MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali: Übung des Bergetrupps in Gao
MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali: Übung des Bergetrupps in Gao
- Datum:
- Ort:
- Gao
- Lesedauer:
- 5 MIN
Wer holt eigentlich ein beschädigtes Gefechtsfahrzeug aus der Wüste? In Mali gibt es keine Pannenhilfe vom Automobilclub. Was es aber gibt, sind die Männer vom Bergetrupp und ihr gepanzertes Berge- und Abschleppfahrzeug Bison. Die schleppen jedes Fahrzeug ins Camp Castor. Jedes.
Das Szenario
Zwei Dingos tasten sich durch die malische Wüste. Die Kameraden aus Belgien gehören zur Aufklärungskompanie in Gao. Plötzlich explodiert unter einem der belgischen Dingos ein Sprengsatz. Das Fahrzeug ist nicht mehr fahrtüchtig. Von allein bewegt sich das Fahrzeug keinen Meter mehr vorwärts. Die Funkgeräte geben keinen Mucks von sich. Kommunikation ist unmöglich. Ein Horrorszenario – ausgedacht vom deutschen MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali-Kontingent. Verwundetenversorgung, Sicherung, Evakuierung der Verwundeten - all das klappt wie am Schnürchen. Kanadier, Belgier und Deutsche sind aufeinander eingespielt und wissen, was zu tun ist. Mehrmals haben die Beteiligten das bereits geübt. Nun aber kommt etwas, was noch keiner außerhalb des Camps praktiziert hat: Die Bergung und Rückführung eines beschädigten Fahrzeugs.
Der Dingo ist platt, der Bergetrupp muss raus
Im Camp Castor gibt Hauptfeldwebel Daniel S. seine Befehle. Die Männer und Frauen des Bravo-Zuges der Schutzkompanie stehen dicht gedrängt bei ihm. Daniel spricht ruhig, aber deutlich: Ein Anschlag auf die belgischen Kameraden. Ihre Verwundeten sind versorgt. Der Dingo ist platt, kommt nicht mehr allein vom Fleck. Der Bergetrupp muss raus. Daniel und seine Soldaten sichern die Bergung ab. Schutzkräfte und Bergetrupp bilden zusammen die Recovery Task Force. Die bringt den belgischen Dingo heim. Es ist keine Zeit zu verlieren. Die Gefechtsfahrzeuge und der Bergetrupp starten. Die kleineren Autos könnten schneller fahren, doch das große weiße Monstrum in ihrer Mitte, der Bison, bestimmt die Geschwindigkeit. Der Konvoi darf nicht abreißen.
Keine Bauchentscheidung, sondern exakte Planung
Eine Recovery Task Force wird flexibel zusammengestellt. Meist besteht sie aus einem Gefechtsschaden-Instandsetzungstrupp. Das ist so etwas wie eine Pannenhilfe in Flecktarn. Fällt ein Fahrzeug aus, versucht der Trupp es wieder fahrbereit zu machen. Müssen Fahrzeuge abgeschleppt werden, fahren schwere Abschleppfahrzeuge mit. Ein Schwerlasttransporter oder das gepanzerte Berge- und Abschleppfahrzeug Bison, je nachdem, ob die zu bergenden Fahrzeuge noch rollfähig sind oder nicht. Unser belgischer Dingo rollt zwar nicht mehr von allein, aber Achsen und Räder sind noch dran. Gut so. Eine Aufgabe für den Bison. Denn der braucht mindestens eine funktionierende Achse beim defekten Fahrzeug. Die Entscheidung darüber hängt vom Inhalt der standardisierten Meldung ab: Um welches Fahrzeug handelt es sich? Welche Ausmaße hat es? Wie schwer ist es? Welchen Schaden hat das Fahrzeug? Ist es rollfähig? Liegt es auf der Seite oder steht es auf seinen Rädern? Liegt es auf dem Dach? So stellen die Soldaten maßgeschneidert eine Task Force zusammen.
