MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali: Präsenz zeigen und Informationen sammeln
MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali: Präsenz zeigen und Informationen sammeln
- Datum:
- Ort:
- Gao
- Lesedauer:
- 5 MIN
Was haben ein Stoffhändler und ein Grundschullehrer mit der Sicherheit der deutschen Soldaten im malischen GAO zu tun? Um das zu erklären, lohnt es sich, einmal über die Schultern der Soldaten der Operativen Kommunikation zu schauen.
Die Sonne steht bereits hoch am Himmel über dem Camp Castor. Vor dem Stab des Einsatzkontingentes steht ein Team an einem gepanzerten Fahrzeug. Major Markus R. ist der Führer der fünfstündigen Erkundungs- und Gesprächsfahrt. Dabei sollen verschiedene Stadtteile von Gao und angrenzenden Dörfer angefahren werden.
Ziel: Flagge zeigen
„Ziel des Auftrags ist es, in Gao Flagge zu zeigen und in Gesprächen mit der Bevölkerung und Geschäftsleuten ein Stimmungsbild zu ermitteln“, sagt der Berufssoldat zu seinem Team, das aus seinem Fahrer und einem Sprachmittler besteht. Dabei erläutert er noch einmal welche Verhaltensweisen und Reaktionen bei einem möglichen Angriff auf das Team gelten. „Beweglichkeit und Schnelligkeit sind der Schlüssel bei gefährlichen Situationen“, schärft Markus seinem Kraftfahrer noch einmal ein. Der Major überlässt nichts dem Zufall. Mitgeführt wird im Fahrzeug ein „Day-Pack“ pro Person: Munition, Sanitätsrucksack, Wasser und Nahrungsmittel für einen Tag. Überprüft werden gleichzeitig die Kommunikationsverbindungen zum Joint Operation Center (JOCJoint Operation Center), bei dem sich das Team in regelmäßigen Abständen meldet. Sollte das Fahrzeug angegriffen werden, steht innerhalb kürzester Zeit Hilfe aus dem Camp Castor bereit. Diese Sicherheitsmaßnahme ist notwendig und unverzichtbar, um in Notfällen schnelle und effektive Hilfe für bedrohte Soldaten zu bekommen. „Dies gibt den Soldaten die im Einsatz wichtige Sicherheit“, so Markus. An der Ein- und Ausfahrt von Camp erfolgt eine letzte Kontrolle und das Fertigladen aller von den Soldaten mitgeführten Waffen.
Lehrerstreik – was nun?
Nach einer kurzen Fahrt biegt das Fahrzeug von der Hauptstraße ab und fährt in die Ortschaft Tofadafor. Auf Grund eines Lehrerstreikes sind heute keine Kinder in der Schule, sondern spielen im Schatten der Bäume. Wachsam beobachtet Oberfeldwebel Christian T. durch die gepanzerten Scheiben die Umgebung. Als sie das Fahrzeug verlassen, sind sie in wenigen Augenblicken von Kindern umringt. „Besonders die Kinder haben keine Berührungsängste mit uns“, erzählt Oberfeldwebel Christian T. Im Gespräch mit dem Dorfältesten erfährt Markus wichtige Informationen über die Situation im Ort. Der Radioempfang sei sehr gut, und die Bewohner erfahren dort auch einiges über die deutschen Soldaten von MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali. Lediglich der Lehrerstreik bereitet ihm Sorgen, berichtet der Dorfälteste.
Eintrag ins Besucherbuch der Schule
Der nächste Punkt liegt etwas oberhalb des Nigerdeltas und bietet einen beindruckenden Blick auf karges Wüstenland sowie die Grünflächen auf beiden Seiten des Nigers. Auf dieser Anhöhe steht die Grundschule von Schuldirektor Adouraja I. Auch hier findet heute kein Unterricht statt. Der Direktor freut sich, dass die Deutschen bei ihm angehalten haben. „Normalerweise fahren die Militärfahrzeuge ohne anzuhalten durch unser Dorf“, so der Schulleiter. Heute kann er in Ruhe mit den deutschen Besuchern über seine Sorgen und die Herausforderungen im Schulalltag sprechen. Vor zwei Jahren ist in der Regenzeit das Dach der Schule zusammengebrochen. Zwar besitzt die Schule seit 2017 drei neue Klassenzimmer, diese reichen aber bei weitem nicht aus, um die fast 300 Schüler zu unterrichten. Deshalb wurde neben dem von der UNUnited Nations finanzierten Schulgebäude ein weiterer Klassenraum errichtet. Dieser besteht lediglich aus einem Holzgerüst, das mit Strohbündeln bedeckt ist. In diesen vier Räumen findet der Unterricht von der ersten bis zur vierten Klasse statt. Nach einem aufschlussreichen Gespräch darf sich Major R. in das Besucherbuch der Schule eintragen.
