Geoinfodienst der Bundeswehr

Ohne die Wetterfrösche fliegt nichts – Flugwetterberater bei Irini

Ohne die Wetterfrösche fliegt nichts – Flugwetterberater bei Irini

Datum:
Ort:
Nordholz
Lesedauer:
3 MIN

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„Ohne Flugwetterberatung gäbe es keinen Flugbetrieb“, stellt Oberregierungsrat Bernd K. klar. Er ist Leiter der GeoInfo-Beratungsstelle in Nordholz. Das Dienstgebäude befindet sich in einem modernen Klinkerbau auf dem Fliegerhorstgelände. An der Wand hängen mehrere Monitore mit Wetterkarten und Satellitenbildern. Manche Symbole kennt man von der Wettervorhersage im Fernsehen. Tabellen mit meteorologischen Werten werden fortlaufend aktualisiert.

Der Wetterberater an seinem Schreibtisch, vor ihm drei Monitore mit Wetterdaten

Viele Daten gleichzeitig im Blick: Der Flugwetterberater bei der Wettervorbereitung

Bundeswehr/Julia Kelm

Der diensthabende Flugwetterberater analysiert konzentriert die aktuellen Wetterdaten und erstellt seine Vorhersage für den Flugbetrieb in Nordholz. „Die Fliegerei braucht regelmäßig den aktuellen Wetterzustand, um fliegen zu dürfen“, fährt Bernd K. fort. Wetterelemente wie Wind, Sichtbedingungen, Wolkenuntergrenze und Luftdruck werden von einem Wetterbeobachter im Tower jede halbe Stunde erfasst: Das kann insbesondere nachts eine einsame Arbeit sein. Was zunächst händisch erfasst wird, wird den Piloten anschließend über verschiedene ITInformationstechnik-Schnittstellen zur Verfügung gestellt. Dabei ist die GeoInfo-Beratungsstelle in ein weltweites Wettermeldungsnetz eingebunden. Mithilfe der aktuellen Wettermeldungen und den vorliegenden Ergebnissen, der weltweit gerechneten Wettermodellen, wird die Wetterberatung für das jeweilige Flugvorhaben erstellt. 

Die Crew muss jederzeit wissen, was sie erwartet, daher geben die Flugwetterberater eine Vorhersage zum Wetter beim Start, während der geplanten Flugroute sowie am Landeort ab. Diese beinhaltet neben   Karten zur Wind- und Temperaturverteilung in unterschiedlichen Höhen und am Boden ebenfalls Informationen zum Seegang und zur Wassertemperatur. Ergänzt wird all dies durch eine ausführliche Liste von Wettervorhersagen zu Flugplätzen entlang der Flugstrecke. 

Die Wetterberatung wird ungefähr eine Stunde vor Take-off durch die Flugwetterberater mit der Crew durchgeführt. Während der Beratung wird auf Besonderheiten detailliert hingewiesen. Das können zum Beispiel Seenebel im Golf von Genua, aber auch mögliche Gefahren wie Vereisungen der Flügel, Schnee, Vulkanasche oder Turbulenzen sein. 

Es ist eine lange Strecke, welche die P-3C Seefernaufklärer im Rahmen der Mission EUEuropäische Union NAVFOR Med Irini zurücklegen. Von Nordholz geht es zunächst nach Süddeutschland, über die Alpen und quer über Italien zum Tanken nach Sizilien. Erst dann nehmen sie Kurs auf das Einsatzgebiet, bevor es anschließend wieder zurück nach Niedersachsen geht. Die Vorhersage für diese Flüge ist eine große Herausforderung: Zum einen muss die Vorhersage ein großes Gebiet abdecken, zum anderen ist der Prognosezeitraum sehr lang. Entscheidend für eine gute Flugwetterberatung ist das Herausarbeiten von gefährlichen Wettererscheinungen und wetterbedingten Einschränkungen, die auf der Strecke auftauchen könnten.

Eine Frage des Vertrauens

Der Wetterberater steht mit einem Soldaten vor einem Monitor auf dem die Wetterkarte ist und erklärt die Wetterbedingungen

Der Wetterberater erklärt die Wetterbedingungen für den Irini-Flug am Monitor

Bundeswehr/Julia Kelm

Das Wetter vorherzusagen ist das Eine, etwas ganz Anderes ist es jedoch, diese Prognosen den Piloten anschaulich nahezubringen. „Eine Wettervorhersage ist auch immer eine Vertrauensgeschichte. Es muss eine Basis an Vertrauen zwischen demjenigen der die Vorhersage macht, und demjenigen, der sie entgegennimmt geben. Die Chemie zwischen beiden muss stimmen“, beschreibt Regierungsamtsrat Jürgen S. den Prozess. In seiner dreißigjährigen Tätigkeit als Flugwetterberater hat er schon viel erlebt. Dabei ist es auch schon vorgekommen, dass draußen auf dem Platz ein Hubschrauber mit laufenden Motoren stand – und Jürgen S. über den Tower durchgeben musste: „Ich empfehle nicht zu fliegen. Das Wetter wird deutlich schlechter.“ Die Wetterentwicklung der nächsten Stunden im Blick, musste er diese Entscheidung fällen. Das sei nicht schön, aber im Interesse der Flugsicherheit. „Da muss man auch den Mut haben zu sagen, dass es nicht geht“, erklärt er selbstbewusst. Die Wettervorhersage profitiere ganz viel von persönlicher Erfahrung.

Leidenschaft Wetter

Ein Monitor mit einer Wetterkarte

Der Arbeitsmonitor mit der Wetteranzeige: Hier sieht man, wie sich das Wetter verändert

Bundeswehr/Julia Kelm

Bernd K. ist wie viele seiner Kollegen Flugwetterberater aus Leidenschaft. Bereits als Schüler der 9. Klasse entwickelte er ein großes Interesse am Wettergeschehen. Damals habe er sich dazu entschlossen, „Wetterfrosch“ zu werden. Nach der Schule studierte er in Berlin Meteorologie. Was den Beruf so abwechslungsreich macht? Das Wetter sei jeden Tag anders und so gebe es jeden Tag neue Herausforderungen. Da sich auch die Einsätze der Piloten kontinuierlich änderten, sei die Arbeit in der Wetterberatung des Geoinformationsdienstes der Bundeswehr niemals langweilig.

von Volker Muth

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