MINURSOMission des Nations Unies pour l'organisation d'en Referendum au Sahara Occidental: Der Weg zum VN-Militärbeobachter – Teil 2

MINURSOMission des Nations Unies pour l'organisation d'en Referendum au Sahara Occidental: Der Weg zum VN-Militärbeobachter – Teil 2

Datum:
Ort:
Mahbas
Lesedauer:
4 MIN

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Mitte Januar 2020 war es soweit: Nach intensiven Vorbereitungen in Deutschland und Finnland beginnt der Einsatz von Oberstleutnant Axel S. in der Westsahara als Militärbeobachter der Vereinten Nationen im Rahmen von  MINURSOMission des Nations Unies pour l'organisation d'en Referendum au Sahara Occidental. Abflug ab Frankfurt, eine Übernachtung in Casablanca, fünf Kisten sowie ein Koffer im Gepäck. Wenig später ist er mittendrin und erlebt abwechslungsreiche erste Tage – nicht ganz ohne Hindernisse.

Ein Sonnenuntergang in El Aaiún

Den Sonnenuntergang in El Aaiún konnte Oberstleutnant Axel S. unverhofft ein paar Tage länger genießen

Bundeswehr/PAO MINURSO

Ich hatte das große Glück, dass im Hauptquartier der Mission in El Aaiún schon ein deutscher Offizier seinen Dienst verrichtet. Das hat vieles erleichtert. Beispielsweise holte er mich und mein Gepäck am Flughafen ab und hatte mir auch schon ein Zimmer im empfohlenen Hotel reserviert. Angekommen am Freitag, ging es am Folgetag direkt los mit der Einschleusung und den ersten Briefings.

Im Mission Headquarter wird, wie in der gesamten Mission, sieben Tage die Woche gearbeitet. Als „Newcomer“ erhielt ich verschiedene Unterrichte, um mich auf meine Aufgabe vorzubereiten. Zu diesen gehörten die unterschiedlichsten Themen, beispielsweise das Vorgehen gegen sexuelle Belästigung, Verhalten und Disziplin, Minenkunde, Auftrag und Gliederung der Mission oder der Erwerb des VN-Führerscheins. Hinzu kam außerdem ein Sprachtest in Englisch. Jetzt war ich bestens gewappnet. 

Die Teamsite in Mahbas

Luftbild einiger Gebäude in der Wüste

Die Teamsite mitten in der Wüste aus der Luft

Bundeswehr/PAO MINURSO

Endlich ging es los zur Teamsite: In meinem Fall nach Mahbas, westlich des als Grenzverlauf angelegten Sandwalls. Jene Seite, die von der marokkanischen Armee kontrolliert wird. Was genau ist eine Teamsite? Bei den neun Teamsites der MINURSOMission des Nations Unies pour l'organisation d'en Referendum au Sahara Occidental handelt es sich um „befestigte“ Lager mit Unterkunftscontainern und sanitären Anlagen. Außerdem gibt es einen Speiseraum mit Küche, eine Tankstelle, Generatoren zur Stromerzeugung, eine Wasseraufbereitungsanlage mit Vorratstanks und Büros sowie einige Fahrzeuge.

Das gesamte Lager ist umgeben von einem Wall aus Hescos und Stacheldraht. Bei den Hescos handelt es sich um Stahlgitterwürfel, die mit Geröll beziehungsweise Sand gefüllt sind. Für die Sicherheit des VN-Personals auf den Teamsites sind die jeweiligen Konfliktparteien verantwortlich. Zivilbevölkerung sucht man in der nordöstlichen Grenzregion zu Algerien fast vergebens.

