Ich bin iM EINsatz: „Der Eisenbahner“ bei EFP

Ich bin iM EINsatz: „Der Eisenbahner“ bei EFP

Datum:
Ort:
Rukla
Lesedauer:
4 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Ein Soldat markiert mit einer Sprühdose auf dem unbefestigten Boden eine Linie, im Hintergrund ein Zug

Hauptfeldwebel Patrick J. ist immer der Erste vor Ort und markiert vorab die Haltebuchten für die Gefechtsfahrzeuge

Bundeswehr/Pascal Warner

Ich bin Hauptfeldwebel Patrick J., 30 Jahre alt und in meinem Stammtruppenteil im III. Zug der 6. Kompanie des Logistikbataillons 161 in Delmenhorst als Transportfeldwebel und Gruppenführer eingesetzt. Seit meinem Eintritt in die Bundeswehr im Jahre 2013 hatte ich die Möglichkeit, als Teil der Umschlagkompanie Land/See an diversen Umschlagsvorhaben im In- und Ausland teilzunehmen. Mein Auftragsschwerpunkt ist der Wechsel von Material und Großgerät auf den verschiedenen Transportwegen Straße, Schiene und See.

Im Zuge der einsatzgleichen Verpflichtung Nato Responce Force (NRFNATO Response Force) und Very High Readiness Joint Task Force (VJTFVery High Readiness Joint Task Force ) nahm ich an den NATO-Großübungen Trident Juncture 2015 in Spanien und 2018 in Norwegen teil. Durch das vielfältige Aufgabenspektrum unserer Kompanie habe ich bereits von Anfang an gelernt, wie wichtig multinationale Zusammenarbeit ist. Meine bisherigen Erfahrungen kann ich nun gewinnbringend in der 10. Rotation Enhanced Forward Presence Litauen einbringen. Es ist für mich der erste Einsatz über fünf Monate am Stück. Jedoch war ich bereits an Rückführungen von Material aus anderen Missionen beteiligt, zum Beispiel bei der International Security Assistance Force (ISAFInternational Security Assistance Force) in Afghanistan oder der Operation Active Fence (AFTUR) in der Türkei.

Das ist meine Aufgabe im Einsatz.

Ein Soldat und zwei Zivilisten stehen mit Warnwesten zusammen und besprechen einen Verladeplan

Patrick J. und eine Sprachmittlerin treffen alle Detailabsprachen mit einem Mitarbeiter der litauischen Eisenbahn

Bundeswehr/Pascal Warner

Als Teil der Movement Coordination Cell (MCC) ist es meine Aufgabe, die Verlegungen der gesamten Battlegroup über den Verkehrsträger Schiene zu koordinieren. Parallel stelle ich die Vergabe von Aufträgen an zivile Firmen für den Transport von Großgerät sicher. Der Schwerpunkt liegt für mich hierbei auf der Anmeldung und Planung von Eisenbahntransporten, in enger Zusammenarbeit mit dem Logistikzentrum der Bundeswehr in Wilhelmshaven. Außerdem stehe ich den Einheiten bei Eisenbahnverladungen beratend zur Seite und halte die ständige Verbindung zu den Fachvorgesetzten in Deutschland sowie zu den Mitarbeitenden der Eisenbahnverkehrsunternehmen.

Das Besondere hier in Litauen ist, dass neben der Bundeswehr auch die anderen an EFP beteiligten Nationen über unsere Zelle angemeldet, geplant und koordiniert werden. Hier zeigt sich, wie wichtig multinationale Zusammenarbeit ist. Wir tragen die Verantwortung für die Verlegung als Gesamtpaket sowie für den Ablauf sämtlicher Märsche oder Verladungen. Außerdem sind wir dafür zuständig, die zivilen und militärischen Bestimmungen und Vorschriften einzuhalten.

Die Tage hier beginnen für mich grundsätzlich mit einer kleinen Besprechung innerhalb der MCC. Durch deren Leiter erhalten wir alle wichtigen Informationen und Aufträge für den Tag. An den Tagen der Be- oder Entladungen von Eisenbahnen befinde ich mich bei der Verladung an den Railheads. Diese Tage beginnen auch mal um 4 Uhr in der Früh. Dann treffe ich alle Vorbereitungen und führe letzte Detailabsprachen mit den Mitarbeitenden der Eisenbahngesellschaften vor Ort durch, sodass die Gefechtsfahrzeuge nach der Ankunft am Verladebahnhof koordiniert und ohne Zeitverzug auf die Züge auffahren können.

