Materialverwertung im Camp Castor
Materialverwertung im Camp Castor
- Datum:
- Ort:
- Gao
- Lesedauer:
- 3 MIN
Scheppernd knallt die Tür von Omars Auto ins Schloss. Der Händler ist spät dran und die Konkurrenz schläft nicht. Im deutschen Camp Castor ist Auktionstag. Hier kommt in den nächsten Stunden unter den Hammer, was die Bundeswehr nicht zurück nach Deutschland bringt – sicherheitsempfindliches Material, Schusswaffen und Sprengstoff ausgenommen.
„Guten Morgen, ich gebe nun die Bieterzettel aus, im Anschluss starten wir mit den ersten Besichtigungen“, begrüßt Hauptmann Andre H. die Anwesenden mit einem kleinen Lächeln im Gesicht. Er ist Teil der Verwerteorganisation, die sich um all das kümmert, was hier versteigert wird. Damit der Bieterkreis, der aus Maliern besteht, den deutschen Hauptmann auch versteht, ist Alain an seiner Seite. Der Stabsfeldwebel ist Sprachmittler im Kontingent und seine Französischkenntnisse sind hier Gold wert.
Das erste Objekt, das es zu ersteigern gilt, ist eine Grabenfräse. Viele Jahre hat sie der Bundeswehr treue Dienste geleistet. Nun sind die Kosten für Instandsetzung und Rücktransport so hoch, dass in Deutschland stattdessen eine Neue gekauft wird. Die Interessenten schleichen um die Fräse herum und verlieren kaum ein Wort, um den Preis nicht durch einen zu langen oder zu interessierten Blick in die Höhe zu treiben. Die Auktion verläuft still. Jeder Bieter kann ein Gebot abgeben – ohne Absprache. Und nur das Höchstgebot bekommt den Zuschlag. Kein Nachverhandeln, keine Diskussion. Das Pokerface spart hier gegebenenfalls richtig Geld.
Auf in die zweite Runde
Weiter geht es für die Interessenten in die anliegende Halle. Zum Glück ist diese klimatisiert, denn im Freien klettert das Quecksilber bereits der 40-Grad-Marke entgegen. Im Inneren gibt es allerhand zu sehen und die Händler verteilen sich im Raum. Vom Drucker bis zum Werkzeugkasten ist alles dabei und sie prüfen genau, was ihnen hier angeboten wird. Einige von ihnen benötigen die Sachen für ihre Firmen, andere verkaufen das Material weiter. Dabei wird stets genau kalkuliert, denn einen guten Schnitt will natürlich jeder machen.
Zurück an die frische Luft
Der dritte Teil der Auktion findet wieder im Freien statt. Diesmal sind die Auktionsstücke etwas größer. Die Besucher verschaffen sich zunächst einen Überblick, dann gehen sie zielstrebig auf die Exponate zu. Besonderes Interesse finden zwei Mercedes Geländewagen. Diese haben zwar ihre besten Tage lange hinter sich – dennoch kann sich der Ankauf lohnen. Neben den beiden Wracks stehen noch Seecontainer und Anhänger zum Verkauf. Der ein oder andere muss schon genauer überlegen, ob seine Einkaufsliste nicht schon voll genug ist.
Damit hat niemand gerechnet
Zum letzten Mal wechselt die Location. Was nun kommt, macht alle ein wenig sprachlos. „Kommen wir zur letzten Auktion“, leitet Hauptmann Andre H. zum überraschendsten Objekt des Tages über, „wir versteigern eine ganze Tankstelle inklusive Tanks. Der Abbau und Abtransport ist selbst vorzunehmen.“ Nun schaut er in erstaunte Gesichter und es dauert ein wenig, bis sich die Besucher einen Eindruck von dem gemacht haben, was ihnen hier offenbart wird. Noch fragt er sich, ob ein so großes Objekt überhaupt einen Käufer findet oder ob es im schlimmsten Fall der Ladenhüter des heutigen Tages bleibt. Doch dann beginnen die Ersten, zaghafte Fragen an den Sprachmittler zu stellen. Es wird reichlich getuschelt und zahllose Nachrichten verlassen die Handys der Anwesenden. Eine Tankstelle kauft man halt nicht einfach so. „Ich bitte Sie darum, nun zum Ende zu kommen und Ihre Gebote zu notieren!“, ruft Andre H. in die Runde. Tatsächlich kreisen einige Kugelschreiber nochmal über das Papier der Auktionszettel.
Am Ende des Tages hat sich für jeden Artikel inklusive Tankstelle ein Käufer gefunden und die Gebote waren mehr als zufriedenstellend. Der Verkauf war ein voller Erfolg und während die Käufer das Lager mit deutlich leichteren Geldbörsen verlassen, werden die nächsten Auktionsgegenstände schon vorbereitet.