Das Ziel? Die Fähigkeiten der irakischen Ausbilder an den Truppenschulen nachhaltig verbessern. Hierzu entwickelte die NATONorth Atlantic Treaty Organization Mission Iraq (NMI NATO Mission Iraq) zusammen mit dem irakischen Verteidigungsministerium das Instructor Development Programme. Den Ausbildern werden Methoden vermittelt, mit denen sie ihre Ausbildungen zielorientierter gestalten können.
„So, let’s go!“ Mit diesen Worten endet die Eröffnungsansprache von Brigadegeneral Ulrich Spannuth zu Beginn des ersten Kurses am Education Cadre Development Center. Nach nur acht Wochen des Austausches und der Koordination fiel damit der Startschuss für den ersten Teil einer dreistufigen Weiterbildung. Möglich gemacht haben das die Beraterinnen und der Berater der NMI NATO Mission Iraq, die Lehrkräfte des Zentrums für die Entwicklung von Ausbildungskadern und drei weitere Ausbilder der irakischen Truppengattungsschulen der Branch and Service Schools.
Durch das Instructor Development Programme sollen den Lehrern und Ausbildern der irakischen Branch und Service Schools Ideen und Eindrücke vermittelt werden, wie sie ihre Unterrichte zukünftig aufwerten können. In insgesamt drei einwöchigen Weiterbildungen erhalten sie Einblicke in methodisch und didaktisch moderne Ausbildungen. Diese beginnen mit allgemeinen Unterrichten und sind nach und nach auf immer truppengattungsspezifischere Übungsverfahren ausgerichtet. Im Vordergrund steht dabei die praktische Ausbildung. „Der Kurs muss mindestens zu zwei Dritteln praktische Ausbildung und Handlungstraining enthalten, also genau das, auf was es in Truppenschulen immer ankommt: nicht akademisieren, sondern machen“, so die Auflage von Brigadegeneral Ulrich Spannuth. Anfang März 2023 wurde der erste Durchgang des Instructor Development Course, der erste Ausbildungsabschnitt des Programms, gestartet. Im Lead: sieben Advisor der Training Development Division.
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In Kleingruppen von der Theorie zur Praxis
Das Programm soll gezielt die Ausbilder der irakischen Truppenschulen erreichen. Das Ziel ist es, die irakischen Streitkräfte durch eine verbesserte praktische Ausbildung und Lehre langfristig zu stärken – und sie auf diese Weise nachhaltig voranzubringen. Eine Woche lang durchlaufen die ersten 18 Lehrgangsteilnehmer den ersten, allgemein gehaltenen Abschnitt des Programms. In diesem werden ihnen verschiedene Arten der Methodik zunächst an ausschließlich allgemeinmilitärischen Inhalten vorgestellt. Neu ist dabei auch der von den NMI NATO Mission Iraq Beraterinnen und Beratern gewählte Ansatz, die Truppengattungen komplett zu mischen.
An den ersten beiden Tagen erhalten die irakischen Soldaten vor allem Einblicke in die theoretische Lehre der Methodik. In Kleingruppen von bis zu neun Mann werden ihnen moderne Ausbildungsmethoden sowie die Herangehensweise an Unterrichtsvorbereitung und -planung vermittelt. Fragen wie „Was ist mein Ausbildungsziel?“ und „An welche Lerngruppe richtet sich die Ausbildung?“ stehen hierbei im Mittelpunkt.
