Vor gut 100 Tagen übernahm Oberst Mike Werner die Führung des deutschen Kontingents der multinationalen NATONorth Atlantic Treaty Organization Battlegroup Lithuania (NATONorth Atlantic Treaty Organization MNMultinational BGBattlegroup LTU). Wie diese Zeit für ihn und seine Soldatinnen und Soldaten bisher verlief, erklärt er uns im Interview.
6 Fragen an Mike Werner
Oberst und Kontingentführer der deutschen Kräfte in Litauen
PAO Battlegroup Lithuania
Herr Oberst, Sie haben vor 100 Tagen die Führung des deutschen Kontingents der NATONorth Atlantic Treaty Organization Multinational Battlegroup Lithuania hier in Litauen übernommen. Was genau sind Ihre Aufgaben in Rukla?
Ich bin für drei Teilbereiche zuständig, die die Bundeswehr zur Abschreckung an der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ostflanke hier nach Litauen entsendet. Zum zahlenmäßig größten Anteil gehören die etwa 800 deutschen Soldatinnen und Soldaten der multinationalen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Battlegroup in Litauen. Sie sind gemeinsam mit unseren Verbündeten der litauischen Iron Wolf Brigade unterstellt. Der zweite Teilbereich ist das sogenannte Forward Command Element, welches zur enhanced Vigilance Activities Brigade gehört. Dieses Stabselement ist permanent hier in Litauen stationiert. Dahinter verbirgt sich eine komplette, einsatzbereite und abrufbereite Brigade mittlerer Kräfte. Diese Brigade kann bei Bedarf binnen kürzester Zeit aus Deutschland nach Litauen verlegt werden. Das dritte Element besteht aus kleineren Abstellungen der Bundesrepublik Deutschland, die an verschiedensten Stellen hier in Litauen mit den litauischen Streitkräften in bilateralen Verbindungen oder über NATONorth Atlantic Treaty Organization-Stränge eingesetzt sind.
Im Gesamten sprechen wir über circa 1.100 Soldatinnen und Soldaten. All das ist mein Verantwortungsbereich hier in Litauen.
PAO Battlegroup Lithuania
Welche Erwartungen hatten Sie an Ihre Zeit hier in Litauen?
Meine Erwartungen an meine Zeit hier waren klar definiert. Ich bin fest davon überzeugt, dass der Mensch Ziele haben sollte. Innerhalb des Kontingents will ich, dass wir uns kontinuierlich verbessern. Dies betrifft die Organisation, Ausbildung und Verfahren genauso wie die Infrastruktur. Alles sollte so weiterentwickelt und nach vorn gebracht werden, um so verschiedene deutsche Aktivitäten in Litauen in Zukunft zusammenführen zu können.
Außerdem war es mir sehr wichtig, Akteure der NATONorth Atlantic Treaty Organization, der Litauer und von deutscher Seite weiter miteinander zu vernetzen. Es geht darum, Ressourcen für die gemeinsame Zielerreichung zu bündeln. Das wiederum beginnt damit, Akteure zu vernetzen.
PAO Battlegroup Lithuania
Wie unterscheidet sich Ihr Einsatz in Litauen von Ihren bisherigen Einsätzen?
Nach Einsätzen auf dem Balkan, in Afghanistan und in Mali ist diese Mission in Litauen besonders. Früher halfen wir notleidenden Nationen im Rahmen von multinationalen UNUnited Nations- oder NATONorth Atlantic Treaty Organization-Missionen. Hier in der EUEuropäische Union, auf dem Territorium eines NATONorth Atlantic Treaty Organization-Verbündeten, begegnen wir einer symmetrischen, derzeit hybriden Bedrohung und sind defensiv aufgestellt, um abzuschrecken. Unser Auftrag: Einsatzbereit sein, um im Ernstfall das NATONorth Atlantic Treaty Organization-Bündnisgebiet zu verteidigen.
