Spurensicherung bei Zwischenfällen

Die Ermittler der Feldjäger

Die Ermittler der Feldjäger

Datum:
Ort:
Gao
Lesedauer:
3 MIN

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Der Einsatz in Mali erfolgt unter hoher Bedrohung durch terroristische Gruppen. Zum Glück sind Zwischenfälle mit deutschen Kräften eher selten. Sollte es doch zu Angriffen kommen, führen Feldjäger Ermittlungen zu deren Hergang durch. Das kann herkömmlich oder mit einem 360°-Sphärenkamerasystem passieren, das die Spezialisten in Mali nutzen. 

Eine Explosion mit einer schwarzbräunlichen Rauchfahne.

An der dunklen und braunen Farbe der Explosion kann man erkennen, dass Erdreich aufgewirbelt wurde

Bundeswehr/Christoph Paul

Unfälle mit Fahrzeugen, Kampfmittelfunde oder Sprengstoffanschläge: Wann immer Beweise für weitere Untersuchungen gesichert werden sollen, kommen die Feldjägerermittler oder ein Weapons Intelligence Team ins Spiel. Das Team der Feldjäger besteht aus drei Ermittlern. Je nach Art des Vorfalls rücken sie mit unterschiedlichen Kräften aus, um Spuren zu sichern. Das Weapons Intelligence Team setzt sich aus Feldjägern, Kampfmittelspezialisten, Sicherungspersonal und Aufklärern zusammen.

Nach den Standards des Bundeskriminalamtes

Soldaten laufen mit einem Messinstrument und einem Stativ durch den Sand. Im Hintergrund stehen Fahrzeuge der Bundeswehr.

Nach der Explosion gehen die Ermittler zum Krater, um diesen zu begutachten

Bundeswehr/Björn Kapfer

„Wenn deutsche Kräfte betroffen sind, kann eine Beauftragung durch die Generalbundesanwaltschaft erfolgen. Dabei geht es im Schwerpunkt um die Sachverhaltsfeststellung“, beschreibt Oberstabsfeldwebel Mathias L. das Vorgehen. Er ist einer der Ermittler. Damit die Spurensicherung gerichtsverwertbar ist, wurden die Spezialisten nach Standards des Bundeskriminalamtes ausgebildet. Um möglichst schnell am Ereignisort zu sein, ist das gesamte Team auch luftbeweglich und spätestens nach 60 Minuten abmarschbereit. „Wenn es zu einem Vorfall mit Feindeinwirkung gekommen ist, sind bei unserem Eintreffen am Ereignisort bereits Sicherungskräfte vor Ort“, so der Oberstabsfeldwebel. „Natürlich fangen wir erst mit unserer Arbeit an, wenn der Ereignisort durch das Explosive Ordnance Disposal-Team freigegeben wurde“, ergänzt der Ermittler.

Spurensicherung wie im Fernsehen

Ein Soldat hält ein Stativ in der linken Hand, mit der rechten fotografiert er, im Hintergrund ist Wüste.

Die Ermittler machen zunächst Fotos vom Explosionsort, um das Bild nicht durch ihre eigenen Schuhspuren zu verfälschen

Bundeswehr/Björn Kapfer

Zunächst verschaffen sich die Spezialisten ein Lagebild. Danach erfolgt die eigentliche Spurensicherung mit Fotos, Bodenproben und Vermessungen. „Besonderes Augenmerk liegt darauf, dass keine Spuren verändert werden. Das ähnelt im Grunde dem, was man im Fernsehen sieht“, erklärt Hauptfeldwebel Rico S. Dies sei jedoch nicht immer leicht, insbesondere, wenn zuvor Personen gerettet wurden. Der Aufwand ist enorm, damit die Situation so detailliert wie möglich festgehalten wird. „Nur so können sich auch Personen, die nie vor Ort waren, einen vollständigen Überblick über das Geschehen nach Aktenlage verschaffen“, ergänzt der Ermittler. Die Ergebnisse dienen dazu, Rückschlüsse aus dem Schadensbild oder Kratergrößen zu ziehen. Die zentralen Fragen lauten: Was ist wirklich passiert? Welche Kampfmittel und Sprengstoffmenge wurden benutzt, wer befand sich wo – und wie groß ist der Schaden? „Die Ergebnisse fließen in eine Datensammlung ein, aus der die gesamte Truppe künftig lernt“, erklärt Oberstabsfeldwebel Mathias L., Gruppenführer der Ermittler.

Hochmoderne Technik mit 360°-Laserscanner

Ein Soldat platziert einen Laser-Scanner auf einem Dreibein-Stativ um einen Krater, im Hintergrund ist Wüste.

Hauptfeldwebel Rico S. platziert den 360°-Laserscanner an unterschiedlichen Positionen um den Sprengkrater. Durch die Kombination aller Messungen entsteht am Computer mit zusätzlichen Fotoaufnahmen ein räumliches Bild des Ortes.

Bundeswehr/Björn Kapfer
Ein Soldat befüllt ein Kunststoffgefäß mit Erde und Fragmenten aus dem Krater, im Hintergrund ist Wüste.

Die Entnahme von Bodenproben ist für die späteren Ermittlungsarbeiten sehr wichtig. Aus den Proben lässt sich im Labor zum Beispiel die Art des Sprengstoffes bestimmen.

Bundeswehr/Björn Kapfer

Zurück am Ort der Sprengung beginnt die minutiöse Spurensicherung. Dafür werden zahlreiche Fotos aus verschiedenen Perspektiven gemacht. Danach nehmen die Ermittler Bodenproben, um die Art des Sprengstoffes festzustellen und etwaige Reste zu sichern. Außerdem vermessen sie Sprengkrater, Positionen und Fundorte. „Wir haben hier mit einem 360°-Sphärenkamerasystem hochmoderne Technik im Einsatzland“, erläutert Hauptfeldwebel Rico S. und hebt hervor: „Das Besondere an dieser Technologie ist, dass das System aus mehreren Positionen ein räumliches Bild vom ‚Tatort‘ erstellt.“

Erfahrungsaustausch für den Erkenntnisgewinn

Ein Computer mit einem dreidimensionalen Bild des Sprengortes. Auf dem Bildschirm sind Messlinien zu sehen.

Nachdem alle Laser-Messungen ausgewertet und mit den Fotos kombiniert wurden, entsteht ein 3D-Abbild am Computer. Der Betrachter kann sich dann am maßstabsgetreuen Ort bewegen, sich einen Überblick verschaffen und nachträglich Messungen vornehmen.

Bundeswehr/Christoph Paul

Für das räumliche Bild sendet der Scanner hunderttausende Laserstrahlen in alle Richtungen. Aus diesen entsteht eine 3D-Punktewolke, die später am Computer über die aufgenommenen Fotos gelegt wird. So bildet sich ein virtueller Raum, in dem die Ermittler digital am Bildschirm zu jedem späteren Zeitpunkt neue Messungen vornehmen können. „In dieser Erprobung vergleichen wir die digitalen Daten mit unseren analogen Messungen“, erläutert Oberstabsfeldwebel Mathias L. Die Erfahrungen werden mit der Wehrtechnischen Dienststelle 91 in Meppen ausgetauscht, um Erkenntnisse für den weiteren Betrieb zu erhalten. „Das System ist auf jeden Fall eine präzise Neuerung und Arbeitserleichterung“, lobt Oberstabsfeldwebel Mathias L.

von Christoph Paul und Björn Kapfer

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