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Vormachen – Erklären – Nachmachen
Um ein möglichst breites Spektrum an Ausbildungsmethoden abzudecken, haben die Berater der Training Development Division zusammen mit den irakischen Ausbildern des Education Cadre Development Center mehrere Stationen vorbereitet. An diesen werden die Ausbildungsmethoden für theoretische, aber vor allem für praktische Unterrichte veranschaulicht. Die Spanne reicht von Theorie- und Stubenunterrichten bis hin zu Prüfungs- und Auswertungsmethoden. In „Lehrproben“ setzen die irakischen Lehrgangsteilnehmer schon ab dem dritten Tag um, was ihnen zuvor vermittelt wurde. „Alle lernen hier“, bemerkt Oberleutnant Stina W., eine deutsche Soldatin, die den Aufbau des Programms von Anfang an begleiten durfte: „Einem Ausbilder bei seinem Unterricht zuzusehen, ist immer ein Erlebnis.“
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„Vom Leichten zum Schweren“
„Die Ausarbeitung, die Entwicklung und das Finalisieren des Kurses war ein ordentliches Stück Arbeit. In nur zwei Monaten haben wir den Lehrgang von Grund auf konzipiert“, so Oberstleutnant Felix H., der in der Entwicklung und Konzipierung des Instructor Development Course federführend tätig war. „Uns war es wichtig, den irakischen Ausbildern zu vermitteln, dass eine gute Ausbildung immer der gleichen Systematik folgt – jeweils aufgebaut vom Leichten zum Schweren.“
Diese Systematik wird auch in der Gestaltung des Lehrgangs deutlich. Einige der Stationen finden im Freien statt. „Ziel einer Ausbildungsreihe muss es sein, der Gefechtssituation am Ende so nahe wie möglich zu kommen“, erklärt Stabsfeldwebel Markus L. Denn auch hier gilt der Grundsatz: „Train as you fight!“, was auf Deutsch bedeutet: „Trainiere so, wie du kämpfst!“
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Methodik Teil 1, 2 und 3
Anhand von Kartenkunde, Waffenausbildung sowie einem Training im Bereich der medizinischen Erstversorgung erfahren die irakischen Trainingsteilnehmer beispielhaft, wie entsprechende Unterrichts- und Ausbildungsstunden in NATONorth Atlantic Treaty Organization Staaten gehalten werden. Da sich der erste Kurs truppengattungsübergreifend an alle Schulen und deren Ausbilder richtet, wurde auf die Vertiefung und Spezifizierung von Inhalten verzichtet.
Erst im zweiten und vor allem im dritten Teil der Ausbildungsreihe sollen die Inhalte immer mehr an die Anforderungen der jeweiligen Truppengattungen und Schulen angepasst werden. Zugleich wird das Thema Leadership immer mehr in den Fokus rücken. „Gutes Führen verlangt gute Ausbildung, ausgerichtet an den Erfordernissen von Operation und Gefecht. Das kennzeichnet Ausbildung an Truppenschulen“, so Brigadegeneral Ulrich Spannuth.
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Die Kombination birgt die Herausforderung
Am vierten Tag erreicht die Weiterbildung ihren Höhepunkt: In einer kombinierten praktischen Abschlussübung können die Lehrgangsteilnehmer nun anwenden, was sie in den letzten Tagen gelernt haben. „Es ist eine komplexe, aber sehr effiziente Ausbildung“, so ein irakischer Trainingsteilnehmer. Der Wechsel zwischen verschiedenen thematischen Ausbildungsinhalten ist dabei für den ein oder anderen irakischen Ausbilder neu. Denn bisher sind militärische Ausbilder im Irak oftmals nur für ein Themengebiet verantwortlich. Das neue Konzept kombinierter Übungen stellt die Lehrgangsteilnehmer daher vor komplett neue Herausforderungen.
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Test und Evaluation
Am Ende eines jeden Lehrgangs dürfen auch Prüfung, Evaluation und Feedbackrunde nicht fehlen. Im Methodik-Workshop werden den irakischen Ausbildern daher zum Abschluss verschiedene Prüfungsmethoden vorgestellt, mit denen sie ihre Schüler künftig überprüfen können. „Es geht uns explizit nicht darum, die Lehrgangsteilnehmer zu testen. Vielmehr stellen wir ihnen unterschiedliche Verfahren zu Feedback und Erfolgskontrolle vor und demonstrieren anhand von Beispielen, was durch die jeweilige Methode erreicht werden kann“, erklärt Hauptmann Antonio P., einer der spanischen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Kameraden, der an der Lehrgangsgestaltung mitgewirkt hat.
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Eine gelungene Fortbildung
Das Feedback der irakischen Trainingsteilnehmer ist durchweg positiv: „Es war ein gelungener Lehrgang, bei dem wir viel lernen und eine tolle Ausbildung erleben durften. Außerdem war die Zusammenarbeit mit Ausbildern anderer Schulen sehr bereichernd. Wir danken der NATONorth Atlantic Treaty Organization Mission Iraq für diese Unterstützung.“
Die enge Kooperation zwischen allen Beteiligten ist Zeichen einer stabilen Vertrauensbasis. Der Wissensaustausch und die gemeinsamen Ausbildungsstunden, die sowohl die Soldatinnen und Soldaten der NMI NATO Mission Iraq als auch ihre irakischen Kollegen durchleben durften, sind für beide Seiten immer wieder interessant und lehrreich. „Ich habe hier definitiv neue Erfahrungen gemacht“, erklärt Oberleutnant Stina W., „solche Einblicke in die irakische Militärkultur und das irakische Ausbildungssystem bekommt nicht jeder und ich bin froh, dies hier so erleben zu dürfen.“
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