Operation Irini: Dem Seefernaufklärer entgeht nichts
Operation Irini: Dem Seefernaufklärer entgeht nichts
- Datum:
- Ort:
- Nordholz
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Nicht nur das Marineflugzeug ist für seine Rolle als Seefernaufklärer besonders gut geeignet, auch die Crew ist bestens ausgebildet. „In der Regel besteht die Besatzung aus elf Personen: zwei Luftfahrzeugführer, ein Systemtechniker, ein Bordmechaniker, der Taktische Offizier und der Navigationsoffizier. Darüber hinaus haben wir drei Überwasser- und zwei Unterwasser-Ortungsmeister in der Crew. Jeder Einzelne ist ein Spezialist auf seinem Gebiet und trägt zum Erfolg der Mission bei“, erläutert der Kontingentführer Fregattenkapitän Heiko Millhahn.
Das Dreierteam im Cockpit besteht aus einem Piloten, der zugleich Kommandant des Flugzeugs ist, seinem Co-Piloten sowie einem Bordmechaniker. Während einer der Piloten das Flugzeug steuert, kümmert sich der andere um den Funkverkehr mit den Fluglotsen und überwacht die zahlreichen Instrumente und Anzeigen im Cockpit. Dem Kommandanten obliegt die Verantwortung für die sichere Flugdurchführung, im Notfall trifft er die relevanten Entscheidungen. Zusätzlich bildet er mit dem Taktischen Offizier das Führungsteam an Bord des Fliegers und unterstützt beim Durchführen der Mission.
Der Bordmechaniker hat seinen Platz zwischen den beiden Piloten. Als „fliegender Techniker“ überwacht er die Systeme, zu denen die Triebwerke, die elektrische Anlage, die Hydraulik-, die Kabinendruckregel- und die Klimaanlage gehören. Tritt während des Fluges eine Störung auf, muss er diese schnellstmöglich lokalisieren und beheben. Darüber hinaus berechnet er in regelmäßigen Abständen den Kraftstoffverbrauch, um sicherzustellen, dass der Kraftstoff für den kompletten Flug ausreicht.
Techniker und Fotograf in einem
Der Inflight Technician, der Bordelektroniker, sorgt dafür, dass alle elektronischen Anlagen während des Fluges reibungslos funktionieren. Der erste Einsatz lässt nicht lange auf sich warten: Plötzlich hat der Taktische Offizier einen Bildschirmausfall. Stabsbootsmann Volker M. reagiert prompt: „Hier muss ich ran, das darf nicht sein. Er ist der Chef und alle Fäden laufen bei ihm zusammen.“ Umgehend macht sich Volker M. auf die Fehlersuche. Innerhalb weniger Minuten ist das Problem gelöst, er hat kurzerhand einen Bildschirm ausgetauscht. „Das ist Leben in der Lage“, frotzelt der Techniker, während er sein Werkzeug wieder einpackt.
In seiner zweiten Funktion ist der Stabsbootsmann Bordfotograf. Seine wichtigste „Waffe“ dabei? Eine Spiegelreflexkamera mit einem leistungsfähigen Teleobjektiv. Mit ihr erstellt er Fotos von den überprüften Schiffen.
Der Taktische Koordinator hält die Fäden in der Hand
Heute ist der Kontingentführer, Fregattenkapitän Heiko Millhahn, der Taktische Koordinator. Er trägt die operative Gesamtverantwortung und hat das Sagen an Bord. Er gibt vor, in welcher Höhe das Flugzeug fliegt und welche Sensoren zum Einsatz kommen. „Das Operationsgebiet im zentralen Mittelmeer entspricht ungefähr der Größe der Bundesrepublik Deutschland. Die Orion muss in dem ihr zugewiesenen Einsatzgebiet ein Lagebild erstellen und unter anderem die Schiffsbewegungen überwachen. Bei mir gehen alle Meldungen der Sensoren ein. Ich muss stets alles im Blick haben, entsprechende Schlussfolgerungen ziehen und weitere taktische Anweisungen an die Crew geben. Verdächtige Schiffe werden im Rahmen der näheren Überprüfung nach bestimmten Informationen abgefragt. Diese Angaben werden, ebenso wie die Bilddaten der Schiffe, an das Hauptquartier der Operation weitergeleitet und dort auf ihre Richtigkeit hin überprüft. Diese Informationen bilden dann die Grundlage für das weitere Vorgehen“, fasst der Kontingentführer zusammen.
Sicher ans Ziel
Dem Taktischen Offizier gegenüber sitzt der Navigator und Funker – beides vereint in einer Person. Zu seinen Aufgaben gehört es, die Flugpläne ins System einzuspeisen und sicherzustellen, dass die unterschiedlichen Kommunikationswege, dazu gehören der Sprech-, der Schreib- und der Datenfunk, einwandfrei funktionieren.
Der Überwasseroperator, Hauptbootsmann Stefan G., bedient an seiner Konsole unter anderem das elektrooptische Kamerasystem MX-20HD und das Radar. Er erklärt die Funktionen der Systeme: „Das Kamerasystem verfügt über eine Weitwinkel- und eine Telekamera, die beide in High Definition aufzeichnen können. Unsere Infrarotkamera behält auch nachts alles im Auge. Das System ist mit dem Radar verbunden, sodass der Operator einzelne Kontakte auf dem Radarschirm markieren und mit einem Tastendruck automatisch ins Blickfeld der Kamera nehmen kann. So können wir sehr schnell auch in einem stark befahrenen Seegebiet alle Kontakte aufklären und so ein sicheres Lagebild erstellen.“
An den beiden hinteren Ausgucken sitzen Observer, sprich: Beobachter, die mit einem Fernglas den See- und Luftraum beobachten und alles Verdächtige an den Taktischen Offizier melden. Somit hat sich die Orion ihren Spitznamen „fliegendes Auge“ wirklich redlich verdient.