Ein Interview mit Flottillenadmiral Mügge zu 15 Jahren Beteiligung an UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon
Ein Interview mit Flottillenadmiral Mügge zu 15 Jahren Beteiligung an UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon
- Datum:
- Ort:
- Naqoura
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Seit nun mehr 15 Jahren beteiligt sich die deutsche Marine an der Maritime Task Force (MTFMaritime Task Force) des UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon Einsatzes. Flottillenadmiral Andreas Mügge blickt auf die Fortschritte der Mission und nach vorne. Deutschland behält die Führung der MTFMaritime Task Force zunächst bis Juni 2023.
3 Fragen an Andreas Mügge
Herr Admiral, Deutschland beteiligt sich an der Maritime Task Force des UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon Einsatzes seit deren Bestehen im Jahr 2006 auf Grundlage der VN-Resolution 1701. Welche Fortschritte mit Bezug auf den Auftrag aus der Resolution wurden in dieser Zeit gemacht?
Der Auftrag der MTFMaritime Task Force im Rahmen der Mission UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon ist zweigeteilt und besteht zum einen in der Überwachung der libanesischen Hoheitsgewässer und zum anderen im Aufbau von Fähigkeiten der libanesischen Marine zur eigenständigen Wahrnehmung dieser hoheitlichen Aufgaben. Für den ersten Teil stehen die Einheiten der MTFMaritime Task Force, die derzeit aus fünf Nationen kommen, in See und kontrollieren seit nunmehr über 15 Jahren den Schiffsverkehr vor den Küstengewässern. Dieser Auftrag wird routiniert und stabil erfüllt. In dem genannten Zeitraum erfolgten über 100.000 Abfragen ein- und auslaufender Handelsschiffe, in deren Folge über 16.000 Inspektionen durch die libanesischen Behörden durchgeführt wurden.
Bei dem zukunftsorientierten Anteil des Auftrages, dem Fähigkeitsaufbau der Marine des Libanon, haben wir bereits ein gehöriges Stück des Weges absolviert. Durch den Aufbau der Küstenradarorganisation mit der Operationszentrale in Beirut, finanziert im Rahmen der Ertüchtigungsinitiative der Bundesregierung, und die Ausbildung der libanesischen Soldatinnen und Soldaten an den neuen Systemen besteht bereits jetzt die technische Möglichkeit zur vollständigen Überwachung der libanesischen Hoheitsgewässer. Parallel dazu bilden wir, ebenso im „Train, Advise and Assist“-Ansatz, bereits die Besatzungen der noch zu wenigen Einheiten der libanesischen Marine aus. Dieses kontinuierliche und eng abgestimmte Training führt im Verlauf dazu, dass die internationalen Ausbilder bei sich einstellendem Trainingserfolg zurücktreten und nur noch beratend zur Seite stehen.
Die Bundeswehr im Einsatz hat vor einem Jahr die Führung der Maritime Task Force UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon nach 2009 erneut übernommen. Sie selbst sind seit fünf Monaten als Kommandeur im Einsatz. Was sind die wesentlichen Entwicklungen, die sich seit Übernahme der Führungsrolle im Bereich der MTFMaritime Task Force ergeben haben?
Die sicher offensichtlichste Entwicklung ist der Umstand, dass der Stab der Maritime Task Force, der bisher immer auf einem Führungsschiff der MTFMaritime Task Force eingeschifft war, nunmehr „ashore“, also an Land in das UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon-Hauptquartier in Naqoura integriert ist. Das hat viele Vorteile. Neben einer deutlich gestiegenen Sichtbarkeit und Wahrnehmung der Aufgaben und erzielten Ergebnisse im UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon-HQHeadquarters und damit auch im VN Hauptquartier in New York, gestaltet sich die Kooperation, Beratung und Abstimmung zum Fähigkeitsaufbau und der Ausbildung der libanesischen Marine mit der Führung der Lebanese Armed Forces Navy und den internationalen Partnern sowie Organisationen nun unmittelbarer, häufiger und ist so enger abgestimmt.
Zum anderen haben wir die Ausbildungsinhalte und -ziele, die „Lines of Training“ mit abgestimmten „benchmarks“ und „milestones“, also Kriterien für den Ausbildungserfolg, hinterlegt. Das hat im Ergebnis zu einem guten Lagebild bezüglich des erreichten Ausbildungsstandes und der noch zu vermittelnden Trainingsbestandteile geführt. Ferner wurde das bisherige Ausbildungskommando zum Naval Equipment and Training Center umgegliedert, personell besser aufgestellt und in die MTFMaritime Task Force-Struktur integriert. Auch hier zeigt die „Führung von Land“ ihre Vorteile bei dieser Mission. Ein großer Teil der Ausbildung findet an der Jounieh Naval School sowie an den Küstenradarstationen, die sich über eine Länge von etwa 225 Kilometer an der Küste entlang verteilen, statt. Begleitung der Ausbildung und Abstimmung vor Ort sind so weniger aufwändig und kurzfristiger zu realisieren.