Meine erste Patrouille

Ein Soldat mit Fernglas steht in der Wüste zwischen zwei VN-Fahrzeugen

Aufmerksames Beobachten des Geländes ist Pflicht

Bundeswehr/PAO MINURSO

Meinen ersten Tag nutzte ich zunächst dafür, mich in meiner relativ spartanischen Unterkunft auf zwölf Quadratmetern einzurichten: Ich fand dort zwei Schränke, ein Bett, einen Schreibtisch sowie einen Stuhl vor. Am nächsten Tag bot sich mir die Gelegenheit, dem Duty Officer, dem Offizier vom Dienst, über die Schulter zu schauen. Insgesamt waren wir zum Zeitpunkt meiner Ankunft acht Militärbeobachter aus ebenso vielen Ländern. Bereits an meinem zweiten Tag in der Teamsite stand eine Patrouille auf dem Programm, wobei stets zwei Fahrzeuge gemeinsam unterwegs sind – in der Regel mit je zwei Militärbeobachtern besetzt. Ich war als Fahrer des zweiten Fahrzeugs eingeteilt.

Während der Patrouille zeigte sich schnell, dass die Ausbildung Fahren im Gelände gut investierte Zeit war. Die Fahrt durch die Wüste war vollkommenes Neuland für mich. Gefahren wird maximal mit Tempo 60, was per GPSGlobal Positioning System genau von den VN überwacht wird. Überwiegend sandige Abschnitte wechseln sich mit Geröllfeldern ab. Man folgt der auf dem GPSGlobal Positioning System vorgegebenen Route, die von der Royal Moroccan Army, der marokkanischen Armee, für minenfrei erklärt ist. Minen und nicht explodierte Sprengkörper sind in vielen Teilen der Grenzregion der Westsahara ein großes Problem. In meinem Abschnitt ist die Gefahr zum Glück nicht so groß.

Unterwegs mit dem „marokkanischen GPSGlobal Positioning System

Ein großer Steinhaufen in der Wüste

Ein Steinhaufen in der Wüste dient bei fehlenden Straßen der Orientierung

Bundeswehr/PAO MINURSO

Als Fahrer des zweiten Fahrzeugs folgt man in der Regel dem Führungsfahrzeug. In der Praxis ist das jedoch nicht so leicht umzusetzen, dazu ist die Staubentwicklung in den sandigen Abschnitten zu heftig. Selbst ein vergrößerter Sicherheitsabstand von 500 Metern reicht oftmals nicht aus. Die Lösung besteht darin, ein wenig zur Seite auszuweichen. Das ist auch problemlos möglich, weil es hier ohnehin keine Straßen gibt. Man versucht einfach, den zahlreichen ausgefahrenen Pisten zu folgen.

Markiert werden diese Pisten, die auch von der marokkanischen Armee genutzt werden, durch Steinhaufen. Diese sind in unregelmäßigen Abständen aufgebaut, zwischen 0,5 und 2,5 Meter hoch und werden umgangssprachlich gern als „marokkanisches GPSGlobal Positioning System“ bezeichnet. Einfach, aber genial – sie funktionieren zuverlässig, ganz ohne Satellitenempfang.

Vereinbarungen und Konflikte

Während der Patrouille fährt man verschiedene Einheiten an und überprüft, ob die Vereinbarungen des Military Agreement No. 1 eingehalten werden. Dieses legt fest, wieviel Militärpersonal der jeweiligen Konfliktpartei sich mit welcher Anzahl an Waffen wo aufhalten darf – die Informationen findet der Patrouillenführer in einer Datenbank. Etwaige Abweichungen vor Ort sind ein Verstoß und werden ans Hauptquartier gemeldet. Als Fahrer des zweiten Fahrzeugs bekam ich einen guten Einblick in die Verfahren und Abläufe einer Patrouille. Auf diese Weise wurde ich darauf vorbereitet, in Zukunft auch selbst Patrouillen anführen zu können – es bleibt also spannend! 

MINURSOMission des Nations Unies pour l'organisation d'en Referendum au Sahara Occidental: Erlebnisse eines VN-Militärbeobachters – Teil 1

von PAO MINURSO

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