Der deutsche Berater im Nordirak
Der deutsche Berater im Nordirak
- Datum:
- Ort:
- Erbil
- Lesedauer:
- 3 MIN
Der gebürtige Rheinländer ist in der Mission Capacity Building Irak der deutsche Berater für das Ministerium der Peshmerga in Erbil, er wird als MoPMinistry of Peshmerga-Adviser bezeichnet. Die Peshmerga-Reform wird durch Infrastrukturprogramme seitens des deutschen Einsatzkontingentes vor Ort unterstützt. Oberstleutnant Jörg B. begleitet einige dieser Projekte, beispielsweise die Aktivierung der Peshmerga-Klinik.
Die Aufgaben eines Einsatzberaters können sehr vielfältig sein. Von der Küchenplanung für eine Ausbildungseinrichtung über die Wiederinbetriebnahme einer medizinischen Klinik bis hin zum Neubau einer Unteroffizierschule muss vieles neu projektiert werden. Dabei begegnen sich ganz unterschiedliche Vorstellungen und Erwartungen seitens der Projektpartner. Spontanität und Flexibilität im Planungsprozess gehören deshalb zum Alltag des militärischen Beraters.
„Es gibt nichts, was man mit einer überzeugenden Argumentation nicht lösen kann“, so der 59-Jährige. Oftmals ist ein lokaler Sprachmittler an der Seite von Oberstleutnant Jörg B., um ihn bei seinen Verhandlungen in der Landessprache zu unterstützen. Häufig führt Jörg B. die Verhandlungen aber auch auf Englisch. Hierbei kommt ihm seine internationale Vorverwendung im zivilen Sektor zugute. „Die Uhren in Kurdistan ticken anders als in europäischen Ländern. Dies ist keinesfalls ein Hindernis in den Projekten. Man muss nur wissen, dies positiv in den Projektablauf zu integrieren“, erklärt der Stabsoffizier.
Aktivierung der Klinik für Peshmerga
2019 baute Deutschland zur Unterstützung der Peshmerga eine Klinik, um die Gesundheitsversorgung der kurdischen Sicherheitskräfte zu gewährleisten. Voll ausgestattet, gab es zunächst noch einige Startschwierigkeiten. Nach dem ersten Besuch des militärischen Beraters vor Ort wurde die Klinik in Form von schriftlich festgehaltenen Zielen mit der Klinikleitung jedoch erneut aktiviert. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Klinik zum Wohle der lokalen Sicherheitskräfte ohne deutsche Beteiligung selbständig arbeitsfähig ist und dies auch in Zukunft bleibt. Um die Klinik den Peshmerga näherzubringen, wurden die lokalen Medien eingebunden.
„Die von uns vorgegebenen Projektziele sind noch nicht erreicht, obwohl eine positive Resonanz spürbar ist. Ein Projekt wie dieses kann nur durch einen integrativen Ansatz des deutschen Kontingentes erreicht werden“, erklärt Einsatzberater Jörg B. Das bedeutet eine enge Zusammenarbeit zwischen ihm und den deutschen Sanitätern im multinationalen Camp Erbil. Deshalb wird Oberstleutnant Jörg B. zusätzlich vom leitenden Sanitätsstabsoffizier des Projektes Peshmerga-Klinik begleitet. Dabei fließt die medizinische Expertise der deutschen Sanitäter auf beratender Ebene gewinnbringend in das Projekt ein.
Zusammenarbeit im internationalen Umfeld
Bei vielen Projekten ist eine übergreifende integrative Zusammenarbeit notwendig. Beispielsweise müssen sich das deutsche Generalkonsulat in Erbil und das Bundesministerium für Verteidigung in Deutschland abstimmen. Eines der aktuellen Projekte ist der Neubau einer Unteroffizierschule für die kurdischen Sicherheitskräfte. Im ersten Schritt wird über den richtigen Standort dieser Einrichtung diskutiert, dieser ist entscheidend für den zukünftigen Erfolg. Das zentrale Ziel ist eine einheitliche Ausrichtung dieser Institution für alle Volksgruppen innerhalb der autonomen Region Kurdistan-Irak. Angehörige der Peshmerga werden im Rahmen der Militärischen Ausbildungshilfe in Deutschland zu Offizieren ausgebildet. Diese können dann im Anschluss als Multiplikatoren in der Region tätig werden.
Nachhaltige Erfahrungen
Für Oberstleutnant Jörg B. ist dies nicht die erste Verwendung als militärischer Berater im Einsatz, bereits in vorherigen Auslandseinsätzen der Bundeswehr wurde er als militärischer Berater eingesetzt. Dabei konnte Jörg B. in einem internationalen militärischen Beraterteam nachhaltige Erfahrungen sammeln und Projekte erfolgreich realisieren. Dazu zählt auch die Beschaffung von Ersatzteilen für militärische Fahrzeuge. Diese wurden experimentell mit einem 3-D-Drucker in seinem Afghanistaneinsatz getestet und anschließend gefertigt. „Jedes Land hat andere Herausforderungen in der Realisierung von Projekten“, kommentiert der Düsseldorfer die Vielfalt seiner Aufgaben. „Wenn Projekte abgeschlossen werden, ist es mir eine Freude, dass ich meinen Teil dazu beitragen konnte.“