Das macht meine Tätigkeit hier besonders.

Ein Soldat zeigt dem Fahrer des Gefechtsfahrzeuges mit ausgestrecktem Arm, in welche Haltebucht er fahren soll

Hier geht es lang! Patrick J. weist die Gefechtsfahrzeuge in die vorher markierten Haltebuchten ein

Bundeswehr/Pascal Warner

Wir sind die „Mobilmacher“ der Battlegroup und sorgen unter anderem für die schnelle sowie reibungslose Eisenbahnverlegung zu unseren multinationalen Übungsvorhaben auf den Truppenübungsplatz Pabrade. Deshalb werde ich von der deutschen Kampfkompanie humorvoll „der Eisenbahner“ und von den multinationalen Kameradinnen und Kameraden „the railwayman“ genannt. Es macht mich besonders stolz, dass wir als MCC einen enorm wichtigen Teil zum Erfolg der gesamten Battlegroup beitragen können. Ebenso ist die Wertschätzung, die uns von der Battlegroup-Führung sowie den nationalen und multinationalen Kameradinnen und Kameraden entgegengebracht wird, eine unglaublich gewinnbringende Anerkennung und Motivation.

Das Ziel unseres kleinen Teams ist es, alle Transporte und Verlegungen zu ermöglichen – auch wenn die Anforderungszeiten manchmal sehr gering sind beziehungsweise zeitlich sehr ambitioniert von der Truppe vorgegeben werden. Als besondere Herausforderung stellte sich in der Vergangenheit die Sprachbarriere mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der litauischen Eisenbahnverkehrsunternehmen oder zivilen Speditionen heraus. Deshalb können wir nun bedarfsgerecht auf Sprachmittler zurückgreifen, die uns bei Besprechungen unterstützen.

Das vermisse ich hier am meisten.

Ein Soldat schaut sich die Beladung des Zuges an und beobachtet

Die Verladung verläuft nach Plan. Der EFP-Kommandeur, Oberstleutnant Ruppelt, kann sich auf „seinen Eisenbahner“ verlassen

Bundeswehr/Pascal Warner

Am meisten vermisse ich meine Freundin, meine Familie, insbesondere meinen Neffen Lias, und meine Freunde. Natürlich schwingt auch in Bezug auf die daheimgebliebenen Kameradinnen und Kameraden aus Delmenhorst viel Wehmut mit, ich vermisse die tägliche Arbeit mit ihnen. Insbesondere fehlt mir meine große Leidenschaft, die Freiwillige Feuerwehr in meiner Heimatstadt. Aktuell kann unsere Feuerwehr wieder Dienstabende durchführen. Es freut mich natürlich ungemein für meine Feuerwehrkameradinnen und Feuerwehrkameraden, dass sie sich nach der langen „Corona-Durststrecke“ endlich wieder zum Dienst treffen können und ich wünsche ihnen, dass es auch so bleibt.

Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.

Ein Soldat überprüft Ketten zur Befestigung eines Gefechtsfahrzeugs auf einem Wagon

Letzter Rundumcheck bevor der Zug rollen kann: Hauptfeldwebel Patrick J. prüft, ob die Fahrzeuge ordnungsgemäß befestigt sind

Bundeswehr/Pascal Warner

Für die Zeit hier in Litauen will ich mein Fachwissen voll einbringen, um einen Beitrag zu leisten, damit die 10. Rotation auch aus Sicht der MCC ein Erfolg wird. Klar gibt es auch innerhalb unserer Zelle mal die ein oder andere Meinungsverschiedenheit oder Diskussion, wie man in Einzelbetrachtungen bestimmte Transporte oder Verlegungen abwickelt – aber ich finde diesen Austausch unglaublich bereichernd und am Ende finden wir als Team immer eine Lösung. Dieser kameradschaftliche, dienstgradgruppenübergreifende Austausch wird aktiv gelebt und ist der Schlüssel zum Erfolg.

Ich freue mich darauf, in Deutschland den Akku wieder aufladen zu können. Besonders freue ich mich auf die gemeinsame Zeit mit meiner Partnerin, meiner Familie und den Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Bookholzberg. Diesen möchte ich hiermit herzlichste Grüße zukommen lassen. Außerdem freue ich mich auf den Tagesdienst und darauf, die Kameradinnen und Kameraden des III. Umschlagzuges als gewohntes Umfeld wieder um mich herum zu haben.

von Patrick  J.

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Mehr zum Thema