158 Tage ohne Landgang: Der Kommandant im Interview
158 Tage ohne Landgang: Der Kommandant im Interview
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Korvettenkapitän Robert Lehmann war als Kommandant mit dem Tender „Werra“ insgesamt fünf Monate im Einsatzgebiet. Nach seinem Einsatz bei der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Unterstützung Ägäis beantwortet der 39-jährige Berliner Fragen zu seinen Aufgaben, den Besonderheiten und zieht ein Fazit.
Der Tender wird nach 158 Tagen ohne Landgang und nach über 22.000 Seemeilen am 11. Juni wieder im Heimathafen Kiel zurückerwartet.
5 Fragen an Robert Lehmann
Korvettenkapitän Robert Lehmann
Was war die Aufgabe der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Unterstützung Ägäis und wie haben Sie sich darauf vorbereitet?
Die Aufgaben des Tenders sowie der Einheiten der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Unterstützung in der Ägäis sind vielfältig. Dazu gehören der Lagebildaufbau und Informationsaustausch in Zusammenarbeit mit der griechischen und türkischen Küstenwache, der europäischen Grenzschutzbehörde FRONTEX, der NATONorth Atlantic Treaty Organization sowie den nationalen Stellen in Deutschland. Unser Ziel war es, die Schleuseraktivitäten im Einsatzgebiet zu unterbinden. Zusätzlich bietet der Tender den anderen Einheiten logistische Unterstützung in See. Abgesehen davon dient er als Plattform für repräsentative Zwecke wie Gespräche zwischen den beteiligten Nationen und Behörden.
Diese Aufgaben hat mit der „Werra“ erstmalig ein Tender in der Ägäis übernommen. Auch wenn der Auftrag im Grunde nichts Besonderes für einen Tender der Marine ist, war der Beginn in Teilen sehr fordernd. Doch durch regelmäßiges Training in der Vorbereitung und auch später im Einsatzgebiet waren wir nicht nur vor Beginn der Aufgabe gut aufgestellt, sondern konnten das Niveau auch über den langen Einsatzzeitraum halten.
Wie kann man sich einen typischen Tag auf einem Tender bei der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Unterstützung Ägäis vorstellen?
Grundsätzlich sind die Tage ähnlich strukturiert wie in allen anderen maritimen Einsätzen. Nach dem Frühstück werden die Punkte für den Tag zwischen der Besatzung und dem eingeschifften Stab besprochen. Anschließend bekomme ich ein kurzes operatives Briefing zu den Besonderheiten der vergangenen Nacht und bespreche mich mit den eingeschifften Verbindungsoffizieren der griechischen und türkischen Marine. Daran schließt sich vor dem Mittagessen eine Ausbildung für den gesamten Tender an. Wir üben den Umgang mit Feuer im Schiff, Person über Bord oder verschiedene Gefechtssituationen. Die kurze Pause nach dem Mittagessen hat sich die Besatzung dann redlich verdient.
Am Nachmittag führen wir planmäßige Materialerhaltungen durch. Gerade in klimatisch anspruchsvollen Seegebieten bedarf es der besonderen Pflege des Materials. Vor dem Abendessen wird dann noch schnell das tägliche Reinschiff auf dem Tender durchgeführt. Auch wenn dieses nicht gerade zu den Lieblingsaufgaben zählt, so ist es doch zwingend notwendig, wenn so viele Besatzungsmitglieder auf engem Raum zusammenleben. Nach dem Abendessen wird die kurze dienstfreie Zeit für die körperliche Fitness oder ein Telefonat mit der fernen Heimat genutzt. Dies alles geschieht natürlich, während auf der Brücke rund um die Uhr das Seegebiet überwacht wird, potenzielle Schleuseraktivitäten aufgeklärt und in Zusammenarbeit mit den griechischen und türkischen Behörden verhindert werden.