Nächster Halt - Stoffhändler
Der Trupp setzt seine Fahrt in die Stadt fort. Die Strecke kann wegen des hohen Verkehrsaufkommens nur langsam zurückgelegt werden. Christian muss besonders darauf achten, dass keine Kinder oder Tiere vor das Fahrzeug laufen. „Die Fahrten am Nachmittag stellen immer eine besondere Herausforderung für die Fahrer dar“, so Markus. Wenige Minuten später ist der Gesprächspunkt erreicht. Das Geschäft des Stoffhändlers liegt günstig an einer Hauptstraße. Christian betritt mit dem Sprachmittler das Geschäft. Angeboten werden farbige Stoffe aus wachsgefärbter Baumwolle bis hin zu feinen Tuchstoff.
Der Ladenbesitzer, ein junger Mann, tritt auf Christian mit der Begrüßung „Bonjour, Ca va!“ zu. Oberfeldwebel T. erwidert den Gruß und gibt über den Sprachmittler zu verstehen, was er möchte und wissen will. Christian stellt dem Händler einfache Fragen. Diese drehen sich um das Geschäft, seine Eindrücke und Beobachtungen in der letzten Zeit. Die aufgefangenen Stimmungen und Trends lassen so Rückschlüsse auf die derzeitige Situation in der Region zu. Nichts verbreitet sich in Gao schneller als Gerüchte und Vermutungen. Nach rund 20 Minuten nähert sich das Gespräch seinem Ende. Christian und sein Sprachmittler verabschieden sich vom Stoffhändler, die Fahrt geht weiter in Richtung Hafen.
Reges Treiben in der Stadt
Bei einem kurzen Stopp an einer belebten Straße schaut sich das Team das rege Treiben auf der Straße und den gegenüberliegenden Geschäften an. An einem Marktstand kauft Markus Obst. Fünf Bananen kosten hier 500 Franc de la Communauté Financiére d´ Franc (CFA-Franc) - das sind umgerechnet 75 Cent. Dabei fragt er auch nach der Stimmung auf dem Markt, dies dient zum gegenseitigen Informationsaustausch. Das ist auch deshalb so wichtig, damit die Soldaten von MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali nicht nur als vorbeifahrende Blauhelme wahrgenommen werden.
Letzter Halt - Hafen
Der letzte Anfahrtspunkt an diesem Tage ist der Hafen am Niger. Fischer kehren mit ihren Booten zurück. Heute ist es so klar, dass in der Ferne sogar die rote Düne von Koyma sichtbar ist. Sie ist eines der Wahrzeichen von Gao. Major R. kommt schnell mit einem einheimischer Fischer ins Gespräch. Dieser erzählt von seinem Geschäft und bietet den Soldaten eine Bootstour nach Bamako an. Auf der angrenzenden Straße werden durch einheimische Verkäufer verschiedene Waren angeboten. Tiere werden auf Stahlgittern gegrillt und Kartoffelstäbchen in siedendem Öl frittiert. „Neben dem herausfordernden Geruch trocknenden Fisches gibt es hier eine beeindruckende Auswahl an Obst, Gewürzen und Gebäck“, so Markus.
Auftrag ausgeführt
Als schließlich die Sonne an Kraft verliert, macht sich das kleine Team zügig auf den Rückweg. Die Dämmerung ist hier in der Nähe des Äquators besonders kurz. Und so geht es nach einem informativen Tag zurück zum Camp Castor. „Die gewonnenen Informationen des Tages werden wir im Lager zusammenfassen und als Bericht weiterleiten“, so Major R. Markus und sein Team werden auch weiterhin bei ihren Erkundungs- und Gesprächsfahrten Schulen und Läden anfahren, aussteigen und mit den Einheimischen sprechen. Von jedem Menschen in der Stadt kann ein kleines Stück des Lagebildes gewonnen werden.
Kontakt für die Presse
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Bundeswehr/Janin Tietz
Oberstleutnant Christian Schneider
Sprecher für die Einsätze der Bundeswehr im Internationalen Krisenmanagement