptfeldwebel Steve S. Die Soldaten der Force Protection sind Belastung gewöhnt, dennoch stellt der Verwundetentransport mit Weste, Gewehr und Pistole bei Temperaturen um die 25 Grad eine Herausforderung dar. Sie eilen keuchend zum befohlenen Sammelpunkt. Zuvor wurde bereits der bewegliche Arzttrupp informiert. Die Soldaten warten wenige Minuten in der Rundumsicherung, bis der Notfallsanitäter den verletzten Soldaten übernimmt.
Waffen entladen! Übungsende!
Doch die Übung ist noch nicht überstanden: Auch wenn der verwundete Kamerad jetzt in sanitätsdienstlichen Händen ist, müssen die restlichen Kräfte der Force Protection zurück in die eigene Sicherung und damit ins Camp. Routiniert und zügig steigen sie in die Abholfahrzeuge und bilden ein Marschband. Kaum im Camp angekommen, entspannen sich die Soldaten. Die Waffen werden entladen, Helme abgesetzt und die schweren Westen ausgezogen.
Die Übung ist zwar offiziell vorbei, aber die Soldaten der Force Protection müssen sich noch einer abschließenden Bewertung stellen: „Die Nachbereitung einer Übung, also das Besprechen von Dingen, die gut und schlecht gelaufen sind, ist essenziell wichtig. Erst dann kann der Lerneffekt vollumfänglich eintreten. Grundsätzlich bin ich mit der gezeigten Leistung zufrieden. Besser geht aber immer“, resümiert Zugführer und Ausbilder Steve S.