Dieser Einsatz verlangt klassisches militärisches Handwerk: Ausbilden, Trainieren, Zusammenarbeiten – sowohl mit den multinationalen Verbündeten der Battlegroup als auch mit den litauischen Streitkräften oder dem Forward Command Element der eVAenhanced Vigilance Activities Brigade.
PAO Battlegroup Lithuania
Was ist Ihnen als militärischer Führer besonders wichtig?
Mir ist besonders wichtig, dass wir als Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr und Framework-Nation professionell und beispielgebend auftreten. Nicht nur die Litauer als unsere Gastnation, sondern auch unsere Partnernationen beobachten unser Engagement. Auf uns wird besonders geschaut: sowohl auf das „Was“, aber auch auf das „Wie“. Wir gehen als professionelle Soldatinnen und Soldaten voran, sowohl im militärischen Dienst als auch im Umgang mit der litauischen Bevölkerung und anderen Akteuren. Unser Engagement geht über den rein militärischen Auftrag hinaus. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir auch mit der Gesellschaft zusammenwachsen müssen. Wir nutzen die Zeit hier, um neben der Erfüllung unseres militärischen Auftrags auch gesellschaftliche Brücken zu bauen und mit der Zivilgesellschaft zu interagieren.
PAO Battlegroup Lithuania
Welche Erkenntnisse konnten Sie bisher in Litauen gewinnen, die Sie nach Ihrem Einsatz auch in Deutschland umsetzen können?
Ich denke, wir können als Gesellschaft viel von den Litauern lernen, insbesondere was ein umfassendes Verständnis von Sicherheit und den gesellschaftlich tief verankerten Freiheits- und Unabhängigkeitsdrang betrifft. Aufgrund eigener historischer Erfahrungen, ihrer geografischen Lage und der Nähe zum Krieg in der Ukraine haben die Litauer klare und eindeutige Maßnahmen für ihr eigenes Handeln abgeleitet. Das ist ein Aspekt, über den wir ernsthaft nachdenken sollten: Wie gehen wir mit den Erkenntnissen um, die wir hier gewinnen? Nehmen wir das Richtige mit und ziehen wir die richtigen Schlüsse daraus? Litauen ist ein Land, das viele Aufgaben gleichzeitig bewältigt. Sie setzten kurzfristig gesetzgeberisches Handeln für nationale Sicherheitsaspekte um, sie bauen ihre Streitkräfte auf und befestigen ihre Grenzen gemeinsam mit ihren Nachbarstaaten. All diese Initiativen werden hier mit deutlich weniger Bevölkerung und einem entsprechend kleineren Militär im Vergleich zu Deutschland umgesetzt.
Das ist natürlich eine Herausforderung, so viele Dinge in so kurzer Zeit zu bewältigen. Warum machen sie das? Ich denke, der Kreis schließt sich hier zu ihrem klaren Blick auf die Bedrohung vor ihrer Haustür.
PAO Battlegroup Lithuania
Wie blicken Sie abschließend auf die multinationale NATONorth Atlantic Treaty Organization Battlegroup Lithuania?
Ich war schon immer ein Fan davon, mit Partnern zusammenzuarbeiten. Vor allem, um zu sehen, wie sie ihre Abläufe und ihre Verfahren gestalten. In der NATONorth Atlantic Treaty Organization kennen wir den Begriff der SOPStandard Operating Procedures (Standard Operating Procedures), die ein gemeinsames Verständnis schaffen. Dennoch bleibt die Umsetzung eine Frage der kulturellen und gesellschaftlichen Eigenheiten der einzelnen Nationen. Für mich ist es immer wieder spannend zu erleben, dass wir einerseits einen klaren Konsens haben, wie wir unsere Offiziere in der NATONorth Atlantic Treaty Organization ausbilden. Diese Ausbildung ist vergleichbar und kompatibel in allen Ländern. Andererseits sehe ich auch die Nuancen, wie unsere Partner auf das militärische Handwerk blicken. Letztendlich fügt sich all dies zu einem Gesamtbild und auch wir kehren mit neuen Erkenntnissen und einem tieferen Verständnis zurück.
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