EFP: Infanteriewettkämpfe zwischen den Nationen
EFP: Infanteriewettkämpfe zwischen den Nationen
- Datum:
- Ort:
- Adazi
- Lesedauer:
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Der Abschluss der Übungen Iron Wolf und Raging Leopard 21 war nicht der Startschuss für eine kollektive Entspannung der Battlegroup. Das Material musste nachbereitet und teilweise auch schon für den Rücktransport nach Deutschland vorbereitet werden. Und sicher musste auch der ein oder andere die Strapazen des dichten Übungskalenders erst einmal verdauen. Einige Kameradinnen und Kameraden der Battlegroup, darunter auch deutsche Soldatinnen und Soldaten, hatten sich dafür eine besondere Gelegenheit ausgesucht: Ein multinationaler Wettkampf in militärischen Disziplinen in Lettland und Litauen. In Lettland wurden der Baltic Warrior gesucht, in Litauen die beste Infanteriegruppe sowie der beste Schütze beim multinationalen Vergleichsschießen der Scharfschützen.
Die lettische Battlegroup richtet zum wiederholten Male für alle NATONorth Atlantic Treaty Organization Enhanced Forward Presence Battlegroups den Wettbewerb Baltic Warrior aus. Der Wettkampf testet die körperliche und geistige Belastbarkeit der Soldatinnen und Soldaten aus
und wird zweimal im Jahr in der Nähe der Ortschaft Ādaži, 25 Kilometer nordöstlich von Riga, durchgeführt. Die Enhanced Forward Presence Battlegroup Lettland, unter der Führung der Framework Nation Kanada, bietet diese Herausforderung für jede Rotation an.
Um ein Baltic Warrior zu werden, müssen verschiedene Aufgaben absolviert werden. Immer in Gruppen je zwei Personen müssen die fast 250 Teilnehmerpaare schnellstmöglich insgesamt 23 Kilometer marschieren und 11 Kilometer in einem Kanu paddeln. Ständiger Begleiter ist ein 15 Kilogramm schwerer Rucksack. Gesucht wird das schnellste Team in den Kategorien Frauen, Männer, Mixed sowie insgesamt die schnellste Nation. Doch der vergleichende Wettkampf steht gar nicht so sehr im Mittelpunkt des Geschehens – viel wichtiger ist der Teamgeist, der durch solche Veranstaltungen zwischen den teilnehmenden EFP-Battlegroups entsteht. Die in sich schon vielfältigen Verbände haben hierbei die Gelegenheit, über die eigenen Grenzen hinaus Geschlossenheit und Stärke zu demonstrieren.
Auf die Plätze – fertig – los!
Der Morgen beginnt bei herrlichem, noch kühlem Wetter mit einem Leistungsmarsch. Dabei muss über eine Distanz von 17 Kilometern ein 15 Kilogramm schwerer Rucksack getragen werden. Zwischendurch können sich die Teams an Erfrischungsständen mit Getränken versorgen, denn die Temperaturen steigen schnell an und die Distanz ist nicht zu unterschätzen.
Nach Ankunft am Ende der ersten Etappe heißt es, Kanu schultern. Die bereitgelegten großen Kanus müssen zunächst zwei Kilometer bis zur Einstiegsstelle in den Fluss Gauja getragen werden.
Als die Soldatinnen und Soldaten schließlich im Boot sitzen, wird zwar ihre Beinmuskulatur entlastet, dafür müssen Arme und Schultern jetzt gut funktionieren. Es gilt, 11 Kilometer auf dem vergleichsweise gemächlichen Fluss Gauja zurückzulegen. Auf dem Wasser warten allerdings auf manche Teams noch kleine Überraschungen – das Paddeln im Team muss ein wenig geübt werden, sonst ist es schwierig, voranzukommen. Auch hatte das ein oder andere Team mehr Wasser im Boot als üblich und so hieß es nicht nur paddeln, sondern auch schöpfen.
