Treffsicherheit mit Zeitlimit – der multinationale Wettkampf in Adazi
Treffsicherheit mit Zeitlimit – der multinationale Wettkampf in Adazi
- Datum:
- Ort:
- Adazi
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- 3 MIN
Johannes L. ist seit drei Jahren ausgebildeter Scharfschütze und einer der vier deutschen Teilnehmer an der internationalen „Sniper Competition“ in Lettland. Fünf Tage lang hat er sich zusammen mit seinen Kameraden dem multinationalen Wettkampf gestellt. Sieben Herausforderungen und Mitbewerber aus elf Nationen erwarteten die in Präzision und Geduld geschulten Soldaten der Bundeswehr.
Es ist sechs Uhr früh in Rukla, als die Marschkolonne der Enhanced Forward Presence Battlegroup von Litauen ins lettische Adazi aufbricht. Mit dabei sind deutsche, niederländische und norwegische Scharfschützen. „Für uns ist die ‚Sniper Competition‘ in Lettland eine hervorragende Möglichkeit, um unseren Ausbildungsstand mit unseren NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partnern zu vergleichen. Dies ist ein großer Unterschied zu anderen internationalen Übungen, da selten eine so große Anzahl verschiedener Nationen vertreten ist“, erzählt Johannes L. während der Fahrt.
Nach fünf Stunden kommt die Fahrzeugkolonne mit den Teilnehmern der EFP-Battlegroup Litauen am Standort Adazi an. Hier steht noch einiges auf dem Programm. Die Waffen, das G22A2, G82, G28 und die Handwaffe P8, müssen für die kommenden Tage vorbereitet werden. Im Anschluss setzen sich die Kameraden im Aufenthaltsbereich zusammen, um für den anstehenden Wettkampf wertvolle Informationen zu erarbeiten. Mithilfe einer maßstabsgetreuen Karte wird der Maßstab für die vorliegenden Luftbilder der unterschiedlichen Schießbahnen errechnet. Insbesondere beim Schießen auf „unbekannte Distanzen“ kann dies einen entscheidenden Vorteil bringen, da dem Trupp damit Anhaltspunkte vorliegen, um die Entfernung besser einzuschätzen.
Das „Backup“ ist die P8
Pünktlich um sieben Uhr morgens beginnt die Munitionsausgabe für die bevorstehende Übung der internationalen „Sniper Competition“. Johannes L. sieht der Aufgabe zuversichtlich entgegen. „Ich glaube, dass wir durch unsere intensive Vorbereitung eine gute Chance haben, uns heute zu beweisen“, berichtet er, während er seine P8 zurück in den Holster steckt. Während der Übung müssen acht Stationen ohne Pause durchlaufen werden. Dabei sollen insgesamt sechs Schießaufgaben bewältigt werden sowie zwei Trageübungen. Diese dienen dazu, die Soldaten außer Atem zu bringen, um ihnen insbesondere die letzten Aufgaben zu erschweren.
Die gute Vorbereitung zahlt sich aus
Nach der ersten Nacht im Camp Adazi geht es für die Scharfschützen weiter. Heute steht das Schießen auf unbekannte Distanzen unter Zeitdruck auf dem Plan. Die Temperaturen von minus vier Grad erschweren das Ganze und haben Einfluss auf die Sichtverhältnisse sowie das Flugverhalten der Geschosse. Durch das Nutzen eines Luftbildes zur Vorbereitung können die deutschen Soldaten dennoch einen Vorteil erhaschen.
„Dadurch haben wir uns gerade bei der Übung ‚unbekannte Distanzen‘ etwas sicherer in der Entfernungsberechnung gefühlt, dennoch war der Wetterumschlag eine große Herausforderung“, erzählt Johannes L. am Abend. Doch die Dämmerung bringt kaum Möglichkeiten zum Verschnaufen. Aufgaben wie das Nachtschießen, das Schießen aus schwierigen Positionen und die Königsdisziplin, das Annähern, stehen in den nächsten Tagen auf dem Programm.
Wettkampf, ein (inter)nationaler Erfolg?
In den letzten Tagen haben die internationalen Soldaten eine Reihe von Herausforderungen absolviert. Ziel war es selbstverständlich auch, den ersten Platz zu erreichen – doch noch wichtiger war es, multinationale Erfahrungen auszutauschen. Ausrüstung, Abläufe und Techniken waren Themen, über die es einen regen Austausch gab. Johannes L. und sein „Buddy“ verließen den Wettkampf mit dem vierten Platz, insgesamt haben 17 Teams teilgenommen. Abschließend erzählt Johannes L.: „Wir konnten während der ‚Sniper Competition‘ feststellen, dass unsere Ausbildung ein hohes Ansehen bei unseren NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partnern genießt. In unserer Organisation und in den Abläufen stachen wir hervor. Trotzdem könnte, unserer persönlichen Bewertung nach, gerade im Nachtkampf die Ausrüstung im Vergleich zu den anderen Nationen teilweise noch verbessert werden. Alles in allem war es eine gute Erfahrung, die unsere zukünftige Ausbildung in Deutschland prägen wird.“