EFP: Der direkte Draht zum litauischen Himmel
EFP: Der direkte Draht zum litauischen Himmel
- Datum:
- Ort:
- Rukla
- Lesedauer:
- 4 MIN
In der Nähe der litauischen Stadt Panevėžys befindet sich ein alter sowjetischer Fliegerhorst. Auf diesem betreibt die litauische Armee ein Übungsgelände, das Schauplatz der dreiwöchigen Übung Furious Wolf ist. Diese ist darauf zugeschnitten, Luft- und Landoperationen auf eine ganz besondere Art und Weise zu integrieren. Während der Übung arbeiten die bodengestützten Joint Terminal Attack Controller mit den alliierten Luftfahrzeugbesatzungen zusammen: das perfekte Zusammenspiel zwischen Himmel und Erde.
Als Luftwaffenoffizier beim Heer
Hinter einer Hausecke gehen mehrere Soldaten in Stellung. Sie sind mit einer Vielzahl an Ausrüstung bepackt, ihre Gesichter sind mit Schlauchschals gegen die klirrende Kälte geschützt. Bei den Soldaten handelt sich um die Joint Terminal Attack Controller (JTACJoint Terminal Attack Controller), die Fliegerleitoffiziere, die sich bereit für ihren Einsatz machen. Es läuft die Übung Furious Wolf, bei der die Luftunterstützung der am Boden operierenden Kräfte der Enhanced Forward Presence Battlegroup trainiert werden soll. Die Soldaten, die heute hinter der Mauer des verfallenen Gebäudes auf ihren Einsatz warten, kommen aus den Niederlanden, Deutschland und Norwegen. Zusammen versuchen sie, den Eurofightern der Italienischen Luftwaffe die Ziele am Boden aufzuzeigen. Einer der Offiziere ist Hauptmann Daniel S., Angehöriger der Luftwaffensicherungstruppe, und schon allein deshalb ein Exot unter den Soldatinnen und Soldaten der Battlegroup, die fast ausschließlich aus dem Bereich des Heeres stammen. Auf seinen Einsatz wartend erklärt er seine umfangreiche Ausrüstung. Was für den Auftrag auf jeden Fall dabei sein müsse? „Ein besonders leistungsstarkes Funkgerät, Kartenmaterial, GPSGlobal Positioning System-Geräte, Laserpointer oder Laser-Designator, Rauchgranaten und sonstige Hilfsmittel, mit denen Ziele am Boden markiert werden können.”
Furious Wolf – eine Übung für Spezialisten
Luftwaffenoffizier Daniel S. hört seinem norwegischen Kameraden aufmerksam zu. Dieser ist bereits mitten in der Übung und führt einen der italienischen Eurofighter an sein Ziel. Daniel S. erklärt: „Wir befinden uns hier in einem Szenario der hybriden Kriegsführung, in dem wir nicht genau wissen, wer unser Gegner ist und wo er sich aufhält. Eine schwierige Lage, da wir in einer solchen Situation nie genau wissen, wo sich die Zivilbevölkerung und wo sich der Gegner aufhält. Deshalb müssen wir absolut exakt mit der Luftwaffe zusammenarbeiten und das Umfeld genau aufklären. Machen wir Fehler, könnte das verheerende Konsequenzen nach sich ziehen.“
In dieser Übung sind sich alle sicher, dass keine Zivilisten in der Nähe sind. Daniel S. ist hochkonzentriert, der Norweger ist mit seinem Durchgang fast fertig, ein Eurofighter zieht über ihren Köpfen seine Bahn, fliegt an und löst simuliert die Bombe aus. Wäre dies keine Übung, wäre das Ziel, ein baufälliges Gebäude, getroffen worden: ein Erfolg für die JTACJoint Terminal Attack Controller und eine große Hilfe für die bedrängten Kameradinnen und Kameraden am Boden.
Close Air Support: Zusammenspiel zwischen Himmel und Erde
Der nächste Durchgang gehört Daniel S. Er kniet zwischen zwei Mauervorsprüngen auf dem Boden, vor sich ausgebreitet eine Karte des Geländes. An seiner Ausrüstung sind mehrere einlaminierte Taschenkarten befestigt, alle an einer Kette zusammengefasst: der Nine-Liner. Dabei handelt es sich um ein wesentliches Hilfsmittel für die geordnete Kommunikation mit dem Piloten der Maschine.
Bevor es losgeht, erklärt Daniel S. noch schnell, wozu er den Nine-Liner benötigt: „Das ist ein standardisiertes Verfahren zur Anforderung von punktgenauen Luftangriffen, egal für welches Luftfahrzeug.“ Grinsend fügt er hinzu: „Eigentlich kann ich den fast auswendig, ein Spickzettel kann aber nie schaden.” Grundsätzlich werden mit dem Nine-Liner wesentliche Daten für den Luftangriff weitergegeben, darunter die Höhe des Luftfahrzeuges, seine Geschwindigkeit und Informationen zum Ziel.
„Wolf, this is Jedi“ – der Angriff beginnt
Er hat seine Ausführungen noch nicht ganz beendet, da kommt auch schon das Signal für den Start seiner Übung, sofort greift er zum Funkgerät: „Wolf, this is Jedi, how do you read?“ Die Anwort kommt umgehend: „Jedi, this is Wolf, I read you loud and clear, how me?” Hauptmann S. steht mit dem italienischen Piloten in Verbindung und leitet ihn mit den verschiedenen Hilfsmitteln zum Ziel, einem mehrstöckigen Gebäude, das simuliert am Rande einer Siedlung steht.
Mithilfe des Nine-Liners klärt er alle wesentlichen Voraussetzungen, die der Pilot braucht, um sein Ziel zu finden. Vom Piloten erfährt er die notwendigen Flugdaten, um sich in den Anflug hineinversetzen und ihn möglichst optimal an das Ziel, das er zuvor mit seinem Markiergerät gekennzeichnet hat, heranführen zu können. Das Mittel der Wahl ist eine lasergelenkte Bombe.. Erneut fliegt einer der italienischen Eurofighter an und löst simuliert die Waffe aus. Wäre dies tatsächlich ein scharfer Angriff gewesen, wäre die Bombe, vom Laserstrahl gelenkt, direkt im Ziel eingeschlagen.
Hauptmann S. ist zufrieden und gibt dem Piloten des Eurofighters per Funk den Einschlag durch. Somit kann sich auch der Pilot über die geglückte Operation freuen – und beendet diesen erfolgreichen Übungstag mit einem tiefen Überflug.