Dann ist es fast geschafft, raus aus den Booten und auf zur letzten Etappe. Noch einmal den schweren Rucksack schultern, dessen Gewicht nun scheinbar zugenommen hat, und diesen über die nächsten vier Kilometer, an vielen Zuschauenden vorbei, ins Ziel tragen. Das schnellste Team schaffte die gesamte Stecke in 03:25:00 und kam aus Lettland.
Infanteristischer Vergleichswettkampf
Einige Zeit später wird in Litauen in der Nähe der Ortschaft Rukla ebenfalls ein Vergleichswettkampf angeboten: die Best Infantry Squad Competition. Dabei handelt es sich um einen jährlich stattfindenden taktischen Wettkampf mit Live-Schießen, das von den litauischen Streitkräften organisiert wird. Auch hierbei geht es nicht nur darum, das beste Team zu ermitteln, sondern auch um den Erfahrungsaustausch zwischen den verschiedenen nationalen und internationalen Einheiten. Auch die EFP-Battlegroup Litauen beteiligt sich mit drei Teams, darunter eine deutsche Mannschaft.
In diesem Fall bestehen die Teams aus sieben Personen: einem Gruppenführer, einem Stellvertreter, einem Sanitäter, zwei MG-Schützen und zwei weiteren Infanteristen. Ausgerüstet sind die Soldatinnen und Soldaten mit vollem Kampfgepäck, Waffen und 150 Schuss Munition sowie einem Maschinengewehr mit 120 Schuss Munition.
Bei den zu absolvierenden Aufgaben geht es neben dem Überqueren von Gewässern auch um ganz typisch infanteristische Aufgaben. Vom Orientierungsmarsch mit Karte und Kompass über das Aufnehmen des Feuerkampfes, das Tarnen der Gruppe, Knotenkunde, Funkverkehr, Weitergabe von Informationen ohne Funk bis hin zu verschiedenen Aspekten der Ersten Hilfe.
Am Ende gilt es, die vorgegebenen Zeitlinien einzuhalten. Der Trupp muss in dem genauen Zeitintervall, das vor der Aufgabe angegeben wird, am Aufgabenpunkt sein. Kommt er zu spät an oder benötigt er mehr Zeit, geht dies von seinem verfügbaren Zeitkontingent ab und das Team erhält eine geringere Punktzahl. Das Team mit den meisten Punkten wird zur Best Infantry Squad gekürt. Der Gesamtsieg ging in diesem Jahr an eine litauische Gruppe. Für die EFP-Battlegroup holte Belgien den zweiten Platz und gewann die Einzelwertungen für den besten Einzelschützen und Gruppenführer.
Ein Ziel, ein Schuss – Snipers’ Fest
Nur kurz nach der Kür der besten Infanteriegruppen stellen die Scharfschützen ihr Können unter Beweis. Beim Vergleichswettkampf Snipers’ Fest wird das beste Team aus Scharfschütze und Spotter gesucht. Geschossen wird auf dem Truppenübungsplatz Gaiziunai in der Nähe von Rukla mit Langwaffen im Kaliber 5,45 mm bis 8,6 mm. Auch hierbei ist das Ziel, von den anderen Teams zu lernen – und nicht nur den besten Schützen zu identifizieren. Insbesondere der Vergleich der unterschiedlichen Herangehensweisen bringt oft hilfreiche Erkenntnisse für das eigene Verfahren und vielleicht sogar Verbesserungen. Das Schießen selbst wird an zwei Tagen auf unterschiedlichen Schießständen sowie auf unterschiedliche Entfernungen durchgeführt. Als bestes Team konnten die norwegischen Scout Sniper für die EFP-Battlegroup alle Kategorien gewinnen.
All diese Vergleichswettkämpfe haben eines gemeinsam: Sie unterstützen den Gedanken der Multinationalität. In allen Bereichen wird versucht, voneinander zu lernen, die Vielfältigkeit der Battlegroup zu erfahren, Unterschiede abzubauen und zu nutzen, um daraus Stärke im gemeinsamen Vorgehen zu gewinnen.