Baltic Viking 21: Die Artillerie übt bei EFP

Baltic Viking 21: Die Artillerie übt bei EFP

Datum:
Ort:
Rukla
Lesedauer:
4 MIN

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Bei der EFP-Battlegroup in Litauen waren Kräfte des Artillerielehrbataillons 325 im Einsatz. Sie verstärkten vorübergehend den multinationalen Gefechtsverband und haben bei der Übung Baltic Viking 21 an der litauischen Ostseeküste ihr Können unter Beweis gestellt. Dabei wurden nicht nur spezielle Verfahren geübt. Auch der hohe Einsatzwert des Systems Artillerie wurde in seiner vollen Bandbreite eindrucksvoll demonstriert.

Ein Panzerhaubitze 2000 schießt. Das Rohr steht fast senkrecht Richtung Himmel.

Während der Übung Baltic Viking konnte die maximale Wirkungsreichweite der Panzerhaubitze 2000 vorgeführt werden

Bundeswehr/Andy Meier

Doch bis es so weit war, haben die Frauen und Männer um Batteriechef Major Martin Schulze  einen weiten Weg zurückgelegt. Und zwar nicht nur in Bezug auf die Entfernung, sondern vor allem im Hinblick auf die Vorbereitung für diesen anspruchsvollen Auftrag – denn sie sind die Artillerieverstärkungskräfte der EFP-Battlegroup in Litauen. Dazu Major Martin Schulze: „Leider wird der Auftrag in der Öffentlichkeit häufig als eine Art Übungsplatzaufenthalt im Ausland gesehen. Das ist es aber keinesfalls. Die EFP-Battlegroup, und wir als dessen Artilleriekomponente, sind fester Bestandteil der vordersten Verteidigungslinie unseres Bündnispartners Litauen. Wir müssen bereit sein, das Bündnisgebiet im Ernstfall gegen jedweden Aggressor zu verteidigen.“

Aus diesem Grund begann bereits im April 2020 eine intensive Vorbereitung. Bei fünf umfangreichen Übungsplatzaufenthalten in Munster stellte seine Batterie vorab ihre Fähigkeiten auf den Prüfstand. Nun, mehr als ein Jahr später, konnten sie ihren aufwändig erarbeiteten, hohen Einsatzwert in Litauen im Zuge der Übung Baltic Viking 21 nachweisen. Bei der Übung an der litauischen Ostseeküste konnte auch die Wirkungsreichweite der Panzerhaubitze 2000  eindrucksvoll unter Beweis gestellt werden. „Durch das Schießen mit starker Rohrerhöhung erreichen wir eine maximale Gipfelhöhe von 6.600 Metern im scharfen Schuss“, erklärt der Batteriechef. Die Panzerhaubitzen befinden sich unweit der litauischen Ostseeküste in ihren Stellungen. Die zu beschießenden Ziele in See sind bis zu 26.500 Meter entfernt.

Beobachter auf hoher See

Ein Soldat beobachtet durch ein Fernglas die Artillerieeinschläge auf dem Meer

Das Steilfeuer liegt wie geplant: Ein Mitglied des Joint Fire Support Teams beobachtet die Aufschläge im Zielgebiet

Bundeswehr/Pascal Warner

Auch für die Joint Fire Support Teams hielt die Übung Baltic Viking 21 ein besonderes Übungsszenario parat: Sie befanden sich dieses Mal auf hoher See und nicht wie sonst üblich im Gelände. Vom Schiff „Jotvingis“ der litauischen Seestreitkräfte forderten sie das Steilfeuer an und beobachteten die Aufschläge im Zielgebiet. „Bisher hatten wir nicht die Möglichkeit, im maritimen Einsatzgebiet zu üben. Eine tolle Gelegenheit und eine sehr spannende Erfahrung, insbesondere durch den sich ständig wechselnden Beobachtungswinkel“, berichtet Hauptmann Sebastian P., der als Joint Fire Support Coordination Officer im Stab der EFP-Battlegroup eingesetzt ist.

Das Konzept der Streitkräftegemeinsamen Taktischen Feuerunterstützung (STF) beinhaltet, dass sämtliches Steilfeuer durch die Joint Fire Support Teams angefordert und gelenkt wird. Diese begleiten die vor der Artillerie eingesetzte Kampftruppe und befinden sich daher in Beobachtungsentfernung zum zu bekämpfenden Ziel. Sie können so den Artilleriekräften mitteilen, ob das Ziel erfolgreich bekämpft wurde und gegebenenfalls notwendige Korrekturen direkt an sie weiterleiten. Gleichzeitig nehmen sie die Feueranforderungen der Kampftruppe entgegen und halten die ständige Verbindung zwischen Artillerie und Kampftruppe. So wird sichergestellt, dass durch das Artilleriefeuer nicht versehentlich die eigenen Kräfte bekämpft werden.