Die malische Wüste ist keine deutsche Autobahn
Die 35 Tonnen des Bison machen es schwer, mit den Dingos und Füchsen mitzuhalten. Doch trotz der 500 Pferdestärken erreicht er die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 90 Kilometern pro Stunde nicht. Die malische Wüste gibt das nicht her. Stabsunteroffizier Sascha M., Bergetruppführer, fährt heute den Bison. „Wir sind ja hier nicht in Deutschland auf einer mehrspurigen Autobahn. Unebenheiten sind hier im malischen Wüstensand schwer zu erkennen. Da kann jeder Druck aufs Gaspedal einer zu viel sein“, sagt der 32-Jährige, „Sicherheit geht vor“.
Infanterie sichert
Trotz des Staubes der vorausfahrenden Fahrzeuge sind die belgischen Dingos rasch erkannt. Der Zugführer der Quick-Reaction-Force weist den Führer der Recovery Task Force ein. Infanteristen rundum beobachten aufmerksam die Umgebung. Keine Bewegung entgeht ihnen. Trotz der Sicherung durch die Kameraden des Bravo-Zuges sind die Belgier sichtlich froh, dass das Bergegerät jetzt da ist. „Klar ist das unangenehm. Du stehst hier mitten auf der Platte. Bist meilenweit zu sehen und kommst nicht vom Fleck, hast Verletzte und dazu keinen Funk. Das will keiner länger als nötig“, sagt einer der belgischen Soldaten.
Gefühl in den Fingerspitzen
Stabsunteroffizier Sascha M. fährt den Bison mit Fingerspitzengefühl nah an den beschädigten Dingo der Belgier heran. Was er nicht sieht, sieht für ihn Stabsunteroffizier Patrick L. Die beiden verstehen sich blind. Es spielt keine Rolle, wer das Fahrzeug fährt oder das Gerät bedient. Patrick gibt Sascha ein Zeichen. Der Bison ist in der richtigen Entfernung und stoppt. Die Soldaten fahren den Knickarm aus. Das mächtige Metallbauteil am Heck des Bison sieht aus wie eine riesengroße Anhängerkupplung. Jetzt wird es spannend.
Standards auf dem Prüfstand
Wird der Knickarm zur Aufnahmevorrichtung des belgischen Dingos passen? Patrick winkt ab: „Wir sind doch in der NATONorth Atlantic Treaty Organization. Da gibt es Standards. Ich habe einen Adapter dabei. Der passt da natürlich drauf.“ Auch Fahrzeuge von verbündeten Nationen können so abgeschleppt werden.
Harte Arbeit: Hilfe naht
Schweiß tropft von den Gesichtern: Bei vierzig Grad in Mali den tonnenschweren Dingo anzuschlagen, ist harte Arbeit. Oberfeldwebel Florian S. packt mit an. Er führt den Gefechtsschaden-Instandsetzungstrupp und auch er hält große Stücke auf den Bison: „Der ist unglaublich gut geländegängig und relativ wendig, selbst, wenn er ein Fahrzeug hinten drauf hat. Da hat er keine Probleme, auch bei schwerem Gelände nicht. Einfach souverän.“, sagt der erfahrene „Instandsetzer“.
Zurück ins Camp Castor
Die Rückfahrt ist fordernder als erwartet. Was die Soldaten vom Bergetrupp im Camp oft geübt haben, ist in der Wüste eine andere Sache. „Ich muss schon oft in den Rückspiegel schauen. Wie verhält sich der Dingo? Bin ich zu schnell? Bin ich zu langsam für die Steigung, die da vor mir liegt?,“ muss Patrick L. beachten und Sascha M. ergänzt: „Etwas Erfahrung, gutes Bauchgefühl und gesunder Menschenverstand sind hier in Mali echt Gold wert.“
Angekommen: Saubere Arbeit
Der Treck hat das Haupttor des Camp Castor passiert. Den Dingo schleppen die Stabsunteroffiziere Patrick und Sascha mit ihrem Bison gleich zum Instandhaltungszug. „Pit Stop“ nennen sie liebevoll ihre Werkstatt. Dort wartet schon Oberfeldwebel Florian S.: „Sauber Männer!“, lobt er die beiden: „Das war ja eine schnelle Aktion!“ Am Ende des Tages steht die Erkenntnis, dass die oft im Camp trainierten Verfahren in der Wüste Malis funktionieren.
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Bundeswehr/Janin Tietz
Oberstleutnant Christian Schneider
Sprecher für die Einsätze der Bundeswehr im Internationalen Krisenmanagement