EFP: Vielfältigkeit ist unsere Stärke

EFP: Vielfältigkeit ist unsere Stärke

Datum:
Ort:
Rukla
Lesedauer:
4 MIN

Nach der Hälfte seiner Rotation zieht der Kommandeur der multinationalen Enhanced Forward Presence (EFP) Battlegroup Litauen, Oberstleutnant Sebastian Hebisch, ein erstes Resümee der gesammelten Erfahrungen. Ein anspruchsvolles Ausbildungs- und Übungsprogramm findet derzeit bei der Zertifizierungsübung Iron Wolf seinen vorläufigen Höhepunkt: etwa 4.000 Soldatinnen und Soldaten unterschiedlicher Nationen stellen gemeinsam ihre Einsatzfähigkeit unter Beweis. 

Schneebedeckter Panzer im litauischen Winter

Zu Beginn der 9. Rotation lag noch Schnee und das Thermometer zeigte minus 20 Grad an

Bundeswehr/Maurice Fateiger

Seit dem 10. Februar 2021 ist das 9. Kontingent der multinationalen EFP-Battlegroup in Litauen in der Verantwortung, zur Sicherheit des Bündnisgebietes und Litauens beizutragen. Zu diesem Zweck müssen die Soldatinnen und Soldaten des 9. Kontingents fortlaufend ein forderndes Ausbildungs- und Übungsprogramm absolvieren, das die Fähigkeiten zur gemeinsamen Verteidigung weiter steigert und das Zusammenstehen der NATO beweist.

„Nach einer herzlichen Aufnahme durch unsere litauischen Partner haben wir nunmehr ‚Gefechtsbereitschaft‘ hergestellt“, so Oberstleutnant Sebastian Hebisch und ergänzt: „Bis Mitte August 2021 dienen neben den deutschen Soldatinnen und Soldaten auch circa 600 multinationale Soldatinnen und Soldaten aus Belgien, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen und Tschechien. Dies ist ein eindeutiges Zeichen der Solidarität mit unseren litauischen Freunden, aber auch der Einheit und Entschiedenheit der NATO.“

Vorbereitung auf das hochintensive Gefecht

Mit der Einbindung der EFP-Battlegroup in die litauische Iron Wolf-Brigade steht dieser mechanisierten Infanteriebrigade ein hochmobiler, gepanzerter Gefechtsverband zur Verfügung. Dieser ermöglicht nicht nur eine flexible Gefechtsführung, sondern erlaubt auch eine eindeutige Schwerpunktsetzung. Mit gemeinsamer Ausbildung und durch gemeinsames Üben werden die Einsatzverfahren beständig angeglichen und die gegenseitigen Kenntnisse über die jeweiligen Fähigkeiten vertieft.

„Kern unserer Ausbildungs- und Übungsvorhaben ist die Vorbereitung auf das hochintensive Gefecht. Unsere Aufgabe hier ist rein defensiver Natur. Dementsprechend stehen die Operationsarten Verteidigung und Verzögerung im Schwerpunkt unserer Aktivitäten. Dabei spielt auch der Kampf in urbanem und bewaldetem Gelände eine wesentliche Rolle“, erklärt der Kommandeur.

Als ersten Höhepunkt der Präsenz in Litauen hat die deutsche Kampfkompanie an der Übung Crystal Arrow teilgenommen, die im März in Lettland stattgefunden hat. Während einer Zwei-Parteien-Übung, eingebettet in die lettische Battlegroup unter kanadischer Führung und Beobachtung eines internationalen Inspektionsteams, wurden hierbei typische Gefechtsaufgaben erfüllt.

Unterschiede als Stärke

Soldaten bewegen sich durch ausgehobene Schützengräben

Präzision und Geschwindigkeit sind wichtig: deutsche Infanterie im Kampf in den Schützengräben

Bundeswehr/Maurice Fateiger

Das anschließende traditionelle Vergleichsschießen der Kampf- und Schützenpanzerbesatzungen haben die norwegischen Besatzungen mit Präzision und Geschwindigkeit für sich entschieden und den letztjährigen Titelgewinn des Iron Spear für die EFP-Battlegroup Litauen verteidigt. „Wir bringen für eine mögliche Bündnisverteidigung der baltischen Staaten unterschiedliche Fähigkeiten mit“, stellt Oberstleutnant Hebisch fest und ergänzt: „Diese Unterschiede sehe ich als eine Stärke unserer Verteidigung. Das Kennenlernen der Fähigkeiten unserer Partner ist ein Ziel der gemeinsamen Anstrengungen hier in Litauen. Genau deshalb lautet unser Motto: ‚Strong - Together‘.
Nun blicke ich gespannt auf die nächste anstehende Herausforderung, den Höhepunkt der multinationalen Ausbildung auf dem Weg zum Status ‚Combat Ready‘.„