Die Spinne im Netz

Zwei Soldaten sitzen in einem Transportpanzer

Volle Konzentration: Sebastian R., links im Bild, und sein Stellvertreter sind im System Artillerie die „Spinnen im Netz“

Bundeswehr/Pascal Warner

Das Bindeglied zwischen den vorne eingesetzten Joint Fire Support Teams und den Artilleriegeschützen ist die Feuerleitstelle. Diese wurde durch Oberfeldwebel Sebastian R. geführt. Der 33-jährige Feuerleitfeldwebel war bei der Übung Baltic Viking 21 „die Spinne im Netz“ und für die Koordination der Geschütze, die Berechnung sowie den Abruf des Steilfeuers in enger Abstimmung mit der Operationszentrale, dem Batteriegefechtsstand, verantwortlich.

Diese Aufgabe verlangt ein Höchstmaß an mathematischen und technischen Kenntnissen sowie überdurchschnittliches Organisationstalent: Während die vorne eingesetzten Beobachter über Funk das Feuer anfordern, muss er die entsprechenden Koordinaten und Daten bereits in das funkgestützte Netzwerk ADLER III  (Artillerie-, Daten-, Lage-, Einsatz- und Rechnerverbund) eingeben und dem jeweiligen Geschütz nach Eingabe der Daten den Feuerbefehl erteilen. „Bei diesem Job muss man definitiv multitaskingfähig sein“, sagt er mit einem Schmunzeln. Oberfeldwebel Sebastian R. ist einsatzerfahren und war unter anderem schon als Feuerleitfeldwebel bei der Mission Resolut Support in Afghanistan eingesetzt. „Mich bringt Nichts so leicht aus Ruhe. Außerdem habe ich ja noch mein zweites Auge, das mich jederzeit unterstützt“, erklärt er und meint damit seinen Stellvertreter.

Instandsetzungsteam vor Ort

Drei Soldaten stehen an einer Panzerhaubitze 2000

Die Spezialisten des „Wannentrupps“ kümmern sich um Fahrgestell, Triebwerk, Klimaanlage und Motorraum

Bundeswehr/Pascal Warner

Der dauernde Schießbetrieb bedeutet zwangsläufig eine hohe Materialbelastung für die Panzerhaubitzen. Daher waren während der Übung Baltic Viking 21 auch Instandsetzungsexperten des Logistikbataillons 161 im Einsatz und reparierten im Bedarfsfall direkt vor Ort. Jeder von ihnen ist Spezialist für eine bestimmte Baugruppe des Artilleriegeschützes. Der „Wannentrupp“ deckt beispielsweise alle Instandsetzungsthemen rund um das Fahrgestell, Triebwerk, Klimaanlage und den Motorraum ab. Der „Waffentrupp“ ist hingegen gefordert, wenn beispielsweise die Anlage zur Munitionszuführung Probleme machen sollte. Komplettiert wird das Team durch einen ITInformationstechnik-Soldaten, der das Artillerieführungssystem ADLER III wie seine Westentasche kennt und bei Fehlfunktionen schnell Abhilfe schaffen kann.
„Trotz der hohen materiellen Belastung für die Panzerhaubitzen gibt es kaum Störungen oder Probleme. Bisher konnten wir jede technische Herausforderung schnell lösen“, berichtet Instandsetzungsfeldwebel Manuel M. stolz. Er ist mit dem Verlauf der Übung sehr zufrieden.

Fazit der Übung 

Drei Soldaten befinden sich im Gespräch. Sie stehen an einer Panzerhaubitze 2000.

Rechts im Bild: Der Kommandeur der EFP-Battlegroup, Oberstleutnant Hagen Ruppelt, kann sich auf seine Artilleristen verlassen

Bundeswehr/Pascal Warner

Gleiches gilt für den Kommandeur der EFP-Battlegroup, Oberstleutnant Hagen Ruppelt. Er war von Rukla nach Klaipėda gereist, um sich von der Schlagkraft seiner Artillerieverstärkungskräfte zu überzeugen: „Major Martin Schulze sowie seine Frauen und Männer haben eindrucksvoll verdeutlicht, dass sie ein essenzieller Bestandteil für unsere Gefechtsführung sind. Sie haben während der Übung ihre Kriegstauglichkeit eindeutig nachgewiesen und wieder einmal gezeigt: Wir als Kampftruppe können uns in jeder Lage auf die Unterstützung unserer Artilleriekräfte im hochintensiven Gefecht verlassen.“ Bis Mitte November werden die Soldatinnen und Soldaten aus dem niedersächsischen Munster noch in Litauen bleiben.


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Bei der Übung Baltic Viking 21 haben die Artilleristen der EFP-Battlegroup ihre Fähigkeiten zur Landes- und Bündnisverteidigung bewiesen. Die Kräfte des Artilleriebataillons 325 verstärken den multinationalen Gefechtsverband. Der hohe Einsatzert …


von Timo Radke

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