Der Experte für Handelsschifffahrt an Bord der „Bonn“
Der Experte für Handelsschifffahrt an Bord der „Bonn“
- Datum:
- Ort:
- in See
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- 3 MIN
Bei der Operation EUNAVFOREuropean Union Naval Force Med Irini überprüft die Besatzung des Einsatzgruppenversorgers „Bonn“ zivile Handelsschiffe und informiert Kapitän sowie Besatzung über die Operation im Einsatzgebiet. Dazu verlegt das Bordeinsatzteam der „Bonn“ regelmäßig auf Handelsschiffe – doch nicht allein. Es wird begleitet durch den Reserveoffizier Fregattenkapitän Klaus E., der seinen Dienst als Embargo Control Liaison Officer, kurz: ECLOEmbargo Control Liaison Officer, auf der „Bonn“ leistet. Er ergänzt das Bordeinsatzteam als Experte für zivile Handelsschifffahrt.
Während des Friendly Approaches oder Boardings begleitet der ECLOEmbargo Control Liaison Officer das Bordeinsatzteam und unterstützt den Bordeinsatzoffizier beim Überprüfen von Frachtpapieren und anderen Dokumenten, beispielsweise der Crewliste. „Aus der Überprüfung der Papiere ergeben sich Schwerpunkte für das weitere Vorgehen. Stimmt beispielsweise die Kennzeichnung eines Containers nicht mit den Frachtpapieren überein, gibt es Anlass zur weiteren Prüfung“, erklärt der Fregattenkapitän der Reserve. Als ziviler Handelsschifffahrtskapitän verfügt Klaus E. über ein nautisches Patent sowie über mehrjährige praktische Seefahrtzeit an Bord von Handelsschiffen. „Ich bin lange als nautischer Offizier und im späteren Verlauf als Kapitän zur See gefahren“, berichtet Klaus E. weiter.
Starke Reserve
Um in der militärischen Seefahrt eingesetzt werden zu können, besuchte Klaus E. den Lehrgang für Handelsschiffsoffiziere an der Marineschule Mürwik in Flensburg. Aufgrund seiner Teilnahme an weiteren Fachlehrgängen, gesteuert durch die Marineschifffahrtleitung in Hamburg, erhielt der Reserveoffizier die Zusatzqualifikation zum sogenannten Naval Co-operation and Guidance for Shipping Officer. „Durch diesen Lehrgang wird man befähigt, als Bindeglied zwischen der militärischen und zivilen Schifffahrt zu arbeiten“, berichtet Klaus E.
Neben diversen Fachlehrgängen hat der Fregattenkapitän der Reserve eine militärische Ausbildung durchlaufen. Bereits als 19-Jähriger diente der gebürtige Heilbronner zunächst auf der Fregatte „Niedersachsen“ und später auf weiteren Schiffen der Bundeswehr – daher kommt auch seine Affinität zur Seefahrt. Bis heute hält Klaus E. Kontakt zum Seebataillon in Eckernförde und trainiert dort regelmäßig mit dem Bordeinsatzteam.
Hier wird beim Boarding-Basic-Training, neben einer Vielzahl von theoretischen Unterrichten, auch der sichere Umgang mit verschiedenen Handfeuerwaffen geübt. Auch das Fast-Roping bildet einen wesentlichen Bestandteil der Ausbildung. Es befähigt den Lehrgangsteilnehmer, sich sicher von einem Hubschrauber abzuseilen, um an Bord eines Handelsschiffes zu gelangen. Doch auch das taktische Befördern via Speedboot sowie das Überwinden der Boardinghindernisbahn, anhand derer das an Bord gehen über eine Lotsenleiter sowie das Abseilen von Containern geübt wird, machen Klaus E. zu einem besonders gut ausgebildeten ECLOEmbargo Control Liaison Officer.
Eine anspruchsvolle Ausbildung
Ein weiterer Ausbildungsschwerpunkt bereitet die Lehrgangsteilnehmer auf die baulichen Eigenheiten der zivilen Handelsschiffe vor. „Insgesamt ist die Ausbildung anstrengend, aber es macht sehr viel Spaß, sich auf diese Herausforderung einzulassen“, schmunzelt der 53-jährige Klaus E. Auch die Bordeinsatzoffizierin zeigt sich vom gezeigten Engagement beeindruckt. „Die Teilnahme an dem Boarding-Basic-Training ist sowohl für den Embargo Control Liaison Officer als auch für das Bordeinsatzteam von großem Nutzen. Sich zu kennen und dieselbe Grundausbildung durchlaufen zu haben, kann nicht hoch genug bewertet werden. Daraus ergeben sich für jedes Teammitglied bekannte Verfahren, die den Einsatz erheblich erleichtern“, so die Bordeinsatzoffizierin Kapitänleutnant Lisa H.
Fachberater der Schiffsführung
Seine zivile Fachexpertise bringt Klaus E. auch in den täglichen Besprechungen an Bord ein. Dazu unterrichtet er den Kommandanten des Einsatzgruppenversorgers „Bonn“ über die Verkehrssituation der zivilen Schifffahrt im Einsatzgebiet. Des Weiteren werden Schiffe, auf denen möglicherweise ein Friendly Approach oder ein Boarding durchgeführt werden kann, durch ihn fachlich analysiert und bewertet.