Search and Rescue

Multinationale Übung Flying Wolf in Litauen

Multinationale Übung Flying Wolf in Litauen

Datum:
Ort:
Rukla
Lesedauer:
4 MIN

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Die Sanitätskräfte der eFPenhanced Forward Presence-Battlegroup Litauen nahmen an der multinationalen Übung Flying Wolf teil. Die niederländischen und deutschen Soldatinnen und Soldaten übten die taktische Verwundetenversorgung mit der litauischen Luftwaffe. Von der Theorie bis zur Praxis trainierten die Soldatinnen und Soldaten reale Such- und Rettungsmissionen.

Mehrere Soldaten knien in Reihe auf dem Rasen, im Hintergrund landet ein Hubschrauber

Die Sanitätskräfte der eFPenhanced Forward Presence-Battlegroup sichern bei der Übung Flying Wolf die Umgebung für die Landung eines Hubschraubers während einer Search-and-Rescue-Mission

Bundeswehr/PAO eFP

Unter schwierigsten Bedingungen: Für die multinationalen Sanitätskräfte steht an diesem Tag eine Ausbildung auf dem Flugfeld in Kaunas an. Das Be- und Entladen von Verwundeten sowie die Zusammenarbeit mit der litauischen Luftwaffe sollen trainiert werden.

Doch plötzlich nimmt die vorgeplante Übung einen anderen Verlauf: Die übergeordnete Führung alarmiert und versetzt die Soldatinnen und Soldaten in eine komplett neue Lage. „Ein verbündetes Flugzeug ist über feindlichem Gebiet abgestürzt, zwei Piloten wurden versprengt“, brieft der niederländische Ausbildungsleiter. Von Versprengung spricht man, wenn Soldatinnen und Soldaten abgeschnitten von der eigenen Truppe und gegebenenfalls verwundet sind. Der letzte bekannte Standort der Piloten wurde den Übungsteilnehmenden mittels MGRSMilitary Grid Reference System-Koordinaten (Military Grid Reference System) weitergegeben.

Schnelle Planung bei kühlem Kopf

Für die Sanitätskräfte beginnt nun der Planungsprozess für das neue Übungsszenario. Mit den wenigen zur Verfügung stehenden Informationen organisieren sie ihre Vorgehensweise genau. Bei der Planung und Ausführung der Rettung zählt jede Minute. In welches Gebiet verlegen wir? Wo befindet sich der Feind? Welche Wege können genutzt werden, ohne aufgeklärt zu werden? Diese und viele weitere Fragen müssen die Soldatinnen und Soldaten beantworten, bevor es losgeht.

Anhand einer Karte legt die Truppe sogenannte Meldelinien fest, damit die übergeordnete Führung einen Überblick über den jeweiligen Standort seiner rettenden Kräfte behält. Doch viel Zeit bleibt ihnen nicht. Die versprengten Piloten müssen gefunden werden, bevor sie dem Feind in die Hände fallen. Außerdem ist der Gesundheitszustand der Versprengten nicht eindeutig bekannt, weshalb sich die Sanitätskräfte auf eine taktische Erstversorgung einstellen müssen.

Die Uhr läuft – die Suche beginnt

Mit der Dämmerung setzt ein Wettlauf gegen die Zeit ein – und auch gegen feindliche Kräfte. Die Besatzung von Luftfahrzeugen besteht aus hochqualifizierten Soldatinnen und Soldaten. In der Regel betrachtet der Feind sie als mögliche Informationsquelle. Zudem ist es zwar realisierbar, einen Hubschrauber oder ein Kampfflugzeug zu ersetzen, aber nicht die Erfahrung und das Know-how, das routiniertes fliegendes Personal mit Hunderten oder Tausenden von Flugstunden gesammelt hat. Daher haben Freund und Feind ein großes Interesse daran, Luftfahrzeugbesatzungen zu finden. Mit dem Hubschrauber Mi-8T der litauischen Luftwaffe fliegen die Sanitätskräfte von Kaunas in den Einsatzraum.

Sobald der Hubschrauber gelandet ist, steigt der Suchtrupp in vollem Gefechtsanzug mit Waffe und Nachtsichtgerät schnellstmöglich aus und begibt sich in seine erste Deckung. „Wir befinden uns im Szenario in feindlichem Gebiet. Die Gefahr lauert überall, deshalb müssen wir sehr schnell und taktisch vorgehen“, so Hauptfeldwebel Hendrik H.

Orientierung in der Dunkelheit

Mit Karte und Kompass machen sich die Soldatinnen und Soldaten zu Fuß auf den Weg zu ihrem Ziel: dem letzten bekannten Standort der versprengten Piloten. „Es ist besonders wichtig, dass wir Licht- und Geräuschdisziplin wahren. Wir wollen keine Aufmerksamkeit auf uns ziehen“, erläutert Hendrik H. Nach mehreren Kilometern Wegstrecke und einige Stunden später findet der Suchtrupp die Piloten. Einer von ihnen ist verletzt.

„Wir decken den Patienten mit einem Poncho ab, um die Erstversorgung unter Beleuchtung durchzuführen. So wahren wir die Lichtdisziplin und können Verwundungen am Körper schneller erkennen“, erklärt der Hauptfeldwebel. Die taktische Verwundetenversorgung beginnt. Dabei wenden die Soldatinnen und Soldaten das sogenannte MARCHMassive hemorrhage, Airway, Respiration, Circulation, Head injury/Hypothermia-Schema an. Hierbei wird der Körper nach einer bestimmten Abfolge (Massive Blutungen, Atemwege, Atmung, Kreislauf, Kopfverletzungen und Unterkühlung) untersucht und die schwerwiegendsten Verletzungen vorrangig behandelt.

Die Soldatinnen und Soldaten werden bei uns nach dem USUnited States-amerikanischen System der taktischen Verwundetenversorgung ausgebildet, so ist auch die multinationale Zusammenarbeit möglich“, erklärt der Ausbildungsleiter. Der Pilot hat ein gebrochenes Bein, doch er kann zunächst noch selbstständig mit Unterstützung den Weg zur Heli Landing Site antreten. Nach einiger Zeit lassen die Kräfte nach und der Verwundete verliert sein Bewusstsein. Mithilfe einer klappbaren Trage aus dem Ersthelfer-Bravo-Rucksack der Sanitätskräfte wird der restliche Rückweg bestritten.

Abholung durch den Helikopter

Mehrere Soldaten knien im Gelände um einem Verwundeten auf einer Trage und begutachten ihn.

Teamwork im Einsatz: Ein letzter Check an der Heli Landing Site, bevor der Patient an die Hubschrauberbesatzung übergeben wird

Bundeswehr/PAO eFP

Ankunft auf der Heli Landing Site. Im Ernstfall würde ein Suchtrupp sich hier mit dem Verwundeten auch über mehrere Stunden bis zur Ankunft des Helikopters versteckt halten. Doch dann hört man die Rotorengeräusche des Hubschraubers. Erleichterung zeichnet sich in den Gesichtern der Soldatinnen und Soldaten ab. Nach 24 Stunden ist die Übung beendet. 

Die Sanitätskräfte der eFPenhanced Forward Presence-Battlegroup konnten ihre versprengten Piloten sicher an die Hubschrauberbesatzung übergeben und sich unentdeckt aus dem feindlichen Gebiet zurückziehen. Die Übung Flying Wolf war ein erfolgreicher Test für die Fähigkeiten sowie die Zusammenarbeit der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr in einem multinationalen Umfeld. 

von PAO eFP

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