Verstärkung: 300 zusätzliche Soldaten und 60 Fahrzeuge

Eine Panzerhaubitze steht auf unebenem Gelände und feuert ein Geschoss ab, im Hintergrund Wald

Vorbereitung auf Iron Wolf: Mehr als 60 zusätzliche Fahrzeuge verstärken die Übung, so auch die Panzerhaubitze 2000

Bundeswehr/Maurice Fateiger

Jede Rotation wird hinsichtlich ihrer Einsatzfähigkeit während einer Übung überprüft. Das 9. Kontingent wird aktuell von einem multinationalen Inspektionsteam während der Übung Iron Wolf vom 19. Mai bis zum 31. Mai 2021 auf dem litauischen Truppenübungsplatz Gaiziunai überprüft. Oberstleutnant Hebisch erklärt: „Bei der Zertifizierungsübung Iron Wolf stellen wir gemeinsam mit der litauischen Iron Wolf-Brigade unsere Einsatzfähigkeit und Interoperabilität sowie unsere Einsatzbereitschaft unter Beweis.“

An dieser Übung im Raum Rukla nehmen etwa 4.000 Soldatinnen und Soldaten aus unterschiedlichen Nationen teil. Sie sind entweder Teil der Übungstruppe oder begleiten diese als Schiedsrichter. In den vergangenen zwei Wochen sind für eine realitätsnahe Organisation der Zertifizierungsübung mehr als 300 zusätzliche Soldatinnen und Soldaten mit über 60 zusätzlichen Fahrzeugen im Luft- und Schienentransport nach Litauen verlegt worden. An ersten Gefechtsübungen waren auch deutsche Kräfte  vom Aufklärungslehrbataillon 3 Lüneburg und dem Artillerielehrbataillon 325 Munster beteiligt.

Enge Kooperation und wechselseitige Integration

Panzer schießt im Gelände

Der Leopard 2 im scharfen Schuss bei der Übung Crystal Arrow

Bundeswehr/Maurice Fateiger

Im Juni 2021 steht mit der Übung Raging Leopard der letzte Höhepunkt des 9. Kontingents auf dem Plan. Auch während dieser zweiwöchigen Übung werden litauische Kräfte und Soldatinnen und Soldaten der EFP-Battlegroups aus Litauen und Lettland gemeinsam üben.
„Unser Beitrag zur Bündnisverteidigung und zur Abschreckung erfordert eine enge Kooperation und die wechselseitige Integration unserer Kräfte, denn nur durch gemeinsame Ausbildung und Übung erhöhen wir unseren Zusammenhalt, außerdem tauschen wir wichtige Erfahrungen aus und lernen voneinander. Im Rahmen des EFP-Auftrages erleben wir jeden Tag, was NATO bedeutet“, resümiert Oberstleutnant Hebisch.

Uneingeschränkte Solidarität der NATO

Fünf Soldaten stehen in Linie angetreten im Präsidentenpalast nebeneinander, vor ihnen steht der Präsident

Oberstleutnant Hebisch und weitere Kommandeure werden durch den litauischen Präsidenten Gitanas Nausėda begrüßt

Bundeswehr/Maurice Fateiger

„Sicherheitsempfinden ist stets ein subjektives Gefühl – letztendlich geprägt aus der persönlichen Erfahrung, der Geschichte des Landes und dem gegenwärtigen politischen Umfeld. Ich persönlich erachte es daher als eine Selbstverständlichkeit, dass sich Deutschland im Rahmen dieser NATO-Mission engagiert“, so Kommandeur Oberstleutnant Hebisch.

Abschließend erklärt er: „Multinationale Präsenz im baltischen Raum, zur Unterstützung unserer litauischen Freunde, ist ein starkes Zeichen für die uneingeschränkte Solidarität der NATO! Ich darf versichern, dass die Soldatinnen und Soldaten der Enhanced Forward Presence Battlegroup Litauen, ganz gleich ob sie aus Belgien, Deutschland, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen oder der Tschechischen Republik kommen, einen hervorragenden Dienst leisten. Wir werden auch weiterhin einen wesentlichen Beitrag zu der Verteidigung unseres ostwärtigen NATO-Bündnisgebietes in Litauen leisten.“

von Norman Wald

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