Luftraumüberwachung bedeutet Sicherheit am Boden
Luftraumüberwachung bedeutet Sicherheit am Boden
- Datum:
- Ort:
- Gao
- Lesedauer:
- 4 MIN
Update per Knopfdruck: So einfach wie beim PC oder Smartphone ist ein Update für die komplexen Waffensysteme der Bundeswehr bei Weitem nicht. Gerade bei den Systemen im Einsatz, die sich im Dauerbetrieb befinden, müssen solche Aktualisierungen genauestens geplant werden. Das gilt auch für das Flugabwehrsystem MANTISModular, Automatic and Network capable Targeting and Interception System im Camp Castor. Es ist für den Schutz der Soldatinnen und Soldaten vor RAMRolling Airframe Missile-Bedrohungen aus der Luft unverzichtbar: Rund um die Uhr klärt es Raketen-, Artillerie- und Mörserbeschuss frühzeitig auf.
Schutz vor Bedrohungen aus der Luft
Die Alarmierung und sofortige Einleitung von Schutzmaßnahmen liefern den Kontingentangehörigen im Camp Castor wertvolle Augenblicke, um in geschützte Bereiche zu gelangen. Seit 2018 bietet MANTISModular, Automatic and Network capable Targeting and Interception System zuverlässigen Schutz vor Bedrohungen aus der Luft. Um weiterhin zuverlässig seinen Dienst zu verrichten, müssen Software und Hardwarekomponenten des Flugabwehrsystems regelmäßig optimiert werden. Dazu gehören neue Funktionen im Bereich der Informationssicherheit und Waffensystemweiterentwicklung sowie der Rechner. Auch ergonomische Gesichtspunkte werden berücksichtigt, beispielsweise durch Monitore mit besserer Auflösung für die Bedienenden.
Mit vereinten Kräften im Einsatz
Für den Betrieb im Einsatz wäre ein längerer Ausfall der Funktionen, beispielsweise durch den kompletten Austausch des Systems, nicht hinnehmbar und logistisch herausfordernd. Deshalb ist es notwendig, die Erneuerungen direkt vor Ort durchzuführen. Dabei sollen die Einschränkungen für die Sicherheit des Einsatzkontingentes selbstverständlich so minimal wie möglich ausfallen. Schließlich muss der Hauptauftrag für die VN-Mission MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali – die Aufklärung – weiter durchgeführt werden. Ein Team der Herstellerfirma Rheinmetall Air Defence (RAD) und der Projektleitung des Bundesamtes für Ausrüstung, Infrastruktur und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr) wurde zusammengestellt, um mit dem MANTISModular, Automatic and Network capable Targeting and Interception System-Personal vor Ort die Umrüstung durchzuführen.
Nicht mal eben nebenbei gemacht
„Es handelt sich um die bisher umfangreichste Aktualisierungsmaßnahme, die heute am vor Ort befindlichen Flugabwehrsystem MANTISModular, Automatic and Network capable Targeting and Interception System durchgeführt wird. Und das im laufenden, scharfen Einsatzbetrieb“, erklärt der Projektleiter, Oberstleutnant G. vom BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr. Die Vorbereitungsarbeiten waren zeitaufwendig und mussten zwischen seinem Unterstützungsteam, der Herstellerfirma sowie dem Heimatverband der Flugabwehrraketengruppe 61 aus Todendorf abgestimmt werden. Notwendige Umrüstsätze wurden zusammengestellt und versendet. Vor Einreise in das Einsatzland ging es für alle Projektteilnehmenden außerdem in eine 14-tägige isolierte Unterbringung in Deutschland – Zeit, die dank der guten ITInformationstechnik-Ausstattung für Videokonferenzen und Vertragsverhandlungen genutzt werden konnte.
Ein Anfang ist gemacht
Mit der „Ruhe“ ist es im Camp Castor schlagartig vorbei. Dank der guten Vorbereitung des MANTISModular, Automatic and Network capable Targeting and Interception System-Zuges kann die Arbeit sofort beginnen. Als Erstes wird ein redundanter Sensor umgerüstet, zudem werden neue bedruckte Leiterplatinen verbaut. Die Firma RAD führt die intervallmäßig vorgeschriebene Wartung durch, die erfahrenen Instandsetzungsfeldwebel von MANTISModular, Automatic and Network capable Targeting and Interception System unterstützen nach Kräften.
Um den Sensor später zum Einsatz zu bringen, muss er kalibriert werden. In der Fachsprache nennt man das „Vermessen des Schielwinkels“ des Folgeradars. Für alle verfügbaren Frequenzen werden individuelle Abweichungen ermittelt und festgehalten. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass das System bei Bedarf eine exakte Bedrohungsanalyse durchführen kann.
Unterbrechung in der Luftraumüberwachung
Am Folgetag wird das erste tonnenschwere „Auge“ des Flugabwehrsystems mit dem frisch aktualisierten Sensor getauscht. Ein wahrer Kraftakt, der ohne die Mithilfe der Spezialpioniere der Unterstützungskompanie mit ihrem Großgerät nicht möglich wäre. Der abgebaute Sensor wird noch am selben Tag und analog zum ersten ebenfalls einem „Refresh“ unterzogen und kalibriert. Er steht nun seinerseits zum Tausch mit einem weiteren Sensor bereit.
Nach dem erfolgreichen Absolvieren der Pflicht steht die eigentliche Kür auf dem Programm: die Umrüstung der Bedien- und Feuerleitzentrale sowie der weitere Sensortausch in einem engen Zeitfenster. Für diesen Zeitraum steht die Luftraumüberwachung still, das Vorgehen wird detailliert mit der Operationszentrale des Einsatzkontingentes abgestimmt. Zum Schutz des Camps kommt es in dieser Zeit zu einer verstärkten Präsenz von Patrouillen.
Schutz auf der Höhe der Zeit
Parallel zur Ausrüstung der Bedien- und Feuerleitzentrale wird der zweite Sensor getauscht. Das neue Suchradar dreht schon in der Vormittagssonne verlässlich seine Runden. Ein frisch gewartetes Energiemodul wird künftig für Strom sowie Kühlung der MANTISModular, Automatic and Network capable Targeting and Interception System-Zentrale sorgen. Hier werden Rechner, Monitore und bedruckte Leiterplatinen getauscht, neue Software aufgespielt und weitere Systeme wie die zentralen Luftlagedaten aktualisiert. Das System kann zukünftig modular weiter ausgerüstet werden. Dank der guten Planung sind die Arbeiten innerhalb des knappen Zeitfensters abgeschlossen und die Nachtschicht kann den Einsatzauftrag unmittelbar aufnehmen.
Damit war die „Operation am offenen Herzen“ erfolgreich, zeigt sich Oberstleutnant Windsch zufrieden. Er führt derzeit das Deutsche Einsatzkontingent MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali und führt aus: „Es ist beruhigend zu wissen, dass MANTISModular, Automatic and Network capable Targeting and Interception System hier ist. Die Frühwarnung vor einem Angriff mit Mörsern oder Raketen trägt zur Sicherheit aller Kontingentangehörigen und unserer Partner bei – und lässt uns nachts ruhiger schlafen.“ Ein komplexes Waffensystem wie MANTISModular, Automatic and Network capable Targeting and Interception System ist eben doch etwas anderes als ein Smartphone – und ein Update mehr als ein bloßer Knopfdruck.