Operation Stronger Griffin - Verstärkungskräfte für den Gefechtsverband in Litauen
Operation Stronger Griffin - Verstärkungskräfte für den Gefechtsverband in Litauen
- Datum:
- Ort:
- Rukla
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- 4 MIN
Operation Stronger Griffin: Erstmalig seit dem fünfjährigen Bestehen der Mission Enhanced Forward Presence (EFP) in Litauen wurden die Verstärkungskräfte der Battlegroup vorzeitig alarmiert, um innerhalb weniger Tage ins Einsatzland zu verlegen. Für die über 350 Soldatinnen und Soldaten beginnt eine anstrengende Woche. Mit 100 Fahrzeugen ging es auf dem 1.000 Kilometer weiten Straßenmarsch nach Litauen.
Bereits seit über fünf Jahren sind unter anderem deutsche Soldatinnen und Soldaten rotierend an der Ostflanke der Nato in Litauen stationiert. Es war ein politischer Beschluss, der als Reaktion auf die Annexion der Krim erfolgte. Seit 2017 sind in Polen und den baltischen Staaten multinationale Gefechtsverbände (Battlegroups) zur Abschreckung einer möglichen Bedrohung stationiert. Der unter deutscher Führung aufgestellte Gefechtsverband, der im Regelfall um die 1.200 Soldatinnen und Soldaten umfasst, ist dabei als fester Bestandteil der litauischen Iron Wolf Brigade unterstellt und damit Teil der Verteidigungsplanung Litauens. Neben Deutschland stellen in der aktuellen 11. Rotation die Niederlande, Norwegen, Tschechien, Luxemburg und Belgien die Truppe und das dazugehörige Material.
Jede Battlegroup bleibt für sechs Monate vor Ort. In diesem Rhythmus werden Truppe und Material ausgetauscht, sodass sich jede Rotation unterschiedlich zusammensetzt. Der Leitverband der 10. Rotation war das binationale Panzerbataillon 414 aus Lohheide. Für die aktuelle 11. Rotation steht das Panzergrenadierbataillon 411 aus Viereck in der Verantwortung.
Was sind Verstärkungskräfte?
Verstärkt wurde die Battlegroup bisher nur für die halbjährlichen Zertifizierungsübungen. Hierbei muss jeder Gefechtsverband seine Einsatzbereitschaft unter Beweis stellen. Dort kommen dann unter anderem Artillerie-, Aufklärungs- und ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr-Kräfte zum bestehenden Gefechtsverband hinzu und erhöhen dessen Schlagkraft nochmals um rund 350 Soldatinnen und Soldaten. Diese zusätzlichen Kräfte sind fest in jeder Rotation eingeplant und befinden sich während der sechs Monate in dauerhafter Alarmierungsbereitschaft. Noch während der 10. Rotation war diese Bereitschaft mit 30 Tagen Reaktionszeit (NTM = Notice To Move) festgeschrieben. Außer im Rahmen der Zertifizierungsübungen ist die Verkürzung der NTM und die schnellere Verlegung der Verstärkungskräfte von Deutschland nach Litauen ein Novum.
Alarmierung – Operation Stronger Griffin beginnt!
Am 7. Februar, während ihres Dienstantrittsbesuchs in Munster verkündete die Verteidigungsministerin Christine Lambrecht, dass Deutschland in der Lage sei, die EFP-Battlegroup in Litauen zeitnah zu verstärken. Zuvor hatte der litauische Verteidigungsminister, Arvydas Anušauskas, öffentlich um eine höhere militärische Präsenz gebeten. Auf dieser Grundlage wurden diese Kräfte dann am Anfang Februar alarmiert.
Ein starkes Signal für die Bündnissolidarität
Weil am gleichen Tag die bisherige Frist zum Herstellen der Einsatzbereitschaft von 30 auf 5 Tage reduziert wurde, starteten bereits fünf Tage später die Fahrzeuge ihren langen Weg nach Litauen. Gleichzeitig ging der erste A400M in die Luft, um auf diesem Weg Truppen an die Ostflanke der NATONorth Atlantic Treaty Organization zu bringen. So begrüßte Oberstleutnant Daniel Andrä, Kommandeur der 11. Rotation, bereits zur Mittagszeit desselben Tages seine ersten Verstärkungskräfte auf dem Flughafen Kaunas. „Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass wir bei Notwendigkeit in der Lage sind, innerhalb kürzester Zeit Kräfte nach Litauen zu verlegen.“
On the road again
Nach Ankunft der ersten Soldatinnen und Soldaten ließen auch Fahrzeuge und weiteres Material nicht lange auf sich warten: Den Anfang machten mit ihrer Ankunft die Aufklärungskräfte samt Spähpanzer Fennek und Transportpanzer Fuchs. Wenig später erreichte auch eine hohe Anzahl kleinerer Fahrzeuge und LKW Rukla in Litauen. Der Weg führte die Kolonnen – nach erfolgreicher Tierseuchenprophylaxe auf deutschem Boden – einmal quer durch Polen, bevor es von dort weiter zum Ziel ging.
„Mit jedem Fahrzeug und jeder Soldatin sowie jedem Soldaten, der zu uns stößt, steigt die Kampfkraft der Battlegroup“, so Oberstleutnant Daniel Andrä nach Ankunft der Fahrzeuge. „Ich bin sehr glücklich, die Soldatinnen und Soldaten hier zu haben. Die Schlagkraft der Battlegroup ist mit den Verstärkungskräften deutlich größer geworden.“
Mensch und Material bestehen Belastungstest
Mit dem Eintreffen des letzten Großgerätes, den Panzerhaubitzen, endete nach knapp zehn Tagen die Operation Stronger Griffin als erste Bewährungsprobe der 11. Rotation erfolgreich. Neben viel Organisation war es vor allem ein besonderer Belastungstest für Mensch und Material. So kam jeder Fahrer inklusive Fahrzeug auf deutlich über 1.000 Kilometer Straßenmarsch. Neben den deutschen sind kürzlich auch norwegische Verstärkungskräfte eingetroffen. Ein zusätzlicher Zug Mechanisierte Infanterie wurde im Lufttransport nach Litauen gebracht.
Doch auch wenn damit ein wichtiges Zwischenziel erreicht ist: Nach dem Auftrag ist immer vor dem Auftrag. Und so wird es in den nächsten Wochen für die multinationale Battlegroup, aufgewachsen auf rund 1.600 Soldatinnen und Soldaten, darum gehen, ihren Auftrag eng an der Seite der litauischen Streitkräfte zu erfüllen und auf alles vorbereitet zu sein, was immer auch kommen mag.