Ein Tag mit der zweiten Sanitätsmeisterin
Ein Tag mit der zweiten Sanitätsmeisterin
- Datum:
- Ort:
- in See
- Lesedauer:
- 3 MIN
Ein Marineschiff muss im Einsatz das gesamte Spektrum medizinischer Anfragen bearbeiten können. Dies umfasst die Beratung des Kommandanten bis hin zur Notfallbehandlung der Besatzungsmitglieder. Wie das funktioniert, habe ich mir angeschaut und Oberbootsmann Jasmin P. einen Tag an Bord des Einsatzgruppenversorgers „Bonn“ begleitet.
Ich höre die Wellen von außen an die Bordwand des Einsatzgruppenversorgers schlagen. Es ist acht Uhr morgens und Oberbootsmann Jasmin P. beginnt ihren Dienst. Wann er endet, weiß sie nicht. „Da wir uns im Einsatz befinden, arbeitet das Sanitätspersonal immer, wenn es gebraucht wird. Oft kommen am späten Nachmittag Soldatinnen oder Soldaten auf uns zu, die gerade ihren Dienst beendet haben. Sie fragen nach sanitätsdienstlichem Rat. Auch Anrufe in der Nacht gehören zu unserem Geschäft.
„Benötigt eine Kameradin oder ein Kamerad ärztliche Hilfe, sind wir gefragt“, erklärt die Fachwirtin für medizinisch-ambulante Versorgung.
Im Notfall gut versorgt
Als Erstes prüft Jasmin P. die Geräte im Eingriffsraum, der sich mit einem kleinen OP-Saal vergleichen lässt. Sie stellt sicher, dass im Notfall alles funktioniert. Danach nimmt die Marinesoldatin die Patienten für die Neukrankensprechstunde in den Terminkalender auf. „Wir haben eine Allgemeinmedizinerin/Anästhesistin, einen Chirurgen und derzeit noch einen weiteren Anästhesisten bei uns an Bord. Das heißt, wir können über die normale Grundversorgung hinaus auch kleinere Operationen an Bord vornehmen. In anderen Einsätzen hatten wir zusätzlich auch schon einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt dabei. In jedem Fall sind hier alle gut versorgt“, lächelt Jasmin P. „Darüber hinaus haben wir eine zahnmedizinische Station mit derzeit einer Zahnärztin und einer zahnmedizinischen Fachassistentin“, ergänzt die 32-Jährige.
OP Saal auf hoher See
Im Eingriffsraum des Einsatzgruppenversorgers finden medizinische Geräte ihren Platz. Es handelt sich dabei um Apparate, die beispielsweise für die Narkose benötigt werden, sowie ein Monitor, der zur Überwachung der Atmung und Vitalfunktionen von Patienten eingesetzt wird. Eine Bettenstation für 32 Patienten, ein Behandlungsraum für die Arztsprechstunde sowie ein kleines Labor ergänzen den Sanitätsbereich der „Bonn“.
Nachdem Jasmin P. eine Infusion für die letzte Behandlung des Vormittags vorbereitet hat, gehen wir zum Mittagessen. Dort entsteht ein reges, freundliches Gespräch zwischen ihr und mehreren Kameradinnen und Kameraden. Schließlich begeben wir uns auf die Bettenstation, wo schon bald die sogenannte Mittagsmusterung durchgeführt wird.
Inventur am Nachmittag
Zur Mittagszeit trifft sich das gesamte medizinische Personal, um die Aufgaben für den Nachmittag zu besprechen. Wir unterhalten uns kurz mit Frau Flottillenarzt Dr. Dr. Margit K., der Schiffsärztin der „Bonn“ über den medizinischen Bereich. „Auf der Bettenstation des Einsatzgruppenversorgers können intensivmedizinische Behandlungen vorgenommen werden. Ein Raum für Brandverletzte und ein Stationszimmer zur Überwachung der Patienten sind hier ebenfalls vorhanden. Grundsätzlich dienen diese Räumlichkeiten der Versorgung mehrerer Patienten, beispielsweise bei einem Massenanfall von Verletzten auf See“, so die Sanitätsoffizierin. Dann muss Margit K. los; die ersten Patienten sind schon auf dem Weg in das Lazarett der „Bonn“.
Jasmin P. und ich gehen zum Arzneimittellager. „Ich fülle heute Nachmittag unsere Vorräte auf, mache eine kleine Inventur“, erklärt sie mir. Der Bestand gleicht einer herkömmlichen Apotheke. Sollte dennoch ein Medikament ausgehen oder spezielle Heilmittel benötigt werden, die auf dem Marineschiff nicht vorhanden sind, werden sie bestellt und im nächsten Hafen angeliefert.
Heimweh: Alltag der Seeleute
Der Tag neigt sich dem Ende zu und ich frage Jasmin P., wie oft sie schon im Einsatz war. „Der Einsatz bei der Operation Irini ist nicht meine erste Auslandsverwendung“, antwortet die Marinesoldatin bescheiden. “Wir sind nicht nur im Rahmen von Einsätzen, sondern auch durch Manöver und Übungsfahrten lange von zu Hause weg. Das gehört zum Alltag von Seeleuten“, erklärt sie weiter. Kurz vor Weihnachten wird die gebürtige Hamburgerin wieder zu Hause sein, bevor sie im Mai für weitere sechs Monate mit dem Einsatzgruppenversorger „Bonn“ wieder in See sticht.