Oberstabsarzt Dr. Alena K. ist als Medical Advisor im Deutschen Einsatzkontingent UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon und befindet sich gerade in ihrem zweiten Auslandseinsatz. Sie berät den Kontingentführer in allen sanitätsdienstlichen Angelegenheiten. Außerdem hält sie regelmäßig Verbindung zu den Sanitätseinrichtungen sowie zum Einsatzführungskommando der Bundeswehr.
8 Fragen an Alena K.
Oberstabsarzt Dr. Alena K.
PAO UNIFIL
Seit wann sind Sie bei der Bundeswehr?
Ich bin seit 2009 bei der Bundeswehr. Meine Grundausbildung habe ich im niederbayerischen Feldkirchen im Sanitätslehrregiment absolviert. Unmittelbar im Anschluss studierte ich Humanmedizin an der Universität in Regensburg. Ab 2015 war ich im Bundeswehrkrankenhaus Hamburg als Assistenzärztin in der Abteilung für Innere Medizin eingesetzt. Seit Anfang 2019 bin ich Geschwaderärztin in einem Marineverband. In dieser Funktion bin ich quasi „Hausärztin“ für die Soldatinnen und Soldaten, begleite Seefahrten und berate die militärische Führung in medizinischen Belangen. Aktuell befinde ich mich im Auslandseinsatz als medizinische Beraterin für den Befehlshaber der Maritimen Task Force im Rahmen der Mission UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon im Libanon.
PAO UNIFIL
Was hat Sie daran gereizt, zur Bundeswehr zu gehen?
Am meisten haben mich die abwechslungsreichen Tätigkeitsfelder dazu bewogen, die teilweise im Zivilen nicht zu finden sind. Dazu kam sicher noch einiges an Neugierde. Tatsächlich war es rückblickend für mich die richtige Entscheidung, da ich bereits jetzt deutlich mehr erlebt habe, als ich es als zivile Ärztin wahrscheinlich je hätte. Dabei sind die Mitfahrten auf Schiffen, Booten und Speedbooten sowie Mitflüge in Hubschraubern nur einige der Highlights.
Zudem habe ich, verglichen mit meinen damaligen Studienkollegen, eine vielseitigere Ausbildung erhalten.
PAO UNIFIL
Was bedeutet es für Sie, als Frau bei der Bundeswehr zu sein, und gibt es Vorbehalte bei anderen?
In meiner Position als Sanitätsoffizier ist das weibliche Geschlecht schon lange keine Besonderheit. Im Gegenteil, bereits in der Grundausbildung war der Anteil der Frauen deutlich höher als jener der männlichen Kollegen. Mir begegnet es sogar häufig, dass Kameradinnen und Kameraden das generische Femininum benutzen, wenn sie von Ärztinnen bei der Bundeswehr sprechen. Ob Vorbehalte, die es selten gibt, von der Geschlechtszugehörigkeit herrühren, kann ich nicht sicher sagen. Jedoch zeigt die Tatsache, dass diese Frage gestellt wird, dass gesamtgesellschaftlich noch einiges zu tun ist. Ich nehme zudem an, dass meine Erfahrungen leider nicht repräsentativ sind für Erfahrungen, die Kameradinnen in anderen Verwendungen gemacht haben.
PAO UNIFIL
Wie reagieren Ihr privates Umfeld, Ihre Freunde und Ihre Familie darauf, dass Sie zur Bundeswehr gehen und nun Soldatin mit Führungsverantwortung sind?
Ein großer Teil meines privaten Umfeldes besteht aus Angehörigen der Bundeswehr, daher ist dies hier kein besonderes Thema. Familie und Freunde aus dem zivilen Umfeld sind in der Regel aufgeschlossen und interessiert. Das Grundverständnis für meine Tätigkeit fehlt häufig natürlich.
PAO UNIFIL
Welche Herausforderungen und/oder Meilensteine haben Sie bisher gemeistert?
Ein paar persönliche Meilensteine stellen für mich der erfolgreiche Studienabschluss sowie die Promotion dar. Vor allem während der Zeit im Bundeswehrkrankenhaus bin ich an den alltäglichen Herausforderungen im Arbeitsalltag als Berufseinsteigerin gewachsen. Ein weiterer Abschnitt war die Schiffsarztausbildung, während derer ich in kurzer Zeit viele Qualifikationen erworben habe, zum Beispiel: Maritime Medizin, Notfallmedizin, Tauchmedizin, Reisemedizin oder Hygienemedizin. Aber auch Fachkunde Strahlenschutz und die Qualifikation als Flugmedizinische Sachverständige der Bundeswehr waren darunter.
Ebenso die Verwendung als Geschwaderärztin oder den ersten Auslandseinsatz vor etwa einem Jahr würde ich hier nennen, da diese Tätigkeiten jeweils gänzlich neue Anforderungen an mich gestellt haben.
PAO UNIFIL
Was hat sich für Sie verändert, seit Sie Führungsverantwortung haben?
Ich würde sagen, dass die Erfahrungen und die Anforderungen mich durchaus geprägt haben. Vor allem in den Positionen als Geschwaderärztin und als Disziplinarvorgesetzte im Auslandseinsatz habe ich zwischenmenschlich viel gelernt und bin dabei auch gewachsen.
PAO UNIFIL
Haben Sie einen anderen Führungsstil als Ihre männlichen Kameraden?
Ich denke, dass Führungsstil interindividuell sehr unterschiedlich ist und nicht am Geschlecht festgemacht werden kann. Schon meine Kameradin und Kollegin im Amt und ich könnten unterschiedlicher nicht führen. Stereotypen wie „männlicher“ und „weiblicher“ Führungsstil sind meines Erachtens eine überholte Vorstellung.
PAO UNIFIL
Was waren die schönsten beziehungsweise prägendsten Erlebnisse in der Führungsverantwortung?
Es bedeutet mir viel, wenn das Team nicht nur funktioniert, sondern sich dabei auch wohlfühlt. Wenn man zusammen schwierige Zeiten übersteht oder Projekte gemeinsam meistert. Der Prozess, wie man mit dem Team zusammenwächst und als Führungsperson angenommen wird, ist für mich etwas ganz Besonderes. Dafür möchte ich den Kameradinnen und Kameraden meines Sanitätsbereiches in der Heimat von Herzen danken.
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