Ostsee – Schutz kritischer Unterwasser-Infrastruktur gegen hybride Angriffe
Kritische Unterwasser-Infrastrukturen sind Ziele hybrider Angriffe. Mit der Mission Baltic Sentry verstärkt die NATONorth Atlantic Treaty Organization ihre Präsenz in der Ostsee, um potenzielle Akteure und Saboteure abzuschrecken. Die Bundeswehr steuert verschiedene Fähigkeiten zur Mission bei.

Kritische Unterwasser-Infrastruktur wie Pipelines für Gas und Öl oder Unterseekabel für Strom und Datentransfers ist besonders wichtig für die Energieversorgung und die Kommunikation in Industrie und Gesellschaft. Deshalb sind solche Anlagen zunehmend hybriden Angriffen durch Sabotageakte und Störaktionen ausgesetzt.
Am 14. Januar 2025 hat daher die NATONorth Atlantic Treaty Organization beim Gipfeltreffen der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ostseestaaten in der finnischen Hauptstadt Helsinki die neue Mission Baltic Sentry – „Ostsee-Wache“ – zum Schutz kritischer Unterwasser-Infrastrukturen in der Ostsee angekündigt. Zur Abschreckung potenzieller Aggressoren und Saboteure werden die Bündnispartner ihre militärische Präsenz in der Ostsee weiter verstärken. Die Mission zählt zu den Maßnahmen erhöhter Wachsamkeit (enhanced Vigilance Activities) zur Rückversicherung der Bündnispartner an der Nord- und Ostflanke der NATONorth Atlantic Treaty Organization angesichts der russischen Aggression gegen die Ukraine.
Überwachen und Aufklären: die Mission
Baltic Sentry ist in erster Linie eine Aufklärungs- und Überwachungsmission. In einem nationenübergreifenden Lagebild über den gesamten Ostseeraum sollen Hinweise auf Sabotageakte gegen Bündnispartner schneller verknüpft werden, um diesen Akten mit erhöhter Präsenz wirksamer und nachhaltiger begegnen zu können. Das Ziel ist, künftige Aktionen gegen kritische Unterwasser-Infrastrukturen zu verhindern.
Die Bundeswehr trägt mit ihrer Beteiligung an Baltic Sentry zur Stabilität und Sicherheit in der Region bei. Sie greift dabei auf Personal und Fähigkeiten aus fast allen Bereichen der Truppe zurück. Mögliche Beiträge umfassen den Einsatz von Korvetten, Minenjagdbooten und des Seefernaufklärers P3C-Orion der deutschen Marine sowie der Kampfflugzeuge Eurofighter und Tornado der Luftwaffe. Neben der klassischen Überwachung mit Schiffen und Flugzeugen plant die Bundeswehr zudem, neue technische Möglichkeiten wie eine detaillierte Datenauswertung durch den Cyber- und Informationsraum und die Aufklärung durch unbemannte Drohnen zu nutzen.
Auch die Commander Task Force (CTFCommander Task Force) Baltic ist eingebunden. CTFCommander Task Force Baltic hat die Aufgabe, militärische Lagebilder für den Operationsraum Ostsee zu erstellen, Übungen zu planen und Operationen von Seestreitkräften der NATONorth Atlantic Treaty Organization zu führen. Neben Deutschland beteiligen sich zwölf weitere Nationen an CTFCommander Task Force Baltic: Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Lettland, Litauen, Niederlande, Norwegen, Polen und Schweden.
Die Ostsee gläsern machen: das Lagebild
Das Operative Führungskommando der Bundeswehr in Berlin und Schwielowsee plant und koordiniert den deutschen Beitrag zu Baltic Sentry auf operativer Ebene. Zudem ist es zuständig für die Abstimmung zwischen nationalen Akteuren und verschiedenen Ressorts. Denn in Deutschland sind zunächst zivile Sicherheitsbehörden für den Schutz kritischer Infrastrukturen verantwortlich. Dazu zählt auch die Gefahrenabwehr gegen Sabotage von Unterwasserkabeln und Pipelines. Jeder Akteur analysiert somit eigene Informationen und erstellt ein Teillagebild.
Im Operativen Führungskommando werden diese Teillagebilder ressortübergreifend zusammengeführt – militärisch und zivil. Maritime Informationen der Marine, das Luftlagebild der Luftwaffe, Erkenntnisse aus dem Informationsumfeld, Cyber- und Weltraum sowie zivile Lagebilder der Bundespolizei, der Landespolizeien und des Zolls werden in einem übergreifenden Lagebild zusammengefasst und ausgewertet. Das Ziel: Die Ostsee „gläsern“ zu machen und die Grundlage für fundierte und informierte Entscheidungen bereitzustellen.