Drohnenabwehr

Der Effektor im Einsatz

Der Effektor im Einsatz

Datum:
Ort:
Rukla
Lesedauer:
3 MIN

Drohnen – auch als Unmanned Aerial Vehicle bezeichnet – werden aktuell in vielen militärischen Konflikten verwendet. Auf den Gefechtsfeldern von heute werden sowohl militärische als auch zivile Drohnen unterschiedlicher Größen, bewaffnet und unbewaffnet, eingesetzt. Vor 20 Jahren kamen sie erstmals zum Einsatz.

Der Effektor HP47+ V3/V4 Störsender liegt auf seiner Transportkiste.

Gut zu erkennen sind die einzelnen Baugruppen des Effektors HP47 3/V4 Störsender

Bundeswehr/André Forkert

Drohnen klären den Gegner auf, warnen die eigene Truppe vor Hinterhalten, helfen der Artillerie bei der Zielaufklärung und Wirkungsanalyse oder werfen – oft durch selbst gebaute Vorrichtungen ergänzt – kleine Sprengsätze über dem Gegner ab.
Gerade die zivilen Drohnen sind kostengünstig, bieten Reichweiten zwischen 10 und 25 Kilometern und können mehrere Kilogramm Nutzlast mitführen. Auch deutsche Kräfte sind in ihren Auslandseinsätzen und anerkannten Missionen dem Einsatz von Drohnen durch unbekannte Nutzer ausgesetzt. In Litauen fliegen im Durchschnitt täglich drei unbekannte Drohnen über den Truppenübungsplatz Pabradė. Hier üben die multinationalen Anteile der eFPenhanced Forward Presence Battlegroup in Litauen, außerdem befinden sich hier das multinationale eFPenhanced Forward Presence Camp Adrian Rohn sowie das USUnited States-amerikanische Camp Herkus. Die USUnited States-Streitkräfte haben im Bereich ihres Camps mittlerweile feste Sensoren und Effektoren zur Drohnenabwehr installiert. Jede Flugbewegung im Gebiet von Pabradė wird aufgeklärt und der Flugweg der Drohnen verfolgt.

Schultergestützte Abwehrmöglichkeit gegen die Bedrohung

Zwei Soldaten stehen nebeneinander, einer steuert eine Drohne, einer bedient den Störsender.

Vor dem Einsatz werden das Gerät und seine Wirksamkeit ausgiebig getestet

Bundeswehr/André Forkert

Die deutschen Kräfte der eFPenhanced Forward Presence Battlegroup in Litauen haben jetzt als Schutz gegen die Bedrohung durch Drohnen den Störsender HP-47 erhalten. Dieser schultergestützte Störsender ermöglicht es den Soldatinnen und Soldaten, Einfluss auf eine oder mehrere anfliegende Drohnen zu nehmen. Das System, bestehend aus zwei portablen Jammer-Kanonen und stationärer Sensorik, wurde ursprünglich für den MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali Einsatz in Mali im Jahre 2017/18 beschafft.

Der HP-47 stört auf drei Arten: Zum einen unterdrückt er das Global Navigation Satellite System (GNSS) Signal, wodurch die Drohne nicht mehr über GPSGlobal Positioning System gesteuert werden kann. Bei dieser Störvariante überträgt die Drohne zwar weiterhin Daten und Bilder, der Pilot kann sie nach wie vor steuern. Allerdings kann die Drohne keine programmierten Routen mit GNSS/GPSGlobal Positioning System-Unterstützung und außerhalb der Sichtlinie verfolgen. Bei der zweiten Störvariante wird die Verbindung der Fernsteuerung (RC – Remote Control) unterbrochen. Dabei wird das Signal zwischen Drohne und Bediener gestört. Steuerung sowie Bild- und Datenübertragung sind dann nicht mehr möglich. Je nach Programmierung der Drohne werden nach der Trennung der Fernsteuerungsverbindung automatische Notfallprogramme aktiviert. Entweder kehrt die Drohne zum Startpunkt zurück oder sie leitet eine automatisierte Notfalllandung vor Ort ein. Bei einigen – vor allem älteren Modellen – kann dieser Störeinsatz auch zum Absturz des Fluggerätes führen.

Die dritte Einsatzmöglichkeit zur Störung ist das Senden der GNSS- und RC-Störsignale. In diesem Fall wird die Drohne umgehend eine Notlandung einleiten, da sie den Weg zu ihrem Startpunkt nicht mehr findet. Bei Tests auf freier Fläche war der Störsender in Litauen auf mehrere Kilometer erfolgreich. Dank der trichterförmigen Strahlausrichtung konnten auch Drohnen bekämpft werden, die mit dem bloßen Auge aus der Entfernung noch gar nicht zu sehen waren.

Der Effektor

Der schultergestützte Störsender hat eine Länge von 113 Zentimetern und ein Gewicht von 8,5 Kilogramm. Der Effektor besteht aus einem Rahmengestell mit verschiedenen Anbauteilen, der Sendeeinheit, mehreren Akkus sowie einem Visier mit einfacher Vergrößerung. LED-Lampen in unterschiedlichen Farben zeigen dem Nutzer an, welche Störvariante für den unmittelbaren Einsatz aktiviert ist. Dies ermöglicht auch einen Einsatz bei Dunkelheit. In Litauen wird der Effektor HP-47 von den Feldjägern mitgeführt und eingesetzt.

von André Forkert

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