Die KfzKraftfahrzeug-Profis aus Erbil
Die KfzKraftfahrzeug-Profis aus Erbil
- Datum:
- Ort:
- Erbil
- Lesedauer:
- 4 MIN
Mit schwarz verschmierten Händen treffe ich Stabsfeldwebel Dennis S. erstmals im Multinationalen Camp Erbil. Er wechselt gerade die Bremsen eines Sprinters. Ich stoppe die Zeit: Acht Minuten benötigt er für die hintere rechte Bremse. Neben ihm steht Hauptfeldwebel Kai B. Er erklärt mir, wie es gleich weitergeht. An einem Toyota muss die jährliche Klimaprüfung durchgeführt werden. Bei heißen 50 Grad im irakischen Sommer sollten die Klimaanlagen der deutschen Fahrzeuge funktionieren. Gemeinsam suchen Oberfeldwebel Kai T. und Dennis S. die Anschlüsse, dass alte Kältemittel wird entfernt, alles gereinigt und neues Kältemittel eingefüllt.
2018 Afghanistan – 2019 Irak
Stabsfeldwebel Dennis S., Hauptfeldwebel Kai B. und Oberfeldwebel Kai T. gibt es nur im Trio. Sie sind verantwortlich für alle deutschen Fahrzeuge im Multinationalen Camp Erbil. Dabei sind die drei ein eingespieltes Team. Dennis S. und Kai B. waren schon 2018 für fünf Monate gemeinsam in Afghanistan und können sich aufeinander verlassen. „Wir waren in Afghanistan ein super Team. Daher war es keine Frage, ob wir noch einmal zusammen in den Einsatz gehen wollen.“ Der dritte im Bunde ist der 30-jährige Oberfeldwebel Kai T. Er ist in Erbil der Mechatroniker Feldwebel für Klimatechnik.
Als Schirrmeister behält Hauptfeldwebel Kai B. den Überblick über „seine“ Fahrzeuge. In einer zivilen Autowerkstatt entspricht das dem Werkstattleiter. Er weiß, wann welches Fahrzeug in die Wartung muss, wann Bremsen gewechselt werden müssen und welche Ersatzteile zu bestellen sind. Ein ganz neues Thema ist für Hauptfeldwebel Kai B. die sogenannte Ertüchtigung. Deutschland hat beispielsweise im Jahr 2016 Dingo I Fahrzeuge an die nordirakischen Peshmerga geliefert. Diese wurden damals im Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat eingesetzt. Damit diese Fahrzeuge instandgesetzt werden können, wurde eigens eine KfzKraftfahrzeug-Werkstatt mit entsprechendem Materiallager gebaut. Zusätzlich wurden Mechaniker speziell an den ehemals deutschen Fahrzeugen ausgebildet. Kai B. schaut regelmäßig in der Werkstatt vorbei. Gleichzeitig berät er die Mitarbeiter der Werkstatt und vermittelt Abläufe zur Betriebsführung. Für alle technischen Fragen steht ihm Stabsfeldwebel Dennis S. zur Seite.
Der Mann unter den Autos – KFZKraftfahrzeug-Mechaniker in Erbil
Ihn sieht man meistens mit dreckigen Händen. Er ist der KFZKraftfahrzeug-Techniker-Meister im Team. „Wir können unsere Fahrzeuge nicht zur nächsten Autowerkstatt in die Inspektion bringen. Das machen wir hier selbst“, beschreibt er seine Tätigkeit. Das bedeutet, dass er die Fahrzeuge überprüft, wartet und auch bei Bedarf repariert. Hier in Erbil kümmert er sich zum Beispiel um die Eagle IV-Fahrzeuge des deutschen Kontingents. Diese stehen unter anderem dem beweglichen Arzttrupp zur Verfügung. Aber auch die Gabelstapler, Amaroks und die Toyota Trojan gehören zu seinem Repertoire. Nur eines gehört nicht zum Aufgabenbereich von Stabsfeldwebel Dennis S. – die Klimatechnik. Dafür gibt es einen eigenen Spezialisten im Team.
Zwischen Kälte und Hitze – Der Klimatechniker
Keiner möchte in Erbil auf die Klimaanlage verzichten. Gerade bei heißen 50 Grad im Sommer sind die Klimaanlagen notwendig, um überhaupt vernünftig arbeiten zu können. Nach seiner Lehre zum Elektroniker für Geräte und Systeme hat Kai K. noch den Meister für Automatisierungstechnik gemacht. Damit kann er in seinem ersten Einsatz im Nordirak gleich zwei wichtige Aufgabengebiete abdecken. Einerseits ist er für die elektronische Betriebssicherheit der elektrischen Geräte zuständig und andererseits kann er die jährliche Klimaprüfung an allen deutschen Fahrzeugen und weiteren Klimaanlagen im Camp durchführen. Der Hildesheimer prüft regelmäßig alle elektrischen Geräte auf ihre Sicherheit. Ein Kurzschluss in einem Wohncontainer könnte verheerende Auswirkungen für die deutschen Soldatinnen und Soldaten haben. Daher lässt man Oberfeldwebel T. lieber einmal zu viel als einmal zu wenig die Steckdosenleisten prüfen.
Teamwork
Flexibilität gehört im Auslandseinsatz dazu. Als gelernter Elektroniker unterstützt Oberfeldwebel T. in Erbil auch bei Ertüchtigungsprojekten des Einsatzkontingents. Durch die Witterungseinflüsse ist eine von Deutschland gebaute Übungsanlage zur Identifizierung improvisierter Sprengfallen defekt. „Die sehr starke Sonneneinstrahlung haben die verbauten Akkus leider nicht vertragen“, erklärt T. Der Elektrofachmann konnte diese Anlage aber mit etwas Geschick wieder herrichten und durch kleinere Umbauten somit nachhaltig nutzbar machen.
Die drei Technik-Profis sind in Erbil quasi unzertrennlich. Sie teilen sich ihr Büro, gehen gemeinsam essen und erledigen ihre Arbeit als Team. „Jeder von uns hat seine Stärken und Schwächen. So kann man sich fachlich sehr gut ergänzen“, weiß Hauptfeldwebel Kai B. Auf zu Hause freuen die drei sich dennoch schon sehr. Und wer weiß, vielleicht trifft man sich irgendwo in einem anderen Auslandseinsatz wieder. In dieser Konstellation hätte keiner der drei etwas dagegen.