Ein Tag mit dem Sustainment Advisor in Erbil
Ein Tag mit dem Sustainment Advisor in Erbil
- Datum:
- Ort:
- Erbil
- Lesedauer:
- 4 MIN
Das Joint Operations Command Advisory Team – North (JOCAT-NJoint Operations Command Advisory Team – North) in Erbil ist Teil der Operation Inherent Resolve (OIROperation Inherent Resolve). Die hier eingesetzten Soldatinnen und Soldaten arbeiten täglich im internationalen Umfeld mit Truppen zehn weiterer Nationen der „Global Coalition against Daesh“ zusammen. Ihr Hauptauftrag liegt in der Beratungsleistung des Ministry of Peshmerga (MoPMinistry of Peshmerga) auf operativer Ebene. Einen Tag lang hat uns Major Martin G. mit in den Bereich „Sustainment“ genommen und gezeigt, wie sich sein normaler Tagesablauf gestaltet.
„Na, bereit für einen Tag voller Logistik?“ Es ist 9 Uhr. Vor dem alten Terminal des Flughafens in Erbil treffe ich Major Martin G. Er ist als Sustainment Advisor bei JOCAT-NJoint Operations Command Advisory Team – North eingesetzt. Aufgrund seiner Truppengattung und seiner eigentlichen Verwendung im Logistikbataillon 472 ist er mit dem Aufgabenbereich Logistik vertraut. Hier in Erbil berät er – zusammen mit einem niederländischen Kameraden – die Führung der kurdischen Streitkräfte im Norden des Irak, die Peshmerga.
JOCAT-NJoint Operations Command Advisory Team – North ist eines mehrerer Advisor-Teams der internationalen Mission OIROperation Inherent Resolve. Unter den Schlagworten „Advise, Assist, Enable“ arbeiten hier insgesamt elf Nationen an der Ertüchtigung des Ministry of Peshmerga (MoPMinistry of Peshmerga). Hierbei werden auf operativer Ebene der Peshmerga unter anderem die Bereiche Medienarbeit, Logistik, Ausbildung und Operationsführung abgedeckt.
Major Martin G. und ein weiterer Kamerad sind derzeit die beiden einzigen deutschen Soldaten, die bei JOCAT-NJoint Operations Command Advisory Team – North eingesetzt sind. In ihrem Dienstalltag nehmen sie beide an je zwei bis vier Meetings teil, in denen sie beratend und unterstützend tätig werden oder gemeinsam mit hochrangigen kurdischen Militärs Strategien entwickeln.
„Nachschub rollt!“
„Ohne Nachschub ist keine Armee tapfer“, zitiert Major Martin G. lachend, als wir uns ins Auto setzen. Die finnische Force Protection hat unsere Fahrt zum „M4 Warehouse“ ausgeplant und bringt uns auf direktem Wege zu unserem Ziel. Die dreißigminütige Fahrt dorthin verläuft ohne Zwischenfälle und ich frage mich, was mich wohl heute dort draußen erwarten wird.
Die Lagerhalle, die hier nur als „M4“ bezeichnet wird, ist auf den ersten Blick riesig. Wir parken hinter den Hallen und Major Martin G. betritt als Erster das Gebäude. General Ameer steht bereits vor der Halle und begrüßt alle Neuankömmlinge. Er ist der Chief of Warehouse und verantwortlich für den Bestand, die Koordination sowie die Verteilung des Materials, wie Martin G. mir erklärt. „Regelmäßig kommen für die kurdischen Brigaden militärische Güterlieferungen an, die dann auf dem See- und Landweg bis hierher nach Erbil geliefert werden. Hier werden sie an das Warehouse übergeben und zunächst zentral eingelagert. An festgesetzten Terminen, den Distributions, werden die Güter dann an die Brigaden verteilt.“
Munition für die Brigaden
Wir gehen durch ein großes Tor in den hinteren Teil des Gebäudes und stehen in einer riesigen Lagerhalle. Unmengen von Paletten stehen hier fertig gepackt und bereit zur Abholung. Major Martin G. erklärt mir, dass es sich hierbei um militärische Unterstützungsgüter handelt. Diese werden an überprüfte und damit empfangsberechtigte Peshmerga-Brigaden übergeben, um diese für den Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat (IS„Islamischer Staat“) zu stärken.
Vor der Halle herrscht sofort eine rege Betriebsamkeit. Die Angehörigen der kurdischen Brigaden laufen umher, begrüßen sich, geben einander Befehle und rufen sich laut Anweisungen zu. Meine Augen schweifen umher und ich weiß nicht so recht, wohin ich zuerst schauen soll. Dann bleibt mein Blick an einem kurdischen Hauptmann hängen, der augenscheinlich den Inhalt seiner Palette auf Vollzähligkeit überprüft. Trotz der regen Betriebsamkeit und des scheinbaren Durcheinanders läuft hier alles bestens organisiert ab.
Auf die Lkw, fertig, los!
Nacheinander fahren die Nachschuboffiziere der Brigaden mit ihren Lkw vor. Zielgerichtet nähert sich ein jeder seinen Paletten. Das Beladen dauert nicht lange und die Peshmerga scheinen die Abläufe und Verfahren genau zu kennen. Kaum sind die Paletten einer Brigade auf dem Fahrzeug verstaut, fährt dieses auch schon los.
Major Martin G. erklärt mir, dass seine Beratung auf rein operativer Ebene stattfindet und deshalb hier am Lager „M4“ endet. Der weitere Weg der Versorgungsgüter auf der taktischen Ebene liegt in den Händen der kurdischen Partner. Im Tagesgeschäft berät Martin G. die Peshmerga des Ministeriums vor allem hinsichtlich einiger Verfahren im Melde- und Berichtswesen und im Bestandsabgleich. Eine Verteilung ähnlich wie heute ist wöchentlich vorgesehen.
„Kennst du die sechs ‚R‘ der Logistik?“, fragt er mich auf dem Rückweg. „Das richtige Gut muss, in der richtigen Qualität und der richtigen Menge, zur richtigen Zeit und mit den richtigen Kosten, am richtigen Ort sein. Das ist die Grundregel der Beschaffung, die wir den Peshmerga hier vermitteln wollen.“