Command Sergeant Major: Augen und Ohren des Kommandeurs der EFP-Battlegroup
Command Sergeant Major: Augen und Ohren des Kommandeurs der EFP-Battlegroup
- Datum:
- Ort:
- Rukla
- Lesedauer:
- 4 MIN
Die Aufgabe von Anjo Emond ist einmalig in Deutschland. Bereits seit anderthalb Jahren ist der niederländische Soldat der Command Sergeant Major (CSM) des bi-nationalen Panzerbataillons 414 aus Lohheide. Er hat immer ein offenes Ohr für die Soldatinnen und Soldaten seines Verbandes und ist dem Kommandeur direkt unterstellt. In vielen Streitkräften ist der CSM als ranghöchster Feldwebeldienstgrad und Stabsadjutant Normalität. In der Bundeswehr gibt es solch einen Dienstposten sonst nicht.
Den ranghöchsten Feldwebeldienstgrad einer Kompanie kennt jeder Angehöriger einer Einheit. Dieser besitzt eine herausgehobene Führungsrolle als Führer des Unteroffizierkorps. Da er sich unter anderem um das Wohlbefinden seiner Kameradinnen und Kameraden kümmert, wird er umgangssprachlich auch als die „Mutter der Kompanie“ oder als „Spieß“ bezeichnet. Doch einen Bataillons-Spieß, wie es ihn zum Beispiel in den amerikanischen oder niederländischen Streitkräften gibt, sucht man in der Bundeswehr vergebens.
Umso bemerkenswerter ist Anjo Emonds Aufgabe im deutsch-niederländischen Panzerbataillon 414 aus Lohheide. Er selbst bezeichnet sich als das „Thermometer“ der Battlegroup. Eine seiner Hauptaufgaben ist für ihn, die Gefühlslage der Soldatinnen und Soldaten immer im Blick zu haben und dadurch Herausforderungen bei der Menschenführung frühzeitig zu erkennen. „Der Sensor in der Battlegroup zu sein, nimmt dem Kommandeur viel Arbeit ab. Ich kann in meinen persönlichen Gesprächen mit Soldatinnen und Soldaten oder in den Spießrunden viel besser erfahren, wo der Schuh drückt.“
Bindeglied zwischen den NATONorth Atlantic Treaty Organization-Bündnispartnern
So habe die Multinationalität nicht nur Vorteile, erzählt Anjo Emond. Aufgrund der verschiedenen Mentalitäten und Vorschriften der verschiedenen Partnernationen komme es manchmal zu Neid unter den Kameradinnen und Kameraden. Gerade zu Beginn des Einsatzes habe er viele Gespräche mit den Spießen der unterschiedlichen Nationen geführt.
In seinem Job braucht es jede Menge Fingerspitzengefühl, da es vor allem um menschliche und weniger um dienstliche Probleme geht. Anjo Emond hat ständiges Vorspracherecht beim Kommandeur: „Ich bin dafür da, die Probleme vom Tisch des Kommandeurs fern zu halten.“ Er informiert ihn aber auch über Dinge, von denen er sonst nichts gehört hätte. Am Ende des Tages verstehen sich alle trotz der unterschiedlichen Herkunft und der kleinen Unterschiede sehr gut und arbeiten professionell zusammen. Der Command Sergeant Major ist allerdings nicht nur Berater des Kommandeurs. Als Angehöriger des Führungskreises des deutsch geführten multinationalen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Gefechtsverbandes ist er an Entscheidungsprozessen des Bataillonsstabes beteiligt.
Repräsentanz des NATONorth Atlantic Treaty Organization-Gefechtsverbandes auf hoher Ebene
Eine weitere Hauptaufgabe ist die Repräsentation. Bei Besuchen oder offiziellen Veranstaltungen, zu denen die Bataillonsführung anwesend sein muss, vertritt er zusammen mit dem Kommandeur die EFP-Battlegroup. Als seinen schönsten Moment während des Einsatzes mit der 10. Rotation bezeichnet Emond eine dieser repräsentativen Veranstaltungen. So habe ihm der gemeinsame Besuch der vier Heeresinspekteure aus Deutschland, Litauen, den Niederlanden und Norwegen gezeigt, wie besonders seine Aufgabe sei. „Das war schon eine gute Gesellschaft zum Kaffeetrinken. Viele Soldatinnen und Soldaten haben in ihrem Leben nie die Möglichkeit, mal ihre Sicht der Dinge bei so hoher Stelle vorzubringen.“
Erfahrungen aus einer Feldwebellaufbahn
„Gerade in einem Einsatz von über einem halben Jahr Länge setzt irgendwann ein Lagerkoller ein.“ Diese Erfahrung bringe er aus seinen vorherigen Einsätzen in Bosnien-Herzegowina und Afghanistan mit. „Nach vier Monaten ist die kritische Phase erreicht. Sobald die Übungen weniger werden, kommen die wahren Probleme mit- und untereinander ans Licht.“
Um für den Dienstposten eines Command Sergeant Major ausgewählt zu werden, muss ein Soldat in den Niederlanden viele verschiedene Dienstposten absolvieren. „Ich war schon vorher Spieß. Auch im Einsatz, aber das allein reicht nicht für die Auswahl zum Command Sergeant Major“, erzählt Emond. Den niederländischen Streitkräften ist viel Erfahrung in der Menschenführung sowie innerhalb verschiedener Einheiten wichtig bei der Auswahlentscheidung für die Dienstposten. Für die Stelle in Lohheide gab es noch weitere Kriterien. Wichtig war eine vorangegangene Verwendung in Deutschland sowie die persönliche Erfahrung in der Panzertruppe. Dies sind allerdings nur drei der strengen Auswahlkriterien.
Neue Herausforderungen in der Heimat
Nach über sechs Monaten Auslandseinsatz mit intensiven Gefechtstrainingsphasen, unter anderem während der Übungen Crystal Arrow und Iron Spear in Litauen sowie Lettland, geht es für die Soldatinnen und Soldaten der 10. Rotation wieder zurück an ihre Heimatstandorte. Für Command Sergeant Major Anjo Emond bedeutet das, zunächst einmal Urlaub bei der Familie in den Niederlanden zu machen. „Mir macht meine Arbeit Spaß. Auch hier in Litauen habe ich mehr schöne als nicht so schöne Momente erlebt. Aber ich bin glücklich, wieder Zeit mit meiner Familie verbringen zu können.“ Nach dem wohlverdienten Urlaub gibt es im Heimatbataillon genug zu tun. Der Kommandeurwechsel und andere Personalveränderungen sind absehbar. Viel Arbeit für den neuen alten Command Sergeant Major Anjo Emond.