Irak: Eine Ärztin im Konfliktgebiet
Irak: Eine Ärztin im Konfliktgebiet
- Datum:
- Ort:
- Erbil
- Lesedauer:
- 3 MIN
Es ist früher Morgen in Erbil. Während andere Kameradinnen und Kameraden noch schlafen, trainiert Oberstabsarzt Mandy W. bereits. Ihre Zeit muss sich die Ärztin aus Blankenburg gut einteilen, denn sie weiß, dass ein Tag im Einsatz lang sein und ihre Hilfe jederzeit benötigt werden kann. Fahrten außerhalb des Camps finden in der Regel am Tag statt, dabei wird sie als Oberstabsarzt vielfältig in Erbil eingesetzt. „Meine Hauptaufgabe ist das Gewährleisten der notfallmedizinischen Versorgung außerhalb des Feldlagers“, so die 30-Jährige. Im Ernstfall zählt jede Minute.
Dass sie Menschen helfen will, stand für Mandy W. bereits früh fest. Nach dem Abitur trat sie in die Bundeswehr ein und verpflichtete sich im Sanitätsdienst für 21 Jahre. Nachdem sie die allgemeine Grundausbildung beendet hatte, studierte sie rund sechs Jahre Humanmedizin in Leipzig und entschied sich für eine Spezialisierung im Fachbereich Allgemeinchirurgie. In Deutschland ist sie im Sanitätsversorgungszentrum Heide in Schleswig-Holstein stationiert. Als Sanitätsoffizier ist sie dort als Truppenärztin für die Patientenversorgung zuständig. „Um möglichst viele Facetten der Bundeswehr kennenzulernen, habe ich mich bewusst für einen Auslandseinsatz entschieden. Dies ist mein erster Einsatz und ich freue mich, Auslandserfahrung in der Mission Capacity Building Iraq sammeln zu dürfen“, so die in Hamburg lebende Ärztin.
Teil des Beweglichen Arzttrupps
Als Teil des beweglichen Arzttrupps ist Frau Oberstabsarzt mit ihrem Team unter anderem in einem gepanzerten Fahrzeug vom Typ Mowag Eagle IV BATBeweglicher Arzttrupp unterwegs. Die Besatzung des Eagle besteht aus mehreren fachkundigen Personen: einem ausgebildeten Einsatzsanitäter, der als Kraftfahrer das Fahrzeug bewegt, einem als Notfallsanitäter ausgebildeten Kommandanten, der den beweglichen Arzttrupp militärisch führt, sowie einem Arzt, der für die medizinische Versorgung im Notfall verantwortlich ist.
Um als Ärztin oder Arzt dieser großen Verantwortung gerecht zu werden, braucht es als Grundlage ein abgeschlossenes Medizinstudium, eine Zertifizierung in der Rettungsmedizin sowie genügend Praxiserfahrung im Notfalleinsatz. Auch wenn Mandy W. als Oberstabsarzt im Offiziersdienstgrad über dem Kommandanten steht, führt der Kommandant aus der Laufbahn der Feldwebel das Fahrzeug militärisch. Ihr wiederum obliegt als Sanitätsoffizier die medizinische Gesamtverantwortung. „Im Team haben wir uns alle schnell zusammengefunden. Vor allem Vertrauen und die Gewissheit, sich aufeinander verlassen zu können, bilden den Weg zum Erfolg“, berichtet die Medizinerin.
Medizinische Allrounderin
Der Einsatz im Irak ist für Mandy W. der erste. Da sie als angehende Chirurgin ein besonderes Händchen für die Praxis hat, entschied sie sich für den Einsatz im Außendienst. Darüber hinaus möchte sie Erfahrungen im Einsatz sammeln, um für sich persönlich entscheiden zu können, wie sie ihren weiteren Werdegang gestalten möchte. Als hygienebeauftragte Ärztin ist sie außerdem für das Erstellen von Hygienerichtlinien und ihre Kontrolle zuständig. Mandy W. weiß: „Jede Klimazone hat ihre eigenen hygienischen Herausforderungen, welche die Soldatinnen und Soldaten meistern müssen, um gesund zu bleiben.“
Als Truppenärztin bietet sie neben der truppenärztlichen Versorgung auch Tape-Anlagen und Akupunktur als Unterstützung in der Patientenversorgung an. „Viele Kameradinnen und Kameraden haben davon schon einmal gehört, haben es aber noch nie selbst erlebt. Alle, die es dann aber doch einmal ausprobiert haben, sind begeistert“, so die kundige Medizinerin. Bei der Akupunktur soll durch gezielte Nadelstiche an bestimmten Punkten des Körpers eine therapeutische Wirkung erzielt werden.
Erfahrung im Einsatz ist unbezahlbar
Insbesondere im Auslandseinsatz ist die sanitätsdienstliche Versorgung ein wichtiges Element für die Kameradinnen und Kameraden. Die Bereitschaft, für die Soldatinnen und Soldaten da zu sein, und ein professionelles Auftreten sind für die Sachsen-Anhalterin selbstverständlich. Nach diesem Einsatz wird sie in einem Bundeswehrkrankenhaus eingesetzt und hat den Wunsch, als Fachärztin für Chirurgie erneut in einen Einsatz zurückzukehren. „Dieser erste Auslandseinsatz in meiner Verwendung im beweglichen Arzttrupp ist eine sehr gute Erfahrung und wird mich definitiv weiterbringen“, so Oberstabsarzt Mandy W. Ihr Ziel ist es, dass alle Kameradinnen und Kameraden ohne körperliche oder seelische Schäden wohlbehalten nach Deutschland zurückkehren können.